2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...
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Bundesverband der Deutschen Industrie<br />
<strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale Rohstofffragen«<br />
land als auch im Inland offen stehen und <strong>in</strong> der Bearbeitung<br />
möglichst unbürokratisch verlaufen. Wichtig ist zudem die politische<br />
Flankierung neuer Bergbauprojekte deutscher Unternehmen<br />
durch e<strong>in</strong>e stärkere Rolle der BGR und die deutsche<br />
Diplomatie bei Auslandsprojekten.<br />
Europäische Dimension und Europapolitik<br />
Die Außenwirtschaftspolitik muss durch Maßnahmen auf<br />
europäischer Ebene s<strong>in</strong>nvoll ergänzt werden. Zum e<strong>in</strong>en liegt<br />
die Kompetenz für bestimmte Politikbereiche <strong>in</strong> Brüssel, so<br />
dass auf diesen Gebieten Maßnahmen von der Bundesregierung<br />
nicht mehr eigenständig ergriffen werden können. Dies<br />
gilt <strong>in</strong>sbesondere für die Handelspolitik. Zum anderen wirkt<br />
die EU <strong>in</strong> bestimmten Politikbereichen ergänzend zu den nationalen<br />
Politiken, so z. B. <strong>in</strong> der Entwicklungs- und Außenpolitik.<br />
Außerdem bietet die EU-Ebene die Chance, e<strong>in</strong>en Erfahrungsaustausch<br />
mit anderen EU-Ländern über nationale<br />
Rohstoffstrategien zu führen, hierbei Best Practice-Beispiele<br />
zu identifi zieren und die diversen nationalen Strategien<br />
mite<strong>in</strong>ander zu verzahnen. Diese Chance sollte aktiver<br />
wahrgenommen werden. Mit der von der Generaldirektion<br />
Unternehmen betreuten Raw Materials Supply Group besteht<br />
bereits seit geraumer Zeit e<strong>in</strong> geeignetes Gremium, das bislang<br />
allerd<strong>in</strong>gs nicht ausreichend genutzt wird. Die Gruppe sollte<br />
sich die Erarbeitung konkreter Ergebnisse zum Ziel setzen<br />
und sich unmittelbar an die politische Ebene von Kommission<br />
und Mitgliedstaaten richten.<br />
Auch die High Level Group on Competitiveness, Energy<br />
and the Environment, <strong>in</strong> der die Kommissare Verheugen,<br />
Kroes, Dimas und Piebalgs zus<strong>am</strong>men mit Vertretern der<br />
Wirtschaft und Mitgliedstaaten Vorschläge zur Stärkung der<br />
Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft erarbeiten,<br />
ist für die Befassung mit Rohstofffragen auf EU - Ebene zu<br />
nutzen. Im Rahmen dieser High Level Group erörtert e<strong>in</strong>e<br />
Ad hoc-Arbeitsgruppe Fragen der Rohstoffversorgung. Der<br />
<strong>BDI</strong> setzt sich dafür e<strong>in</strong>, dass auch von diesem Gremium Impulse<br />
ausgehen. Die Bundesregierung ist <strong>in</strong> diesem Kreis<br />
durch Bundeswirtschaftsm<strong>in</strong>ister Glos vertreten.<br />
Der <strong>BDI</strong> regt e<strong>in</strong>e Mitteilung der Europäischen Kommission<br />
an, <strong>in</strong> der die Probleme der europäischen Rohstoffversorgung<br />
erörtert und die Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong> der<br />
Handels-, Außen-, Entwicklungs-, Umwelt- und Forschungspolitik<br />
dargestellt werden. Diese Forderung teilen die Mitgliedsverbände<br />
des europäischen Wirtschaftsdachverbands<br />
BUSINESSEUROPE (vormals UNICE). Gleichzeitig unterstreicht<br />
der <strong>BDI</strong>, dass auch e<strong>in</strong>e europäische Betrachtung<br />
sich <strong>am</strong> ordnungspolitischen Ziel des freien Markts orientieren<br />
