31.07.2015 Aufrufe

Die Ersten Christen: Am Anfang War Die Liebe - Plough

Die Ersten Christen: Am Anfang War Die Liebe - Plough

Die Ersten Christen: Am Anfang War Die Liebe - Plough

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

33<strong>Die</strong> Kirche begnügte sich für die Massen mehr und mehr mit einer sehr erträglichen bürgerlichenMoral, in der man, - auch dies seit dem dritten jahrhundert -, durch das heilige Buß-Sakramentimmer wieder die erwünschte beruhigende Vergebung erlangen konnte. Der große Erfolg der Kirche,daß sie mehr und mehr mit der ganzen damaligen Gesellschaft identisch wurde, mußte es mitsich bringen, daß man weithin das <strong>Christen</strong>tum hatte, als hätte man es nicht, daß man weithinkein <strong>Christen</strong>tum hatte, als hätte man es. So hatte denn am Ende des in diesem Buch sprechendenZeitabschnittes die Gemeinde “aufgehört, Jungfrau Christi zu sein” 99 .<strong>Die</strong>se Tatsache zeigte sich deutlich in dem verloren-gegangenen Mut, die <strong>Christen</strong> “Heilige” zunennen, so daß man von nun an nur noch von den heiligen Ständen, den heiligen Sakramentenund den heiligen Schriften sprechen konnte.<strong>Die</strong> Grundkraft der Heiligung, die Gottesliebe und Bruderliebe der ersten Zeit verwandelte sichjetzt in die Askese des Mönchtums und in die Kirchlichkeit der Masse. Das <strong>Christen</strong>tum spalteteseine moralische Haltung in den doppelten Weg gleichzeitiger Verwerfung und Anerkennung derja doch eigengesetzlich unveränderlichen Welt. <strong>Die</strong> Kirche mußte das nun unveränderliche <strong>Die</strong>sseitsin allen seinen Gegebenheiten anerkennen, zu durchdringen und zu benutzen suchen. Manrächte sich dafür an dem immer gottfeindlicher erscheinenden sinnlichen Stoff durch die Askeseals Selbstwert. <strong>Die</strong> jetzt notwendig gewordene kompromißhafte Verständigkeit und praktischeWeltklugheit bildete rasch den bekannten konservativen Charakter des kirchlichen <strong>Christen</strong>tumsheraus. Wieder am Ende unseres Zeitabschnittes, ebenfalls etwa um 180, liegt auch für seine politischeund soziale Haltung die entscheidende Grenze. Jetzt greift man immer machtvoller in daspolitische und öffentliche Leben ein, ohne, wie vorher die ersten <strong>Christen</strong>, dem Staat immer undüberall als ruchlos erscheinen zu können.<strong>Die</strong> Bergrede, die in dem Taufunterricht der “Apostellehre” die scharfe Trennung der beidenWege des Todes und des Lebens unüberbrückbar bleiben ließ, tritt mehr und mehr zurück. Das urchristlicheIdeal des <strong>Liebe</strong>skommunismus bleibt, wie noch Chryostomus beweist, in der Schwebe;es kann nicht aufgegeben werden; aber noch weniger kann für die Kirche an seine Verwirklichunggedacht werden. <strong>Die</strong> Theorie der völligem <strong>Liebe</strong> und der Hingabe aller Güter wird durchaus festgehalten;aber sie kann nicht verhindern, daß die Besitz-Praxis der <strong>Christen</strong> von der der Nichtchristennicht mehr zu unterscheiden ist. Reichtum und Luxus breiten sich aus. Hohe Beamte undOffiziere, Luxushändler, Großkaufleute und Großgrundbesitzer sind seit dem dritten Jahrhundertin wachsender Zahl in den Gemeinden. Der Besitz-Unterschied und die Standes-Schichtungwerden nun so wenig angetastet, daß bald die bischöfliche Kirche selbst Sklaven hält und reicherund reicher wird, obgleich das Kirchengut nach wie vor als Armengut bezeichnet bleibt. <strong>War</strong> derstrafende Richterberuf und der tötende Soldatenberuf in der Nachwirkung der ersten Zeiten nochfür Tertullian und Origenes ausgeschlossen, so läßt die Konsequenz der Entwicklung später imJahre 314 den fahnenflüchtigen Soldaten mit Kirchenausschluß bestrafen, ohne nach seinem Gewissenzu fragen 100 .Auf der anderen Seite sind die Opfer an kostbarstem urchristlichen Gut nicht ganz vergebensgewesen. Man kann eine gewisse Erweichung des harten römischen Eigentumsbegriffs und vorallem das öffentliche Durchsetzen der christlichen Eheauffassung durch die Kirche feststellen. <strong>Die</strong>schließliche Beendigung und Umgestaltung der römischen Herrschaft ist nicht zum wenigstenals langsam wirkende Auflösung und Neubildung auf den kirchlichen Einfluß zurückzuführen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!