WIRTSCHAFT & FINANZENText Christian PrengerFotos Capgemini, BAWAG P.S.K., ShutterstockSERVICE-KAPITALPROBLEMZONEKUNDENBINDUNGBei über 50 Prozent der Verbraucher weltweit ist der Wechsel der Bank wahrscheinlich oder siewissen nicht, ob sie bleiben. Experten orten Handlungsbedarf – als eine Strategie für mehrKundenorientierung gilt Mobile Banking.KURSÄNDERUNG. Beschauliche Zeitendürften Bankmanager bald nur noch ausnostalgischen Erzählungen kennen. Wirklichzur Ruhe kommt der Finanzsektorselten, was keineswegs nur an der Eurokriseliegt. Es ist auch der allgemeineStrukturwandel bei Konsumenten, dervor der Welt zwischen Schalter und Zahlscheinnicht halt macht. Jetzt sendet derWorld Retail Banking Report des BeratungsunternehmensCapgemini und derEuropean Financial Marketing Associationjene Signale, die längst bei Handel undKonsumgüterindustrie Alarm ausgelösthaben. Denn allerorts wird der Verbraucherilloyaler, kritischer und reagiertnachhaltig, wenn ihm etwas nicht passt –in der Regel mit dem Abflug zur Konkurrenz.Die Zahlen sprechen jedenfalls einedeutliche Sprache: In den nächsten Monatewerden laut der Studie weltweit voraussichtlichzehn Prozent der Privatkundenland, Österreich und der Schweiz. DerHintergrund des Szenarios ist klar:Dienstleistungen werden heute zunehmendstandardisiert, nachhaltige Bindungenmüsssen daher auf andere Weise aufgebautwerden und laufen nicht nur überdie richtigen Produkte zur richtigen ZeitDenn in den meisten Regionen entpupptsich die berühmt-berüchtigte "Servicequalität“als wichtigste Faktor, der zu einemWechsel motiviert. Als Ausnahmegilt Nordamerika, dort sind die Gebührender auschlaggebende Wechselfaktor, dichtgefolgt von Servicequalität. Der World RetailBanking Report 2013 zeigt, dass rund50 Prozent oder weniger in den folgendenKernbereichen zufrieden sind: Verständnisder Bedürfnisse und Präferenzen desKunden (37 Prozent zufrieden), Passgenauigkeitvon Produkt zu Vertriebskanal(43 Prozent zufrieden), Vertrauen (51Prozent zufrieden), persönlicher BezieihreBank verlassen. 41 Prozent sind unsicher,ob sie bleiben. Damit verzeichnetder Sektor über 50 Prozent Wackelkandidaten.An der Spitze der Länder mit denzufriedensten Kunden liegen Kanada(60,8 Prozent) und die USA (57,1 Prozent),Schlusslichter sind Honkong undJapan. Frankreich (36,2 Prozent) und dieNiederlande (39,2 Prozent) befinden sichim unteren Drittel. Österreich bildet wiedereine Insel: Der Anteil an Kunden mitpositiven Erlebnissen hat sich im Vergleichzum Vorjahr sogar um 11,4 Prozentverbessert. Ruhekissen ist das aber keinesin Zeiten des dynamischen Wandels. "Dadie Hälfte der Privatkunden weltweit ihrerBank gegenüber nicht loyal ist, bestehtdringender Handlungsbedarf. Kreditinstitutemüssen verstärkt das Thema Kundenfokussierungin ihre DNA einbauen",sagt Klaus-Georg Meyer, Leiter Bankingbei Capgemini Consulting in Deutsch-78 FOKUSAUGUST 2013
Die Qualität der mobilen Services hat Einfluss auf die Entscheidung für eine Bank.DER NEUE KREDIT,DER IHNEN SOFORT ZUSAGT.Mobile Banking.die KreditBoxOnline der BAWAGP.S.K (li.)Impulsspar-Appder Erste Bank (re.)JETZT AUFEINFACHONLINE.ATDie KreditBox Online mit Sofortzusage*.Egal wann, egal wo – mit der KreditBox wissen Sie nachnur wenigen Klicks, ob Sie sich Ihre kleinen Wünsche undgroßen Träume erfüllen können. Ab sofort auf einfachonline.at.Mitten im Leben.www.bawagpsk.com*) abhängig von der Kreditentscheidung nach Bonitätsprüfung anhand der wahrheitsgemäß eingegebenen undnachgewiesenen Onlinedatenwww.erstebank.at1) für iOS & Android. 2) Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapiere auch Risiken(z. B. Kapitalverlust) birgt.Sparen auf Knopfdruck.Die neue Impulsspar-App.Jetzt downloaden! 1)Auch fürAnlagenim s FondsPlan! 