2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...
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24 Bundesverband der Deutschen Industrie<br />
<strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale Rohstofffragen«<br />
Absicherungsmöglichkeiten gegen Preisschwankungen<br />
durch Hedg<strong>in</strong>g<br />
In der nachfolgenden Diskussion wurde die Möglichkeit,<br />
Hedg<strong>in</strong>g zur Absicherung gegen Rohstoffpreisanstiege und<br />
-preisschwankungen zu betreiben, e<strong>in</strong>gehend diskutiert. Es<br />
wurde deutlich, dass Hedg<strong>in</strong>g <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ganzen Reihe von Industriezweigen<br />
zur festen unternehmerischen Praxis gehört,<br />
z. B. <strong>in</strong> der Recycl<strong>in</strong>gwirtschaft, <strong>in</strong> der Metall<strong>in</strong>dustrie und<br />
auch im Automobilbau. Hedg<strong>in</strong>g fi ndet d<strong>am</strong>it auf den unterschiedlichsten<br />
Stufen der Wertschöpfungskette Anwendung.<br />
Als bedeutendste Absicherungsgeschäfte gegen Preisanstiege<br />
im Rohstoffbereich wurden die sogenannten Over the Counter<br />
(OTC)-Geschäfte genannt. OTC-Geschäfte können sowohl<br />
dazu genutzt werden, e<strong>in</strong> Unternehmen gegen Rohstoffpreisanstiege<br />
zu versichern als auch, um die Preise von Rohstoffgeschäften<br />
für e<strong>in</strong> Unternehmen direkt zu fi xieren. Die<br />
Auswahl des spezifi schen Geschäfts hängt <strong>in</strong>sbesondere von<br />
der Bereitschaft der Unternehmen ab, entweder Prämien für<br />
Absicherungsgeschäfte zu <strong>in</strong>vestieren und sich so gleichzeitig<br />
Sicherheit und Flexibilität zu erhalten oder z. B. Budgetpreise<br />
durch Term<strong>in</strong>geschäfte ohne Prämienaufwand zu fi xieren.<br />
Die Fristigkeit von OTC-Geschäften kann ganz nach dem Bedürfnis<br />
des Unternehmens gestaltet werden; sie können sogar<br />
über Zeiträume von über zehn Jahren abgeschlossen werden.<br />
Hedg<strong>in</strong>g kann allerd<strong>in</strong>gs nicht für alle Rohstoffe e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden. Abgesichert werden können nur diejenigen Rohstoffe,<br />
die an Börsen gehandelt werden oder für die es e<strong>in</strong>en anderen<br />
offi ziellen Referenzpreis gibt. Stahl kann bislang nicht gehedgt<br />
werden, da Stahl nicht an den großen Rohstoffbörsen<br />
wie der London-Metal-Exchange gehandelt wird. E<strong>in</strong> Grund<br />
hierfür ist, dass Stahlprodukte immer auf die spezifi schen Bedürfnisse<br />
der Abnehmer zugeschnitten s<strong>in</strong>d und d<strong>am</strong>it nicht<br />
Plenardiskussion<br />
Rohstoffsicherheit –<br />
Anforderungen an Industrie und Politik<br />
die Homogenität haben wie es beispielsweise bei Nicht-Eisen-<br />
Metallgütern der Fall ist.<br />
Rückwärts<strong>in</strong>tegration und Beteiligungen im Auslandsbergbau<br />
als strategische Option?<br />
Im weiteren Verlauf der Diskussion wurde die Option der<br />
Rückwärts<strong>in</strong>tegration, d. h. der Beteiligung an Rohstoffl agerstätten<br />
zur Rohstoffbezugssicherung der Unternehmen erörtert.<br />
E<strong>in</strong>er Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften<br />
und Rohstoffe – BGR – zu Folge gibt es derzeit 81 deutsche<br />
