56Sinnenlust, und weil er sich zum Guten nicht bewegen lassen will. <strong>Die</strong> bösen Dämonen aber suchen unszu töten, weil sie uns hassen, und weil sie entsprechende Richter als Werkzeuge und <strong>Die</strong>ner finden. Es istgerade, als wenn die Obrigkeiten von ihnen besessen wären. Damit euch aber die Veranlassung des ganzenVorkommnisses unter Urbikus offenkundig werde, will ich den Hergang erzählen. Eine Frau, die früherselbst ausschweifend gelebt hatte, lebte mit einem lasterhaften Mann zusammen. Nachdem sie die LehrenChristi kennengelernt hatte, war sie anders geworden und suchte nun auch ihren Mann zu einer reinerenLebensführung zu bewegen.Von den Ihrigen gedrängt, die ihr weiterhin in der Ehe zu bleiben rieten, weil sich eine Besserung desMannes doch noch hoffen lasse, bezwang sie sich und blieb. Als aber ihr Mann nach Ägypten gereist warund Nachrichten kamen, daß er es dort noch ärger trieb, trennte sie sich von ihm, um nicht an seinen Lastertatenund Freveln Anteil zu haben, wenn sie in der Ehe verbliebe und Tisch und Bett mit ihm gemeinsamhätte. So gab sie ihm nach römischer Sitte den Scheidebrief. Ihr trefflicher Gatte aber, der sich hätte freuensollen, daß sie nach ihrem leichtfertigen Leben mit <strong>Die</strong>nern und Söldlingem, in Trunk und allem Laster,nun von diesen Dingen abgekommen war und auch ihn davon abzubringen suchte, erhob nunmehr gegensie, da sie sich von ihm gegen seinen Willen getrennt hatte, die Anklage, sie sei eine Christin. Da reichtesie bei Dir, Kaiser, eine Bittschrift ein, es möge ihr gestattet sein, zuerst die häuslichen Angelegenheiten zuordnen und erst nach deren Regelung sich über die Anklage zu verantworten. Und das hast du ihr zugestanden.Ihr ehemaliger Gemahl konnte ihr einstweilen vor Gericht nichts anhaben. Er wandte sich nungegen Ptolemäus, der nun daraufhin von Urbikus vorgeladen wurde, weil er diese Frau in der christlichenLehre unterrichtet hatte. Der Vorgang war folgender. Der frühere Gatte beredete einen ihm befreundetenHauptmann, der den Ptolemäus verhaftete, daß er den Ptolemäus vorladen und nur das eine fragen solle, ober ein Christ sei. Als nun Ptolemäus, der die Wahrheit liebte und Lug und Trug verabscheute, sich als Christbekannte, ließ ihn der Hauptmann einkerkern und peinigte ihn lange Zeit im Gefängnis. Schließlich wurdeder Verhaftete dem Urbikus vorgeführt, aber auch hier in gleicher Weise nur das eine gefragt, ob er einChrist sei. Und von neuem bekannte er sich im Bewußtsein des Guten, das er dem christlichen Unterrichtverdankte, zu der Lehre Christi.Als nun Urbikus ihn zum Tode abzuführen befahl, fragte Lucius. der auch Christ war, angesichts diesesvernunftwidrigen Urteilsspruches den Stadtpräfekt Urbikus: “Aus welchem Grunde hast du diesen Mannabführen lassen, der weder als Ehebrecher noch als Mädchenschänder, noch als Mörder, noch als <strong>Die</strong>b oderals Räuber noch sonst eines Verbrechens überführt ist, sondern sich nur zum christlichen Namen bekannthat? Dein Urteil macht dem Kaiser Pius und dem weisheitsliebenden Sohn des Kaisers (Marc Aurel, demspäteren Kaiser) und dem heiligen Senat keine Ehre, Urbikus.”Der Stadtpräfekt antwortete nichts weiter, als daß er zu Lucius sagte; “Auch du scheinst mir so einer zusein.”Und als nun Lucius antwortete; “Ja”, ließ er auch ihn zum Tode abführen. Lucius erklärte, er sei ihm nurdankbar in Anbetracht dessen, daß er von derartig schlechten Herrschern befreit werde und daß er zumVater und König des Himmels gehen dürfe. Auch noch ein Dritter, der hinzukam, wurde zu der gleichenStrafe verurteilt. Justin, Zweite Apologie 1,2. Im Jahre 150 18Auch wir waren die Gleichen wie ihr. Wir waren verblendet und verstockt und dachten wieihr, daß die <strong>Christen</strong> ungeheuer-liche Dinge verehrten, Kinder fräßen und unzüchtige Gelage miteinanderfeierten. Wir übernahmen damals in einzelnen Fällen für Tempelräuber und Blutschänder, sogar fürVatermörder die juristische Verteidigung und Vertretung; sie aber (die <strong>Christen</strong>) meinten wir nicht einmalanhören zu brauchen. Ja, manchmal wüteten wir im Ringen mit unserem eigenen Mitleid umso grausamergegen sie und folterten nun die Bekenner um so mehr.Minucius Felix, Dialog Octavius, XXVIII.2.3. (um 160). 19
