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August - Fokus-Media

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ne Anordnung, eine Mischung zwischenBarock und Jugendstil zu machen, diesesHaus hier produziert hat. Dass ich dabeiin Vorbereitung war, hat eine entscheidendeRolle gespielt, weil meine Mutternicht hindernd eingreifen konnte. Sie istdann – viele, viele Jahre später – immerdurch das Haus gegangen und hat vor sichhin gemault: „Total verbaut!“ In der Tat istder Architekt im Laufe des Baus an progressiverParalyse (Anm. Red.: fortschreitenderAusfall der motorischen Funktioneiner oder mehrerer Körperregionen) erkrankt.Und die Mama hat immer behauptet,dass sich das stratigraphisch (Anm.Red.: Untersuchung räumlicher Abfolgevon Schichten) in den höheren Stockwerkenbemerkbar macht, bis hinauf zu einemZimmer mit buchstäblich dreizehnEcken, in dem ich jahrelang gewohnt habe... Alles wurzelt hier in Altenberg, undauch meine Ehe wurzelt hier ...“ – Nun, dermit 85 Jahren verstorbene Konrad Lorenzist hinsichtlich seiner starken Bindung zuseinem Geburtshaus und seiner Familienicht unbedingt ein Best Ager, vielleichtist es aber dessen Vater, der zu jener Zeitdes Hausentwurfs (1903) immerhin auchschon einen weißen Bart trug und dennochein derart pionierartiges Unterfangenwie einen gigantischen Villenbau aufsich nahm. Die materielle Sorgenfreiheitmuss sich „vererbt“ haben, was letztlichzur eigentlich bemerkenswerten Eigenschaftder „Best Ager“ führt: Sich als Gebildetermit größter Liebe und Neugiereinem in sich entdeckten Interesse bis hinzum bahnbrechenden Erkenntnisreichtumfür die Nachwelt verschreiben zukönnen, und dabei das eigene Leben trotzerlebter Bürden mit Esprit und Humor zubetrachten und nach außen zu tragen –und das bis zuletzt. Wie anspruchsvollmuss jene Welt sein, wo diese Form derindividuellen und persönlichkeitsgeprägtenKommunikation - auch öffentlich -State of the Art ist!ENERGIE DES ALTERS. Diese wertvolleWelt steht den Industrienationen sprichwörtlichvor der Türe: In naher Zukunftwird die Mehrheit der Bevölkerung wegensteigender Lebenserwartung und niedrigenGeburtenziffern aus den mit vielenBegriffen umschriebenen „Neuen Alten“Rekonstruktion und Weitergabe 2007“,worin sie selbst mittanzt: „Das Lebenwird mit fortschreitendem Alter nichtfröhlicher und lebendiger, sondern langsamer.Der Körper selbst verwandelt sichimmer langsamer. Fast bis zum körperlichenStillstand. Die Lust am Leben hängtjedoch mit der Energie zusammen. Undda kommt es zum energetischen Wandel.Die körperliche Energie lässt nach, wogegendie geistige Energie zunimmt. Der„In naher Zukunft wird die Mehrheit der Bevölkerungaus 'Neuen Alten' oder '50 plus' bestehen.“oder „50 plus“ bestehen, die sich in vermehrterZahl innerlich weit jünger fühlenund geben, als man es von ihrem Alter bishergeglaubt hat. In Lebensjahren sindderzeit jedoch 40 Prozent aller Europäerüber fünfzig, 2020 werden trotz verstärkterZuwanderung aus dem Ausland ebensoviele über sechzig sein. 2050 kommtbei fortschreitendem Kinderschwund einelangfristige Bevölkerungsreduktionhinzu: in Deutschland wird sie von gegenwärtigrund 80 Millionen auf 64,7 MillionenMenschen schrumpfen. Die Lebenserwartungist für eine Österreicherinheute durchschnittlich 85,5 Jahre (2030:88,3), für einen Österreicher 81,7 Jahre(2030: 84,8). Die absolute Obergrenze desMenschen ist inzwischen auf 125 Jahreangehoben worden.Hinsichtlich der großen Lebenszeitspanne,die ein ca. 60-jähriger Pensionist nochzu erwarten hat, scheint es einleuchtend,dass sich in dieser Zeit kein durchgehenderLebensstil durchziehen wird, sondernsich mehrere Stile innerhalb von Phasenund neuen Bedürfnissen beeinflussenwerden, sodass sich der „Neue Alte“ nuancenweiseauch verändern wird. Selbstwenn sich ein reifer Mensch erfahrungsgemäßnicht mehr so leicht manipulierenlässt wie ein Junger, den die gegenwärtigeMarktwirtschaft mit der werberelevantenZielgruppe von 14 bis 49 Jahren so gerneumgarnt. Ist es der zu erwartende Profit,den die Werbewelt in den letzten Jahrennun auch diese anwachsende Menschengruppenerforschen lässt, so sind derenaufgestellte Typologien in ihrer Differenzierungund Charakterisierung auch reinmenschlich gesehen, bemerkenswert.Weil sie zeigen, wofür sich die Neuen Alteninteressieren (würden), um im Normalfallbei zunächst nachlassender Körperkraft,aber wachsendem Geistmöglichst lange in bester eigenständigerQualität leben zu können.Die zeitgenössische Choreographin undTänzerin Susanne Linke (68) beschreibtden Alterungsprozess in ihrem autobiografischenStück „Schritte verfolgen II –Geist kann den Körper austricksen, weiler ihn ja inzwischen kennt; er kann ihnüberlisten, wenn jetzt plötzlich das Kreuzschmerzt oder die Knie versagen. Die Bewegungentfernt sich somit von der jugendlichenOberflächlichkeit und wird bestenfallstranszendental: als Einheit vonKörper, Seele und Geist. – Letztendlich istalso der Geist am interessantesten.“KEINE AUSLAUFMODELLE. Dass die Energiezu einem großen Teil auch von derAufmerksamkeit, dem Respekt und derAnerkennung von außen, sprich Wirtschaft,Politik, Medien – sowie von der„Konkurrenz“ - kommt, bemerkt ChoreografAlain Platel (57): „Als einzige Perspektivefür die Zukunft weiß der Menschderzeit, älter zu werden, ist physisch undpsychisch unangenehm. Und doch stre-AUGUST 2013FOKUS 33

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