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2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...

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64<br />

Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale Rohstofffragen«<br />

land als auch im Inland offen stehen und <strong>in</strong> der Bearbeitung<br />

möglichst unbürokratisch verlaufen. Wichtig ist zudem die politische<br />

Flankierung neuer Bergbauprojekte deutscher Unternehmen<br />

durch e<strong>in</strong>e stärkere Rolle der BGR und die deutsche<br />

Diplomatie bei Auslandsprojekten.<br />

Europäische Dimension und Europapolitik<br />

Die Außenwirtschaftspolitik muss durch Maßnahmen auf<br />

europäischer Ebene s<strong>in</strong>nvoll ergänzt werden. Zum e<strong>in</strong>en liegt<br />

die Kompetenz für bestimmte Politikbereiche <strong>in</strong> Brüssel, so<br />

dass auf diesen Gebieten Maßnahmen von der Bundesregierung<br />

nicht mehr eigenständig ergriffen werden können. Dies<br />

gilt <strong>in</strong>sbesondere für die Handelspolitik. Zum anderen wirkt<br />

die EU <strong>in</strong> bestimmten Politikbereichen ergänzend zu den nationalen<br />

Politiken, so z. B. <strong>in</strong> der Entwicklungs- und Außenpolitik.<br />

Außerdem bietet die EU-Ebene die Chance, e<strong>in</strong>en Erfahrungsaustausch<br />

mit anderen EU-Ländern über nationale<br />

Rohstoffstrategien zu führen, hierbei Best Practice-Beispiele<br />

zu identifi zieren und die diversen nationalen Strategien<br />

mite<strong>in</strong>ander zu verzahnen. Diese Chance sollte aktiver<br />

wahrgenommen werden. Mit der von der Generaldirektion<br />

Unternehmen betreuten Raw Materials Supply Group besteht<br />

bereits seit geraumer Zeit e<strong>in</strong> geeignetes Gremium, das bislang<br />

allerd<strong>in</strong>gs nicht ausreichend genutzt wird. Die Gruppe sollte<br />

sich die Erarbeitung konkreter Ergebnisse zum Ziel setzen<br />

und sich unmittelbar an die politische Ebene von Kommission<br />

und Mitgliedstaaten richten.<br />

Auch die High Level Group on Competitiveness, Energy<br />

and the Environment, <strong>in</strong> der die Kommissare Verheugen,<br />

Kroes, Dimas und Piebalgs zus<strong>am</strong>men mit Vertretern der<br />

Wirtschaft und Mitgliedstaaten Vorschläge zur Stärkung der<br />

Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft erarbeiten,<br />

ist für die Befassung mit Rohstofffragen auf EU - Ebene zu<br />

nutzen. Im Rahmen dieser High Level Group erörtert e<strong>in</strong>e<br />

Ad hoc-Arbeitsgruppe Fragen der Rohstoffversorgung. Der<br />

<strong>BDI</strong> setzt sich dafür e<strong>in</strong>, dass auch von diesem Gremium Impulse<br />

ausgehen. Die Bundesregierung ist <strong>in</strong> diesem Kreis<br />

durch Bundeswirtschaftsm<strong>in</strong>ister Glos vertreten.<br />

Der <strong>BDI</strong> regt e<strong>in</strong>e Mitteilung der Europäischen Kommission<br />

an, <strong>in</strong> der die Probleme der europäischen Rohstoffversorgung<br />

erörtert und die Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong> der<br />

Handels-, Außen-, Entwicklungs-, Umwelt- und Forschungspolitik<br />

dargestellt werden. Diese Forderung teilen die Mitgliedsverbände<br />

des europäischen Wirtschaftsdachverbands<br />

BUSINESSEUROPE (vormals UNICE). Gleichzeitig unterstreicht<br />

der <strong>BDI</strong>, dass auch e<strong>in</strong>e europäische Betrachtung<br />

sich <strong>am</strong> ordnungspolitischen Ziel des freien Markts orientieren<br />

muss; sie darf ke<strong>in</strong>esfalls staatlichem Interventionismus<br />

Vorschub leisten.<br />

Rohstoffsicherheit –<br />

Anforderungen an Industrie und Politik<br />

In e<strong>in</strong>er detaillierteren Betrachtung bietet sich konkreter<br />