57Ihr (Juden) habt auserlesene Männer aus Jerusalem ausgesucht und sie in alle Welt ausgeschickt,um zu verkünden, im <strong>Christen</strong>tum sei eine gottlose Sekte entstanden, um die Anklagen gegen unserheben zu lassen, die nun alle vorbringen, die uns nicht kennen.Justin, Dialog mit dem Juden Tryphon, XVII.1. 20Auch ihm (Jesus) habt ihr die gleichen gottlosen, schlimmen und verbrecherischenLehren nachgesagt, deren ihr sie überall beschuldigt, welche Christus als ihren Lehrer und als Sohn Gottesbekennen. Ja, nicht einmal nach der Eroberung eurer Stadt und der Verwüstung eures Landes tut ihr Buße,sondern erkühnt euch, Jesus und alle seine Gläubigen zu verfluchen.Justin, Dialog mit dem Juden Tryphon, CVIII, 2.3. 21Meine Freunde! Ist das alles, was ihr uns tadelt, daß wir nicht nach dem Gesetz leben, daß wir wedergleich euern Vorfahren das Fleisch beschneiden, noch wie ihr am Sabbat halten? Oder ist auch unser Lebenund unsere Moral bei euch verleumdet? Ich muß euch fragen: habt denn auch ihr von uns die Ansicht, daßwir wirklich Menschen essen, daß wir nach Trinkgelagen die Lichter auslöschen und unerlaubten Umgangfröhnen? Oder verurteilt ihr uns nur gerade deswegen, weil wir diesen oder jenen Lehren anhängen, nichtaber dem Glauben huldigen, der nach eurer Meinung der wahre ist?”Tryphon entgegnete: “Nur darüber sind wir verblüfft. Das aber, wovon die Masse redet, verdient keinenGlauben, denn es widerspricht der menschlichen Natur. Ich weiß auch, daß eure Lehren, die im sogenanntenEvangelium stehen, so erhaben und groß sind, daß, wie ich glaube, kein Mensch sie beobachten kann;mit Interesse habe ich sie nämlich gelesen. Aber das können wir gar nicht begreifen, daß ihr gottesfürchtigsein wollt und an eure Bevorzugung vor der Mitwelt glaubt, und daß ihr euch dennoch in keiner Weisevon ihr zurückzieht, daß ihr nicht von den Heiden getrennt lebt, daß ihr weder die Feste noch die Sabbatehaltet, daß ihr die Beschneidung nicht habt, und daß ihr auf einen gekreuzigten Menschen eure Hoffnungsetzt, und daß ihr Gutes von Gott erwartet, trotzdem ihr seine Gebote nicht beobachtet.”Justin, Dialog mit dem Juden Tryphon, X, 1.2. 22Bei jedem Volk steht eine große Menge von Weibern, Mann-weibern und Schandkerlen zur Ruchlosigkeitbereit. Und hiervon zieht ihr (als römischer Staat) Miete, Steuern und Zölle, statt sie aus eurem Reiche auszurotten.Was bei euch öffentlich in Übung und in staatlicher Anerkennung steht, das schreibt ihr uns zu,als täten wir es nach Umstürzen des Lichtes im Dunkeln. Justin, Erste Apologie, 27. 23Man dichtet uns gottlose Mahlzeiten und unterschiedslosen geschlechtlichen Umgangeinerseits deshalb an, um sich einzureden, daß man uns mit Grund haßt; andererseits tut man deshalb es inder Erwartung, uns durch Einschüchterung von unserer Lebenshaltung abzubringen; oder schließlich tutman es, um durch die Schwere der Anklagen die Behörden gegen uns einzunehmen und zu schonungslosemVorgehen anzureizen. Athenagoras, 31. 24Daraus, daß man bei uns keinen Unterschied des Standes und der äußeren Erscheinung, des Vermögensund der Bildung, des Geschlechtes und des Alters kennt, schmiedet man gegen uns den Vorwurf sexuellerMenschenfresser-Verirrungen.Tatian, Rede an die Bekenner des Griechentums, Kap. XXXI, 7. XXXII, 2 u. 3. 25Sie bilden das Proletariat einer gemeinen Verschwörung. Ihre Verbrüderung besteht in nächtlichenZusammenkünften, bei feierlichen Festen und unmenschlichen Gelagen. An Stelle heiliger Zeremoniensetzen sie unsühnbares Verbrechen. <strong>Die</strong> Tempel verachten sie als Grabstätten. <strong>Die</strong> Götter bringen sie
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189Man kann Hermas weder in die Rei
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19179 Eusebius erwähnt hier ausdr
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