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2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...

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18 Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale Rohstofffragen«<br />

kontrolle über die Rohstoffströme <strong>in</strong> das Land h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> und aus<br />

dem Land heraus aus.<br />

Das Ergebnis der ch<strong>in</strong>esischen Praxis ist, dass wir <strong>in</strong> Deutschland<br />

zwar über die modernsten und umweltfreundlichsten<br />

Recycl<strong>in</strong>ganlagen für Metallschrotte und Sekundärmaterialien<br />

verfügen, diese Anlagen aber zum Teil nicht voll auslasten<br />

können, weil die Vormaterialien aus Deutschland und<br />

anderen Beschaffungsmärkten <strong>in</strong>folge der Subventionen ch<strong>in</strong>esischer<br />

Unternehmen <strong>in</strong> die Volksrepublik abfl ießen. Diese<br />

Schrotte werden dort dann vielfach – unter für Mensch und<br />

Umwelt bedenklichen Bed<strong>in</strong>gungen – aufbereitet.<br />

Handlungsbedarf <strong>in</strong> der WTO<br />

Im Rahmen der WTO bietet sich zurzeit nur e<strong>in</strong>geschränkt<br />

die Möglichkeit, diese handels- und wettbewerbsverzerrenden<br />

Praktiken e<strong>in</strong>zudämmen. E<strong>in</strong> Grund für die bestehenden Defi<br />

zite der WTO-Instrumente besteht dar<strong>in</strong>, dass diese traditionell<br />

stark »produzentenorientiert« s<strong>in</strong>d, d. h. die Instrumente<br />

zielen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf unbeschränkte Exportmöglichkeiten<br />

ab. Anliegen von Importländern und Verzerrungen auf der<br />

Importseite fi nden <strong>in</strong> den Regelungen der WTO nur nachrangig<br />

Berücksichtigung. So können z. B. nur spezifi sche Importsubventionen<br />

belangt werden. Im Übrigen muss nachgewiesen<br />

werden, dass die Maßnahme negative Auswirkungen auf<br />

das klagende WTO-Mitglied hat. Dies ist <strong>in</strong> der Regel sehr<br />

schwierig. Exportzölle s<strong>in</strong>d von den WTO-Regeln gänzlich<br />

ausgenommen, auch wenn diese den Handel mit Rohstoffen<br />

faktisch unterb<strong>in</strong>den können. So konnte die Ukra<strong>in</strong>e im Zuge<br />

ihres WTO-Beitritts bestehende und von der WTO beanstandete<br />

Ausfuhrverbote im Rohstoffbereich <strong>in</strong> prohibitiv hohe<br />

Exportzölle umwandeln, die die gleiche Wirkung haben, aber<br />

nicht verboten s<strong>in</strong>d.<br />

Die Verbesserung des WTO-Instrumentariums ist e<strong>in</strong>e der<br />

Kernforderungen der <strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale<br />

Rohstofffragen«. Exportzölle müssen im Rahmen der WTO<br />

generell verboten werden. Auch Unternehmenssubventionen<br />

sollten gänzlich verboten werden. Für die Unternehmen müssen<br />

auf den Weltrohstoffmärkten gleiche Wettbewerbsbed<strong>in</strong>gungen<br />

gelten.<br />

Rohstoffsicherheit –<br />

Anforderungen an Industrie und Politik<br />

Dr. Dieter Seipler<br />

Vorstandsvorsitzender MANN+HUMMEL GMBH und<br />

Vorsitzender der Arbeitsgruppe »Handlungsspielräume der<br />

Wirtschaft« der <strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale Rohstofffragen«<br />

Betroffenheit der ganzen Wertschöpfungskette<br />

Die enormen Preisanstiege bei Rohstoffen <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren haben auch die Preise von Halbzeug und anderen Vorprodukten<br />

drastisch ansteigen lassen. Die Rohstoffpreisanstiege<br />

haben folglich nicht nur die rohstoffverarbeitenden<br />

Unternehmen getroffen. Auf die Unternehmen der folgenden<br />

Wertschöpfungsstufen, von der metall- und kunststoffverarbeitenden<br />

Industrie bis h<strong>in</strong> zum Anlagen- und Masch<strong>in</strong>enbau<br />

und zur Automobil<strong>in</strong>dustrie, haben sich die Entwicklungen<br />

<strong>in</strong>direkt durch die Preisentwicklung bei Vorprodukten oder<br />

Halbzeugen aus vorgelagerten Fertigungsstufen ausgewirkt.<br />

Folglich war und ist die Kostenbelastung auch <strong>in</strong> der weiterverarbeitenden<br />

Industrie beträchtlich.<br />

Über höhere Kosten bei Rohstoffen, Werkstoffen und Vorprodukten<br />

h<strong>in</strong>aus machen den Unternehmen <strong>in</strong>sbesondere<br />

Fluktuationen der Preise und De-facto-Verknappungen zu<br />

schaffen. Volatilität der Preise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Maß von 20 % und<br />

mehr b<strong>in</strong>nen weniger Monate stellt für die Unternehmen e<strong>in</strong>e<br />

enorme Belastung dar, da sie Planungen und Kalkulationen<br />

erschwert oder gar unmöglich macht. E<strong>in</strong>e Weitergabe der<br />

d<strong>am</strong>it verbundenen Mehrkosten der Unternehmen auf die<br />

nächsthöhere Stufe der Wertschöpfungskette ist nur zum Teil<br />

möglich. D<strong>am</strong>it müssen andere Lösungen gefunden werden.<br />

Anhaltend angespannte Situation auf Rohstoff- bzw. Materialseite<br />

zu erwarten<br />

Von e<strong>in</strong>er »Entwarnung« auf der Rohstoff- bzw. Materialseite<br />

für die Kosten- und Ertragssituation der deutschen Industrie<br />

kann <strong>in</strong> absehbarer Zeit ke<strong>in</strong>e Rede se<strong>in</strong>. Die weltweite Nachfrage<br />

nach Rohstoffen wird weiter steigen; weiterh<strong>in</strong> existiert<br />

e<strong>in</strong>e Anzahl von Ländern, die ihren Unternehmen durch handels-<br />

und wettbewerbsverzerrende Praktiken Vorteile verschafft<br />

und dadurch den Aufwärtstrend bei den Preisen weiter<br />

verstärkt und Verknappungen bewirkt. Auf diese Ursachen<br />

können Unternehmen ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fl uss nehmen. An dieser<br />

Stelle ist staatliche Unterstützung erforderlich. Kostenanstiege<br />

und Unwägbarkeiten auf der Rohstoffseite stellen sich<br />

für die Unternehmen folglich als langfristige Herausforderung<br />

dar und nicht nur als temporäres Problem. Es bedarf daher<br />

vonseiten der Unternehmen e<strong>in</strong>er strategischen, langfristig<br />

orientierten Ausrichtung, die aufgrund der bestehenden und<br />

sehr wahrsche<strong>in</strong>lich anhaltenden Unwägbarkeiten gleichzeitig<br />

Raum für Flexibilität lassen muss.

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