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August - Fokus-Media

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„Die Kunst ist die Kunst und die Kirche ist die Kirche.“Hochaltars von Kremser-Schmidt, ein riesigesPortrait eines jungen Mädchens –unverkennbar an Stil und Farbkombinationerschaffen von Oskar Stocker. DieIrritation wächst an, wenn man links undrechts davon die überdimensionalen Abbildervon Barbie und Ken bemerkt underfährt vollends ihren Höhepunkt als manschließlich erkennt, dass ebenso alle Seitenaltäremit modernen Triptychons verhülltsind. Auch diese zeigen Kinderportraits;schön, lieblich und gefällig auf denersten Blick, doch bei genauerer Betrachtungunbehaglich und anklagend wirkend.Mit Recht, denn Oskar Stocker hat mit„Verbo(r)gen“ Schicksale und Leidenswegevon Kindern visualisiert und thematisiert.Pater <strong>August</strong> Janisch führt uns dasauch sehr konkret vor Augen. “Unser Kapitalliegt nicht irgendwo in der Welt aufeiner Bank und arbeitet für uns. UnserKapital sind die Kinder, die nicht nur füruns einmal arbeiten werden, sondern vielmehr noch uns bedeuten. Sie sind die Zukunft,für die wir arbeiten und planen,denen wir unsere geistigen und materiellenWerte werden übergeben (müssen).Mit jeder verbogenen Kinderseele ist einStück Zukunft verbogen“.VERBORGEN UND VERBOGEN. Warumdieser Titel erläutert uns der Künstler OskarStocker so: „Verborgen ist die Basilika,deren barocke Pracht wurde durch diesenmeinen massiven Eingriff dem gewohntenBlick der Besucherinnen und Besucherentzogen. Die Basilika wird von ihremAusdruck her komplett verändert. Verbogenwiederum, als Synonym für all die geschundenenund missbrauchten Kinderseelen,auf deren Leiden ich hieraufmerksam machen möchte. Aber nichtnur auf diese, sondern auf all die zahllosenKinderseelen, die Tag für Tag auf derganzen Welt Gewalt und Leid erfahren –nicht nur irgendwo, nicht nur in fernenLändern, sondern auch ganz in unsererNähe – vielleicht sogar nebenan. Ichmöchte mit dieser Ausstellung deshalbauch zur Zivilcourage auffordern, dennwo immer Kinder schlecht behandelt werden,muss von uns sofort eingegriffenwerden“. In diese Kerbe schlägt auch AbtChristian Feurstein. „Die Kinder sind unseraller Zukunft, daher ist es so unbändigwichtig zu fragen, wie wir mit unserenKindern umgehen, was wir ihnen in dieHand geben und was für ein Ideal wir ihnenweitergeben wollen“.IRRITIEREN NICHT PROVOZIEREN. Eineüberaus große Leistung, und dafür kannman dem Abt Feurstein, Pater Janisch unddem gesamten Konvent des Stiftes nichtgenug danken, ist der Mut, den sie mit derZustimmung zu dieser Ausstellung bewiesenhaben. „Meine Ausstellung hat mit derInstitution Kirche nichts zu tun; sie soll daherauch weder ein Anbiedern an diese,noch eine Anklage sein“, betont OskarStocker. „Die Kunst ist die Kunst und dieKirche ist die Kirche.“ Doch Abt ChristianFeurstein ist sich durchaus der möglichennegativen Reaktionen auf diese Ausstellungbewusst. „Ich bin darauf gefasst, dasses Menschen geben könnte, die es nicht gutheißen werden, oder die Intention, die derKünstler mit der Ausstellung bewirkenmöchte, nicht verstehen. Aber ich tragediese Ausstellung mit und bin natürlichauch als Abt dieses Hauses letztendlich dafürverantwortlich. Wir haben großes Vertrauenin Oskar Stocker, denn er hat einüberaus feines künstlerisches Gespür. Deshalbbin ich davon überzeugt, dass er mitdieser Ausstellung die Besucherinnen undBesucher nicht provozieren und abschrekken,sondern zum intensiven Nachdenkenanregen wird“.KUNST BRAUCHT FREUNDE. Besonderszu betonen ist, dass für diese Ausstellungweder Spendengelder verwendet, noch öffentlicheFörderungen genehmigt wurden.Die Finanzierung des Kunstprojektes hatder Künstler Oskar Stocker alleine mit derHilfe von persönlichen Freunden undSponsoren aus der Wirtschaft finanziert.„Wirklich gute Freunde haben mich unterstütztund mir mit Materialien, mit Sponsoring,mit Überlassung von Handwerkern,mit Rat und Tat und dergleichenmehr, sprichwörtlich aus der Not herausgeholfen“, betont Oskar Stocker. So findensich beispielsweise die Hans Schell Collection,die Firmen STRABAG, Frisch undFrost, die Bank Austria AG, Hans Peter Haselsteiner,Dr. Wolfgang Böhm und vieleandere mehr auf der umfassenden Förderertafelim Eingangsbereich der Basilika.DIALOG ZWISCHEN KÜNSTLER UNDPUBLIKUM. Auch LandeshauptmannFranz Voves zeigt sich von Stockers Projektbeeindruckt: „Was mag in den Köpfender Kinder vorgehen? Wo bleibt das sonstso heitere Lachen auf den Gesichtern? Warumsehen uns die Augen, die ja gemeinhinals Spiegel der Seele gelten, so offen unddirekt an? Genau darum geht es für michin der Ausstellung von Oskar Stocker – dasauf den Bildern Verborgene erhält unterdem Blick sowie den Gedanken des Betrachterseine seelische Dimension unddas Vermuten der vielleicht verbogenen,verletzten Kinderseele verunsichert uns –ein hervorragendes und berührendes Beispielfür den Dialog zwischen Künstlerund Publikum.“INFORMATION„Verbo(r)gen“ bis 03.11.2013 in Stift Reinbei Graz.www.stift-rein.atwww.oskarstocker.comAUGUST 2013 FOKUS 63

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