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August - Fokus-Media

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en wir alle darauf zu. Das körperlicheNachlassen sagt dir klar und deutlich:„Entschuldigung, aber du nützt niemandemund nichts mehr.“ Du wirst andauerndvon Journalisten gefragt: „GlaubenSie nach zwanzig Jahren als Choreografnicht, dass es an der Zeit wäre, der jüngerenGeneration Platz zu überlassen?“Worauf ich nur sagen kann: „Welche Vorschlägebieten Sie mir stattdessen an?Fragen Sie mich nach meinem Aufhören,weil ich zu lange im Umlauf bin? Oder istihr Vorschlag, dass das, was ich mache,keinen Wert mehr hat?“ Mit meinen Gegenfragenwill ich diese Leute mit ihrereigenen grausamen Denkens- und Sprechweisekonfrontieren und den Effekt zurückwerfen, um sie zu zwingen, über ihreVorgehensweise nachzudenken. Daszeigt, wie wir in unserer Gesellschaft alteLeute behandeln. Wie wir unsere Eltern,wie wir alte Leute über die Straße gehensehen. Es wäre wichtig, diese Sicht zu ändern.“Platel selbst inszenierte 2010 mit„Gardenia“ ein international gefeiertesStück über alternde Drag Queens, die „imRuhestand“ noch einmal auf die Bühnefinden. - Mit der demografisch ersichtlichenNotwendigkeit nach künftig mehrBeschäftigungen durch Ältere wird derGedanke der „Unbrauchbarkeit“ generellhinfällig: „Die Wirtschaft braucht zunehmendqualifizierte ältere Arbeitskräfte,um wettbewerbsfähig zu bleiben und dieSysteme sozialer Sicherheit finanzierbarzu halten“, heißt es seitens österreichi-„Das körperliche Nachlassen sagt: Entschuldigung,aber du nützt niemandem und nichts mehr.“scher Wirtschaftskammer. Deutschlanderrechnet derzeit für 28 Personen im Rentenalterhundert Bürger im erwerbsfähigenAlter, während 2050 auf hundert Beschäftigte53 Rentner bei bisherigenPensionsantritt kämen. Gleichzeitig sinktbis 2050 der Anteil der Kinder und Jugendlichenvon jetzt 22 auf 14 Prozent.Somit beträgt der Altersquotient heute30, 2060 wird er 63 lauten. Zieht man allerdingsjenen Quotienten heran, dernicht das Alter, sondern Menschen mitgesundheitlichen Beeinträchtigungen berechnet,kommen auf hundert Menschenohne Aktivitätseinschränkungen heute12 Menschen mit Einschränkungen, 2050wären es 15. Die beschlossene Anhebungdes Rentenalters auf 67 Jahre ist - nebendem Vorschlag einer Extra-Rentenzahlungfür geleistete Kindererziehung - einLösungsansatz der deutschen im Gegensatzzur österreichischen Regierung, diekünftig nahenden Finanzierungsproblemeeinzudämmen. „Die Berufstätigensind es, die Interesse an einem niedrigenPensionsalter haben, nicht die Pensionisten“,konstatiert ÖVP-SeniorenvertreterAndreas Khol die aktuelle Einstellungslagevor der Arbeitslosenproblematik inÖsterreich, doch „wir wollen, dass möglichstviele arbeiten, damit die Pensionensicher sind.“ Die SPÖ ist sowohl gegen eineAnhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters(Frauen derzeit mit 60,Männer mit 65), als auch gegen ein gleichesAntrittsalter von Männern und Frauen,da zuletzt das tatsächliche Antrittsalterinnerhalb von vier Jahren um vierMonate auf 58,4 Jahre gestiegen ist undbis 2025 auch mit der Verschärfung derHacklerregelung und Invaliditätsgegenmaßnahmendie eigentlichen 60 Jahreerwartet werden.STIL-TRENDSETTER. Neuere Forschungsergebnisseweisen gar darauf hin, dass diedemographische Alterung weitgehenddurch eine soziokulturelle Verjüngung ältererMenschen kompensiert werdenwird. Der befürchtete Verlust an gesell-schaftlicher Dynamik und Innovationsfähigkeitwird somit mehr als nur in Fragegestellt. Ältere Menschen bleiben heutelänger gesund und übernehmen oft nochJobs oder kümmern sich ihrerseits um ihreMitmenschen. Auch die Aktivitäten, diesie heute unternehmen, die Produkte, diesie erwerben, sind nicht mehr nur jüngerenErwachsenen zuzutrauen, sondernstehen für eine Qualitätsauswahl, die dieKauferfahrung eines langen Lebens auszeichnet.Somit werden ältere Leute zuden Trendsettern des stilvollen Konsumverhaltens,was der Produzentenseite wiederumein höheres Niveau in der Gestaltungvon Gütern und Dienstleistungenabverlangt, um sie überhaupt mobilisierenzu können: denn der erfahreneMensch behält in der Regel sein Geld lieber,als es sinnlos oder aus bloßem Prestigestrebenzu verprassen. Selbst wenner sehr viel Geld hat. Allein die über60-Jährigen verfügen in Deutschlandschon jetzt über eine Kaufkraft von mehrals 316 Milliarden Euro. Jeder dritte Eurokäme demnach aus dem Börserl eines Senioren.Und dieser Anteil wird bis 2050auf über 40 Prozent ansteigen, so die Berechnungendes Instituts für Wirtschaftsforschung.Das stilvolle Sein steht beimreifen Käufer somit im wahrsten Sinnedes Wortes vor dem stillosen Schein. Werdenseine hohen Erwartungen und grundlegendenBedürfnisse erfüllt, liegt wiederumdarin die Basis für das Erreichen einerpersönlichen Souveränität im Werkenund Tun. Die vom Menschen generell erstrebteSelbstverwirklichung war frühernur wenigen vom Schicksal und der Herkunftprivilegierten Menschen vorbehalten,wie dem einleitend erwähnten KonradLorenz etwa. Heute haben immermehr Menschen eine Chance darauf.DER BEST AGER. Wie aber kommt maneigentlich auf diesen schillernden reifenMenschen namens „Best Ager“? –Er istder hoffnungsvolle Trend-Setter derBody&Mind-Typologie. Sie differenziertzwischen „Old Ager“, den Traditions- undHeimatverwurzelten mit 51% (Stand2006) aller über 50-Jährigen, allerdingsmit stark rückläufiger Tendenz, und den„Best Ager“, den älteren Etablierten, Postmateriellenund statushohen Angehöri-34 FOKUS AUGUST 2013

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