13.07.2015 Aufrufe

August - Fokus-Media

August - Fokus-Media

August - Fokus-Media

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

BEST AGERText Hansjörg PreimsFotos ShutterstockSENIORENIMMOBILIENVORSORGEGEGEN DIEEINSAMKEITSenioren-Wohnimmobilien, die vom Hauseingang bis zurWohnung pflegegerecht sind, werden in Zukunft viel mehrBedeutung haben.GESELLSCHAFTLICHER WANDEL. DerWunsch der meisten Senioren ist nach wievor, so lange wie möglich in den eigenenvier Wänden bleiben zu können – und beiPflegebedürftigkeit von Angehörigen gepflegtzu werden. Das ist die Idealvorstellung.Die Realität ist aber eine andere,gegenläufig sich entwickelnde, heutemehr denn je. DI Wolfgang H. Gräsel, Geschäftsführerder Golden Age SeniorenwohnparkBetriebsconsulting GmbH:„Zum einen geht durch den gesellschaftlichenWandel, Stichwort Familiengrößen,die Pflegekapazität der Töchter drastischzurück. Zum anderen gibt es natürlich invielen Wohnungen das Problem der Barrieren,aber nicht nur in der Wohnung,sondern schon im Haus beginnend.“ EinAufzug sei zwar schon fast überall vorhanden,aber oft halbgeschossversetzt bzw.mit Differenzstufen, die die Pflege undvor allem auch die Mobilität im Falle einerGehbehinderung stark einschränken. „Beischwerer Pflegebedürftigkeit und entsprechendemGebundensein an das Hausoder die Wohnung hat die Pflege zu Hauseaber auch den großen Nachteil, dass dieseMenschen, wenn es keine Angehörigenoder besuchende Bekannte gibt, sehr alleinsind“, so Gräsel. Ein Pflegeeinsatz findedann bestenfalls zweimal eine halbeStunde am Tag statt, die übrige Zeit seiendiese Menschen allein. „Das sind also dieNegativ-Seiten, die der Idealvorstellungentgegenstehen.“ Und dies vor dem ansich erfreulichen Hintergrund, dass dieLebenserwartung der Menschen weiterzunimmt. Speziell die Altersgruppe derüber 85-Jährigen wird überproportionalhoch ansteigen – und damit auch der Bedarfan Pflegeeinrichtungen. Gleichzeitigaber nimmt die Leistungsfähigkeit derÖffentlichen Hand ab. Also auch hier zweigegenläufige Entwicklungen, zumal derPflegebedarf von der Öffentlichen Handstark unterschätzt worden sei, sagt Gräsel.„Dabei war das Problem schon Mitteder 70er Jahre absehbar.“ Jetzt sprecheman bei der Öffentlichen Hand immerwieder von der mobilen Pflege, „aber dagibt es – siehe oben – gewisse Gründe, dieauch dagegen sprechen.“BETREUBARE WOHNUNGEN. ZunehmenderBedarf, schrumpfende öffentlicheMittel – das bedeutet, dass der privatenVorsorge für Wohnimmobilien, die vomEingang bis zur Wohnung selbst pflegegerechtsind, in Zukunft viel mehr Bedeutungzukommen wird. Wobei als stärksterTrend das Modell der so genannten betreubarenWohnungen zu sehen ist, allenthalbenauch ausgeweitet zu Wohngemeinschaften,um den Effekt des Alleinseinsnicht aufkommen zu lassen. Und natürlichauch, um einen Teil der Kosten durch gegenseitigeHilfe zu substituieren. Die Politikscheint allerdings auch hier wieder einensehr eingeschränkten Blickwinkeleinzunehmen und das Ausmaß des Bedarfszu verkennen. Gräsel: „Sehr viele Gemeindenhaben ja schon betreubare Wohnungengemacht, aber immer wiedergezielt auf tatsächlich vorhandene Sozialfälle.Hinkünftig wird es aber so sein, dassauch Leute, die Geld haben, sich das leistenwerden – wenn das Angebot vorhandenist.“ Dieses sei aber noch kaum gegeben,daher könne man das als einenwesentlichen Zukunftsmarkt sehen.GEMEINNÜTZIGE ALS VORREITER. Dieersten, die diesen Trend, wenngleichebenfalls erst sehr spät, erkennen, sinddie großen gemeinnützigen Wohnbauträger,die mit verschiedenen Modellen– zum Beispiel Jung und Alt in einemProjekt oder auch mit barrierefreienWohnungen – versuchen, ein Angebot zuschaffen, speziell im öffentlich gefördertenWohnbau. Es sollte aber, so Gräsel,auch der freifinanzierte Wohnbau fürmehr Angebot sorgen. Allerdings gebe esein großes Problem bei diesen betreubarenbzw. betreuten Wohnungen, wenndas Ganze zum Beispiel als Servicewohnhaus-oder Bordinghaus-Modell geführtwerde: „Im Wohnungseigentum kann dieVerfüglichkeit über die Wohnung nichteingeschränkt werden.“ Ideal fände Gräsel,wenn der Besitzer einer solchenWohnung sie dann weiterverkaufen würdean jemanden, der den Bedarf hat, aberdas könne man niemandem vorschreiben,im Wohnungseigentumsgesetz gebees hier auch ziemliche Schranken, die beidiesem Typ von Wohnungen eigentlichgeändert werden sollten. „Auf diese Problematik“,so Gräsel, „wird man jedenfallsstoßen, wenn folgender Fall eintritt:Man baut ein Haus mit betreuten Wohnungen,errichtet eine Betreuungsorganisationin dem Haus, ein Wohnungseigentümerstirbt, und – klassischer Fall– der Enkel sagt, er brauche diese Betreuungjetzt nicht mehr. Und ab einer gewissenGrenze, die sehr schnell erreicht ist,bricht der Betrieb zusammen, weil natürlichdie Kosten nicht mehr getragen werdenkönnen, wenn nicht genügend Abnehmerda sind.“ Das sei sicher noch eineProblematik für größere Modelle. Natür-50 FOKUS AUGUST 2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!