Handlungsbedarf auf EU-Ebene <strong>in</strong>sbesondere h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für Sekundär- und<br />

nachwachsende Rohstoffe. Gegenwärtige Hauptprobleme <strong>in</strong><br />

diesen Bereichen s<strong>in</strong>d unangemessene Regelungen und übermäßige<br />

Reglementierung. So werden z. B. Metallschrotte als<br />

»Abfälle« klassifi ziert und fallen <strong>in</strong> den Regelungsbereich der<br />

europäischen Abfallrahmenrichtl<strong>in</strong>ie. Die Klassifi zierung als<br />

Abfall bedeutet e<strong>in</strong>en beachtlichen adm<strong>in</strong>istrativen Aufwand,<br />

große Restriktionen und d<strong>am</strong>it letztlich hohe Kosten für die<br />

Unternehmen. Dies ist angesichts e<strong>in</strong>es bestehenden Marktes<br />

für Metallschrotte mit positiven – und <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren drastisch gestiegenen – Marktpreisen kaum nachvollziehbar.<br />

Die europäische Abfallgesetzgebung sollte deshalb darauf<br />

ausgerichtet werden, die umweltgerechte Verwertung<br />

von Abfällen als e<strong>in</strong>en Beitrag zur nachhaltigen Nutzung von<br />

Ressourcen zu fördern. Die laufende Revision der Abfallrahmenrichtl<strong>in</strong>ie<br />

sollte dazu genutzt werden, das Ende der<br />

Abfalleigenschaft e<strong>in</strong>deutig festzulegen. Mögliche Kriterien<br />

könnten e<strong>in</strong> bestehender bzw. potenzieller Abnehmermarkt<br />

und ökologische Unbedenklichkeit bei sachgemäßem Umgang<br />

se<strong>in</strong>. Entsprechende Umweltkriterien bedürfen e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen<br />

gesetzlichen Grundlage.<br />

Die europäische Kreislaufwirtschaft wird über die genannten<br />

Restriktionen h<strong>in</strong>aus zudem durch Wettbewerbsverzerrungen<br />

aufgrund von Unterschieden <strong>in</strong> der nationalen<br />

Mehrwertsteuerfestlegung bee<strong>in</strong>trächtigt. So müssen deutsche<br />

Metallrecycler im Gegensatz zu ihren Kollegen aus Spanien<br />

oder Italien auf den Erwerb von Schrotten Mehrwertsteuer<br />

zahlen. Dies stellt e<strong>in</strong>e beträchtliche Wettbewerbsverzerrung<br />

dar, wenn man bedenkt, dass z. B. von den deutschen Stahlrecyclern<br />

im Jahr 2006 19,6 Mio. t Stahlschrott benötigt wurden<br />

und der Preis je nach Sorte im Durchschnitt bei ca. 200<br />

€/t liegt.<br />

Wettbewerbsverzerrungen bestehen darüber h<strong>in</strong>aus aufgrund<br />

der unterschiedlichen nationalen Umsetzung europäischer<br />

Vorgaben. Bei europäischen Regelungen im Bereich<br />

der Produktabfallregelungen z. B. für Verpackungen, Altautos<br />

und Elektrogeräte fällt teilweise neben der Umsetzung der<br />

Vorgaben auch deren Ausgestaltung <strong>in</strong> die Verantwortung der<br />

Mitgliedsländer. Das bedeutet, die Vorgaben können seitens<br />

der Mitgliedstaaten weiter verschärft werden. Wettbewerbsverzerrungen<br />

im europäischen Kontext zum Nachteil deutscher<br />

Unternehmen s<strong>in</strong>d die Folge. Dies kann nur dadurch<br />

vermieden werden, dass die Bundesregierung bei der Umsetzung<br />

nicht über die EU-Vorgaben h<strong>in</strong>ausgeht.

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