muss; sie darf ke<strong>in</strong>esfalls staatlichem Interventionismus<br />
Vorschub leisten.<br />
Rohstoffsicherheit –<br />
Anforderungen an Industrie und Politik<br />
In e<strong>in</strong>er detaillierteren Betrachtung bietet sich konkreter<br />
Handlungsbedarf auf EU-Ebene <strong>in</strong>sbesondere h<strong>in</strong>sichtlich<br />
der rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für Sekundär- und<br />
nachwachsende Rohstoffe. Gegenwärtige Hauptprobleme <strong>in</strong><br />
diesen Bereichen s<strong>in</strong>d unangemessene Regelungen und übermäßige<br />
Reglementierung. So werden z. B. Metallschrotte als<br />
»Abfälle« klassifi ziert und fallen <strong>in</strong> den Regelungsbereich der<br />
europäischen Abfallrahmenrichtl<strong>in</strong>ie. Die Klassifi zierung als<br />
Abfall bedeutet e<strong>in</strong>en beachtlichen adm<strong>in</strong>istrativen Aufwand,<br />
große Restriktionen und d<strong>am</strong>it letztlich hohe Kosten für die<br />
Unternehmen. Dies ist angesichts e<strong>in</strong>es bestehenden Marktes<br />
für Metallschrotte mit positiven – und <strong>in</strong> den vergangenen<br />
Jahren drastisch gestiegenen – Marktpreisen kaum nachvollziehbar.<br />
Die europäische Abfallgesetzgebung sollte deshalb darauf<br />
ausgerichtet werden, die umweltgerechte Verwertung<br />
von Abfällen als e<strong>in</strong>en Beitrag zur nachhaltigen Nutzung von<br />
Ressourcen zu fördern. Die laufende Revision der Abfallrahmenrichtl<strong>in</strong>ie<br />
sollte dazu genutzt werden, das Ende der<br />
Abfalleigenschaft e<strong>in</strong>deutig festzulegen. Mögliche Kriterien<br />
könnten e<strong>in</strong> bestehender bzw. potenzieller Abnehmermarkt<br />
und ökologische Unbedenklichkeit bei sachgemäßem Umgang<br />
se<strong>in</strong>. Entsprechende Umweltkriterien bedürfen e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen<br />
gesetzlichen Grundlage.<br />
Die europäische Kreislaufwirtschaft wird über die genannten<br />
Restriktionen h<strong>in</strong>aus zudem durch Wettbewerbsverzerrungen<br />
aufgrund von Unterschieden <strong>in</strong> der nationalen<br />
Mehrwertsteuerfestlegung bee<strong>in</strong>trächtigt. So müssen deutsche<br />
Metallrecycler im Gegensatz zu ihren Kollegen aus Spanien<br />
oder Italien auf den Erwerb von Schrotten Mehrwertsteuer<br />
zahlen. Dies stellt e<strong>in</strong>e beträchtliche Wettbewerbsverzerrung<br />
dar, wenn man bedenkt, dass z. B. von den deutschen Stahlrecyclern<br />
im Jahr 2006 19,6 Mio. t Stahlschrott benötigt wurden<br />
und der Preis je nach Sorte im Durchschnitt bei ca. 200<br />
€/t liegt.<br />
Wettbewerbsverzerrungen bestehen darüber h<strong>in</strong>aus aufgrund<br />
der unterschiedlichen nationalen Umsetzung europäischer<br />
Vorgaben. Bei europäischen Regelungen im Bereich<br />
der Produktabfallregelungen z. B. für Verpackungen, Altautos<br />
und Elektrogeräte fällt teilweise neben der Umsetzung der<br />
Vorgaben auch deren Ausgestaltung <strong>in</strong> die Verantwortung der<br />
Mitgliedsländer. Das bedeutet, die Vorgaben können seitens<br />
der Mitgliedstaaten weiter verschärft werden. Wettbewerbsverzerrungen<br />
im europäischen Kontext zum Nachteil deutscher<br />
Unternehmen s<strong>in</strong>d die Folge. Dies kann nur dadurch<br />
vermieden werden, dass die Bundesregierung bei der Umsetzung<br />
nicht über die EU-Vorgaben h<strong>in</strong>ausgeht.