2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...
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54 Bundesverband der Deutschen Industrie<br />
Rohstoffsicherheit –<br />
<strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale Rohstofffragen«<br />
Anforderungen an Industrie und Politik<br />
zusätzlich noch dadurch verschärft wird, dass über die Hälfte<br />
der weltweit produzierten metallischen Rohstoffe aus politisch<br />
<strong>in</strong>stabilen Ländern st<strong>am</strong>mt. Doch die Risiken gehen über die<br />
Frage der politischen und wirtschaftlichen Stabilität der Förderländer<br />
h<strong>in</strong>aus. Neben der Lieferfähigkeit der Förderländer,<br />
die voraussetzt, dass e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum an öffentlicher Ordnung<br />
herrscht, ist auch die Lieferwilligkeit e<strong>in</strong> wichtiger Faktor. Bei<br />
der Lieferwilligkeit e<strong>in</strong>zelner Staaten spielen neben ökonomischen<br />
Motiven auch politische Sympathien e<strong>in</strong>e bedeuts<strong>am</strong>e<br />
Rolle. Daneben besteht angesichts der hohen Unternehmenskonzentrationswerte<br />
das wirtschaftliche Gefahrenpotenzial<br />
von Marktverzerrungen durch oligopolistisches Marktverhalten<br />
der dom<strong>in</strong>ierenden Bergbauunternehmen.<br />
Die regionale Konzentration ebenso wie die Unternehmenskonzentration<br />
wird sich angesichts der gegenwärtigen<br />
Marktkonsolidierung weiter verschärfen. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
betreiben wichtige Unternehmen und Länder, <strong>in</strong>sbesondere<br />
Ch<strong>in</strong>a, verstärkt e<strong>in</strong>e Strategie der staatlich forcierten Rückwärts<strong>in</strong>tegration.<br />
Durch zunehmende Beteiligungen an Bergbauunternehmen<br />
im Ausland sichert sich Ch<strong>in</strong>a weltweit den<br />
Zugriff auf Lagerstätten. Beispielsweise akquiriert Ch<strong>in</strong>a derzeit<br />
bei Bauxit Auslandsbeteiligungen, die 15 % der Weltförderung<br />
umfassen. Bei Ferrochrom s<strong>in</strong>d dies bereits knapp 10 %<br />
und bei Eisenerz 7 %. Außerdem exploriert Ch<strong>in</strong>a forciert nicht<br />
nur im eigenen Land, sondern auch <strong>in</strong> Übersee. Im Erfolgsfall<br />
soll von vornhere<strong>in</strong> über dann erworbene Beteiligungen die eigene<br />
Rohstoffversorgung anteilig physisch sichergestellt werden.<br />
Es ist d<strong>am</strong>it zu rechnen, dass <strong>in</strong> Zukunft Primärrohstoffe<br />
<strong>am</strong> Weltmarkt vorbei direkt nach Ch<strong>in</strong>a gelenkt werden.<br />
Geplante Auslandsbeteiligungen Ch<strong>in</strong>as und<br />
gegen wärtiger Anteil an der Weltproduktion<br />
geplante Auslandsbeteiligungen<br />
Restliche Welt<br />
0,27 Mt (2 %)<br />
0,64 Mt (4 %)<br />
Kupfer Eisenerz<br />
14 Mt (94 %)<br />
0,5 Mt (9 %)<br />
0,1 Mt (2 %)<br />
Ferrochrom Bauxit<br />
5 Mt (89 %)<br />
Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)<br />
gegenwärtige Produktion Ch<strong>in</strong>as<br />
102 Mt (7 %)<br />
370 Mt (24 %)<br />
1.048 Mt (69 %)<br />
24 Mt (15 %)<br />
17 Mt (10 %)<br />
124 Mt (75 %)<br />
5. Handels- und Wettbewerbsverzerrungen<br />
auf den <strong>in</strong>ternationalen Rohstoffmärkten<br />
Risiken und Probleme für die Rohstoffversorgung Deutschlands<br />
bestehen jedoch nicht alle<strong>in</strong> aufgrund der Instabilitäten<br />
<strong>in</strong> Rohstoffförderländern und der Konzentration der Rohstofffördergebiete<br />
und -unternehmen auf den Weltrohstoffmärkten.<br />
Politisch <strong>in</strong>duzierte, d. h. gewollte E<strong>in</strong>schränkungen<br />
der Rohstoffverfügbarkeit <strong>in</strong> Form von handelsverzerrenden<br />
Maßnahmen gehören zu den zentralen Problemen der Rohstoffsicherheit.<br />
Mangelnde oder mangelhafte wettbewerbspolitische<br />
Kontrollmechanismen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> weiteres Problem.<br />
Handelsverzerrungen<br />
Insbesondere <strong>in</strong> den Wachstumsmärkten gibt es Tendenzen,<br />
durch handelsverzerrende staatliche Maßnahmen sowohl auf<br />
der Angebots- als auch der Nachfrageseite eigene Rohstoffi mporte<br />
zu begünstigen bzw. Rohstoffexporte zu erschweren.<br />
Dies geschieht z. B. durch die Rückerstattung von E<strong>in</strong>fuhrumsatzsteuern,<br />
diskrim<strong>in</strong>ierende Lizenzsysteme oder prohibitiv<br />
hohe Exportzölle, die de facto e<strong>in</strong>em Exportverbot gleichkommen.<br />
Die wichtigste heimische Quelle für metallische<br />
Rohstoffe, das Metallrecycl<strong>in</strong>g, ist direkt von den Handelsverzerrungen<br />
im Bereich der Sekundärrohstoffe betroffen.<br />
Diese künstlich erzeugte Sogwirkung der Handelsströme von<br />
Primär- und Sekundärrohstoffen <strong>in</strong> Drittländer hat bereits zu<br />
Verknappungen geführt, die <strong>in</strong> ihrer Konsequenz Kapazitätsabbau<br />
und Arbeitsplatzverluste bei uns zur Folge hatten. Im<br />
Folgenden werden nur e<strong>in</strong>ige Beispiele beschrieben:<br />
Stahlschrott:<br />
Bei Stahlschrott ist das Bemühen Ch<strong>in</strong>as unverkennbar, den<br />
heimischen Markt zu schützen und Stahlschrott im eigenen<br />
Land zu halten. Da Ch<strong>in</strong>a e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges eigenes Schrottaufkommen<br />
hat, muss es die benötigte Schrottmenge größtenteils<br />
importieren – alle<strong>in</strong> im Jahr 2005 schätzungsweise 67 Mio. t.<br />
Am 15. September 2006 wurden deshalb Exportsteuern <strong>in</strong><br />
Höhe von 40 % für Stahlschrott festgelegt und gleichzeitig die<br />
noch gültigen Steuerrabatte bei der Ausfuhr von 142 Stahlprodukten<br />
von 11 % auf 8 % reduziert. Im November 2006 wurde<br />
die Exportsteuer für Eisen- und Stahlschrott auf 10 % festgelegt.<br />
Gleichzeitig wurde die noch bestehende 2 % ige Importsteuer<br />
abgeschafft.<br />
Russland und die Ukra<strong>in</strong>e gehen schon seit Jahren strategisch<br />
gegen den Export von Stahlschrott <strong>in</strong> Drittländer und<br />
für die Sicherung des heimischen Stahlstandortes vor. Schon<br />
1999 führte Russland Restriktionen beim Export von Stahlschrott<br />
und e<strong>in</strong>e Exportsteuer <strong>in</strong> Höhe von 15 % (m<strong>in</strong>d.