2)Gewinnen Sie jetzt auffacebook.com/erstebank.sparkassehungsaufbau (43 Prozent zufrieden) undeine konsequente Multi-Channel-Erfahrung(44 Prozent zufrieden).MOBILE BANKING. Mit dem Wachstuman Distributionsmöglichkeiten und unterschiedlichenProdukten ist die Zahlder Interaktionen mit Kunden zwar gestiegen,das Niveau der persönlichen Beziehungenjedoch gesunken. Entscheiderhaben Zugang zu mehr Daten als je zuvor,was zur Optimierung einer Beziehungverwendet werden kann - von Formularenbis hin zu Tweets mitindividuellen Erfahrungen. Ein von Geschäftszielengetriebener Ansatz für denwirkungsvollen Dateneinsatz sollte damitTeil der Strategie zur Differenzierungund Kundenbindung sein, so dieAutoren. Besondere Hofnungen ruhenaber ebenfalls auf den mobilen Optionen.Diese konnten sich im Laufe desletzten Jahrzehnts vom netten Spielzeugfür Digital Natives hin zu einem wachstumsförderndenWerkzeug entwickeln.Der Bericht zeigt, dass Mobile Bankingein wichtiges Instrument für Bankenwird, um Kundenorientierung zu fördern,Vertrieb zu ermöglichen, den Produkt-und Kanal-Mix zu beeinflussenund Differenzierung zu schaffen. AllfälligeMühe sollte sich für Manager durchauslohnen: In aufstrebenden Märktenund für jüngere Kunden hat die Qualitätder mobilen Services einen wesentlichenEinfluss auf die Entscheidung für eineBank. Speziell Youngster erwarten hierdie volle Palette mit der Abfrage des Kontostands,Überweisungen, Meldungen,Rechnungszahlungen und natürlichApps. Ein Automatismus ist die Sachetrotzdem nicht. Damit Mobilität zum„Kreditinstitute müssen verstärkt das ThemaKundenfokussierung in ihre DNA einbauen“Klaus-Georg Meyer, CapgeminiWettbewerbsvorteil avanciert, solltenBanken einem durchdachten Plan folgen,welcher mit der Bereitstellung vonDienstleistungen beginnt – was sicherratsam wäre. Diese sollten mit verfügbarenAngeboten des Wettbewerbs mithaltenkönnen, Kunden durch Verständnisihrer Vorlieben binden und ihnenmehr personalisierte Angebote zugeschnittenauf ihre Bedürfnisse liefern.''Die Zukunft des Privatkundengeschäftslautet Mobile Banking. Bis Ende2013 wird es mehr solche Hardware alsMenschen geben, mit einem vorhergesagtenUmfang von 10 Milliarden undeinem weltweiten Durchschnitt von 1,4mobilen Geräten pro Kopf. Banken müssendort präsent sein, wo sich ihnenChancen bieten - und das ist jetzt Mobile",verkündet Patrick Desmarès, Generalsekretärder European Financial MarketingAssociation. Eine Analyse vonBain & Company bestätigt besagteSichtweise; So nutzen bereits 36 Prozentin den USA ein mobiles Endgerätfür Bankgeschäfte. Dirk Vater, globalerLeiter für Retail-Banking bei jenen Beratern:"Kunden unterscheiden zunehmendnicht mehr zwischen Online undOffline, was die Banken unter enormenZugzwang bringt. Viele Institute betreibendas Filialgeschäft getrennt von digitalenAktivitäten und bieten kein integriertesAngebot “ZIELSPAREN. Wie Reaktionen aussehenkönnen, demonstriert die Erste Bank mitihrer Impulsspar-App. Dort legt derSmartphone- User sein Sparziel mit einerSumme fest. Egal ob neues Auto oderSommerurlaub. Jedes Mal, wenn bewusstbeim Einkaufen auf etwas verzichtetwird, kann man den gesparten Betragper Knopfdruck überweisen. Hinter derSoftware liegt ein echtes Sparkonto, woeinzelne Beträge vom eigenen Konto abgebuchtwerden. Das jeweils aktuelle Ziellässt sich zudem via Facebook mit Freundenteilen. Wer neidig wird, kann gleichKommentare posten. Generell herrschteinige Bewegung auf dem elektronischenTerritorium, um die Distanz zum Verbraucherzu verkürzen. Die BAWAGP.S.K. etwa bietet ihre KreditBox Online.Hier besteht die Möglichkeit, Konsumkreditedirekt via Internet zu beantragen,jederzeit und von jedem Ort aus.Eine Entscheidung soll es in wenigen Sekundengeben nach Bonitätsprüfung, dieBerechnung der Rate ist auch rund umdie Uhr möglich. Das Netz als Bank fürService-Ideen.AUGUST 2013FOKUS 79