2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...
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Bundesverband der Deutschen Industrie<br />
<strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale Rohstofffragen«<br />
raum s<strong>in</strong>d den Berechnungen zufolge aufgrund der rohstoff-<br />
und nachfrage <strong>in</strong>duzierten Preisanstiege bei m<strong>in</strong>eralischen<br />
Rohstoffen über 136.000 Arbeitsplätze verloren gegangen;<br />
knapp 5<strong>2.</strong>000 Arbeitsplätze alle<strong>in</strong> im Investitionsgüterbereich.<br />
E<strong>in</strong>e um 0,4 % höhere Arbeitslosenquote war die Folge. 2<br />
Von den Entwicklungen an den <strong>in</strong>ternationalen Rohstoffmärkten<br />
betroffen ist somit immer die ges<strong>am</strong>te deutsche Industrie.<br />
Rohstoffsicherheit ist ke<strong>in</strong> untergeordnetes Problem<br />
e<strong>in</strong>zelner Branchen. Sie ist vielmehr e<strong>in</strong>e zentrale Voraussetzung<br />
für die Stabilität der ges<strong>am</strong>ten Wertschöpfungskette. Ist<br />
diese nicht mehr gegeben, s<strong>in</strong>d d<strong>am</strong>it auch viele tausend Arbeitsplätze<br />
bedroht. Die Sicherstellung der Rohstoffversorgung<br />
ist angesichts der beschriebenen Risiken und Probleme<br />
e<strong>in</strong>e dauerhafte Herausforderung für Politik und Industrie.<br />
3. Rohstoffhunger der Schwellenländer<br />
Auslöser der deutlich gestiegenen Rohstoffnachfrage ist das<br />
rasante Wachstum der Schwellenländer, <strong>in</strong>sbesondere Ch<strong>in</strong>as,<br />
und der dadurch stark gestiegene Rohstoffbedarf, mit dem<br />
das Rohstoffangebot nicht Schritt halten konnte. Das offi zielle<br />
ch<strong>in</strong>esische Wirtschaftswachstum beträgt seit e<strong>in</strong>igen Jahren<br />
ca. 10 % jährlich, wobei von vielen Experten angenommen<br />
wird, dass der tatsächliche Wachstumswert noch darüber liegt.<br />
Infolgedessen kauft Ch<strong>in</strong>a auf den <strong>in</strong>ternationalen Rohstoffmärkten<br />
metallische Rohstoffe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er solchen Menge, dass<br />
bereits Angebotsengpässe mit entsprechenden Preissteigerungen<br />
e<strong>in</strong>getreten s<strong>in</strong>d. Der E<strong>in</strong>fuhrwert Ch<strong>in</strong>as an metallischen<br />
Rohstoffen hat sich im Zeitraum von 1990 bis 2004<br />
vervierundzwanzigfacht, woh<strong>in</strong>gegen sich der Exportwert des<br />
Landes an metallischen Rohstoffen nur verzehnfacht hat. War<br />
Ch<strong>in</strong>a lange Zeit Rohstoffexporteur und versorgte den Weltmarkt<br />
mit günstigen Rohstoffen, ist das Land <strong>in</strong>zwischen zum<br />
größten Rohstoffi mporteur der Welt geworden. So hat Ch<strong>in</strong>a<br />
se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>fuhren an Alum<strong>in</strong>ium, Blei, Kupfer und Z<strong>in</strong>n über<br />
das vergangene Jahrzehnt vervier- bis verzehnfacht. D<strong>am</strong>it hat<br />
Ch<strong>in</strong>a <strong>in</strong> den letzten sechs Jahren se<strong>in</strong>en Anteil <strong>am</strong> Weltverbrauch<br />
von NE-Metallen auf rund 20 % nahezu verdoppelt.<br />
Ch<strong>in</strong>a ist mittlerweile weltweit größter Verbraucher von Eisenerz,<br />
Kupfer, Z<strong>in</strong>k, Z<strong>in</strong>n und Ste<strong>in</strong>kohle; bei Alum<strong>in</strong>ium liegt<br />
die Volksrepublik auf Platz zwei. Gleichwohl produziert Ch<strong>in</strong>a<br />
aufgrund zusätzlicher Produktionskapazitäten Stahl nicht<br />
2 Die Berechnungen der volkswirtschaftlichen Folgen aufgrund der Preisanstiege<br />