Firmen, die über Auslandsbeteiligungen verfügen. Gut drei<br />
Viertel dieser Aktivitäten betreffen Rohstoffe der Bereiche<br />
Ste<strong>in</strong>e und Erden sowie Torf und Humus. Nur vier deutsche<br />
Unternehmen verfügen über Beteiligungen im Bereich der<br />
metallischen Rohstoffe. Die betreffenden Unternehmen s<strong>in</strong>d<br />
nach Aussage der BGR <strong>in</strong> der Regel sehr erfolgreich.<br />
Herr Hoffmann führte aus, für die Norddeutsche Affi nerie als<br />
e<strong>in</strong> Unternehmen, das Kupferkathoden und Kupferschrotte<br />
<strong>in</strong> großen Mengen e<strong>in</strong>setze, sei e<strong>in</strong>e Beteiligung an e<strong>in</strong>er Rohstoffl<br />
agerstätte oder an e<strong>in</strong>em Rohstoffförderunternehmen<br />
grundsätzlich e<strong>in</strong>e Option. Allerd<strong>in</strong>gs seien Investitionen im<br />
Rohstoffsektor mit hohem fi nanziellem Aufwand und auch<br />
mit sehr hohem Risiko verbunden. E<strong>in</strong>e Kupferm<strong>in</strong>e mit e<strong>in</strong>er<br />
Jahresproduktion von 500.000 bis 600.000 t pro Jahr koste<br />
heute beispielsweise rund zwei Mrd. US-Dollar. Solch e<strong>in</strong>e<br />
Investition bedeute für e<strong>in</strong> Unternehmen wie die Norddeutsche<br />
Affi nerie e<strong>in</strong> enormes unternehmerisches Risiko. Das<br />
Rohstoffgeschäft sei mit sehr großen Unwägbarkeiten behaftet.<br />
Dies sei auch der Grund, warum die großen Rohstoffkonzerne<br />
<strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> der Förderung mehrerer Rohstoffe aktiv seien.<br />
Solch e<strong>in</strong> Portfolio an Beteiligungen aufzubauen, sei aber aufgrund<br />
der hohen Investitionskosten nur den großen M<strong>in</strong>enunternehmen<br />
möglich. Auch würde die Norddeutsche Affi nerie<br />
mit dem Erwerb e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen Kupferm<strong>in</strong>e nicht ihren<br />
Rohstoffbedarf decken können, der bei rund 1 Mio. t Kupferkonzentrat<br />
im Jahr liege. Herr Hoffmann wies zudem darauf<br />
h<strong>in</strong>, dass es e<strong>in</strong> Trugschluss sei zu glauben, durch e<strong>in</strong>e Beteiligung<br />
an e<strong>in</strong>er Rohstoffl agerstätte werde e<strong>in</strong> Unternehmen<br />
e<strong>in</strong>en Preisvorteil erlangen. Zu bezahlen bleibe aufgrund der<br />
Gew<strong>in</strong>n orientierung der e<strong>in</strong>zelnen Geschäftsbereiche <strong>in</strong> der<br />
Regel der geltende Marktpreis bzw. der durch bestehende Handels-<br />
und Wettbewerbsverzerrungen künstlich erhöhte Preis.<br />
Herr Dr. Seipler betonte, für se<strong>in</strong> Unternehmen komme e<strong>in</strong>e<br />
Beteiligung an e<strong>in</strong>er Rohstoffl agerstätte oder e<strong>in</strong>em Förderunternehmen<br />
nicht <strong>in</strong> Frage. Die MANN+HUMMEL GMBH<br />
als mittelständischer Automobilzulieferer habe nicht die nötige<br />
Kapitalkraft, um solch e<strong>in</strong>en Schritt zu gehen. Der Rentabilitätsdruck<br />
auf das Unternehmen sei zudem so hoch, dass<br />
zusätzliche Aktivitäten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em so risikoreichen Geschäft<br />
wie der Rohstoffförderung ke<strong>in</strong>e Option seien. Die Kern-