bei m<strong>in</strong>eralischen Rohstoffen basieren auf e<strong>in</strong>er Studie der Energy Environment<br />
Forecast Analysis GmbH (EEFA) im Auftrag der <strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale<br />
Rohstoffragen«. EEFA: Sektorale und ges<strong>am</strong>twirtschaftliche Effekte der<br />
Rohstoff-Preisentwicklung seit 2001, <strong>2007</strong>.<br />
Rohstoffsicherheit –<br />
Anforderungen an Industrie und Politik<br />
Eisenerzbedarf der wichtigsten Stahlregionen<br />
im Jahr 2005 <strong>in</strong> Mio. t<br />
Ch<strong>in</strong>a<br />
EU - 27<br />
Japan<br />
Russland<br />
Indien<br />
USA<br />
Südkorea<br />
Deutschland<br />
472,845<br />
173,910 88 %<br />
132,285 100 %<br />
88,591 89 %<br />
56,238 100 %<br />
55,504 77 %<br />
43,910 100 %<br />
41,984 100 %<br />
Inländische Produktion Importe<br />
Quelle: Stahl-Zentrum<br />
mehr nur für die heimische Verwendung; die Volksrepublik ist<br />
seit 2005 Nettoexporteur für e<strong>in</strong>ige Stahlsorten.<br />
Selbst wenn die Wirtschaft des Landes nicht <strong>in</strong> dem aktuellen<br />
Tempo weiterwächst, wird sich der Rohstoffnachfragetrend<br />
so bald nicht umkehren. Der Nachholbedarf Ch<strong>in</strong>as lässt sich<br />
anschaulich <strong>am</strong> Stahlverbrauch verdeutlichen: Während der<br />
durchschnittliche Pro-Kopf-Bedarf an Stahl <strong>in</strong> Europa bei ca.<br />
450 kg pro Jahr liegt, erreicht er <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a erst ca. 220 kg.<br />
Was die Entwicklung von Wirtschaftswachstum und Rohstoffnachfrage<br />
anbelangt, wird Indien Ch<strong>in</strong>a bald nachfolgen.<br />
Seit 2003 boomt Indiens Wirtschaft ähnlich wie die Ch<strong>in</strong>as mit<br />
jährlichen Wachstumsraten von ca. 8 - 9 %. Entsprechend stark<br />
steigt die Nachfrage nach Rohstoffen. Indien arbeitet an e<strong>in</strong>er<br />
deutlichen Ausweitung des Anteils der Bergbauproduktion <strong>am</strong><br />
Brutto<strong>in</strong>landsprodukt von ca. 3 - 5 % auf ca. 10 %. Gleichwohl<br />
ist Indien – noch zum<strong>in</strong>dest – e<strong>in</strong> Rohstoffexporteur. Aufgrund<br />
von Langzeitverträgen mit heimischen Käufern erwirtschaftet<br />
das Land beispielsweise im Eisenerz- und Stahlbereich derzeit<br />
durch den Export zu Weltmarktkonditionen höhere Gew<strong>in</strong>ne<br />
als durch den <strong>in</strong>ländischen Verkauf. Mit dem Auslaufen solcher<br />
Langfristverträge kann aber auch Indien sehr bald von e<strong>in</strong>em<br />
Rohstoffnettoexporteur zu e<strong>in</strong>em Nettoimporteur werden.<br />
Das gegenwärtige Rohstoff-Nachfragehoch unterscheidet<br />
sich deutlich von früheren Entwicklungen, und es wird<br />
prognostiziert, dass die Wachstumsschübe im ges<strong>am</strong>ten asiatischen<br />
Raum anhalten und die Situation auf den Rohstoffmärkten<br />
langfristig und maßgeblich bestimmen werden.<br />
Ähnliche Tendenzen können sich auch bei Russland und Brasilien<br />
und den mit ihnen verbundenen Wirtschaftsräumen ergeben.<br />
Heute ist bereits mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung<br />
an der Rohstoffnachfrage beteiligt. In den nächsten 30 Jahren<br />
ist laut BGR aufgrund der jetzt schon absehbaren Bevölkerungs-<br />
und Wirtschaftsentwicklung der heutigen Schwellenländer<br />
mit e<strong>in</strong>er Verdoppelung der Rohstoffnachfrage zu<br />
rechnen. Mit erklärter H<strong>in</strong>wendung führender Schwellenländer<br />
zur Herstellung höchstveredelter (Hightech-) Produkte ist<br />
58 %<br />
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