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2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...

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8 Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale Rohstofffragen«<br />

bis 10 Jahre von der Entdeckung e<strong>in</strong>er Lagerstätte bis zur Produktion.<br />

Vor 2015 kann sich die Lage also nicht wesentlich<br />

entspannen. Auch dann gibt es vermutlich ke<strong>in</strong>e Entwarnung,<br />

denn der Rohstoffhunger von Ländern wie Ch<strong>in</strong>a und Indien<br />

wird die Märkte langfristig dom<strong>in</strong>ieren. Ch<strong>in</strong>a ist mittlerweile<br />

weltweit größter Verbraucher von Kupfer, Z<strong>in</strong>k, Z<strong>in</strong>n und<br />

Ste<strong>in</strong>kohle. Bei Alum<strong>in</strong>ium und M<strong>in</strong>eralöl liegt das Land auf<br />

Platz zwei. Inzwischen ist Ch<strong>in</strong>a größter Rohstoffi mporteur<br />

der Welt, und Indien befi ndet sich bereits <strong>in</strong> den Fußstapfen<br />

Ch<strong>in</strong>as. Die wirtschaftliche und <strong>in</strong>dustrielle Entwicklung dieser<br />

Länder führt zu e<strong>in</strong>er dauerhaft höheren Nachfrage nach<br />

Rohstoffen. Und das bedeutet: dauerhaft höhere Preise.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt e<strong>in</strong> Punkt, den wir <strong>in</strong> der notwendigen Schärfe<br />

vor zwei Jahren vielleicht noch nicht gesehen haben.<br />

Auf den <strong>in</strong>ternationalen Rohstoffmärkten s<strong>in</strong>d Akteure unterwegs,<br />

die gänzlich andere Vorstellungen haben von den Gepfl ogenheiten<br />

auf den Märkten und, wichtiger noch, auch andere<br />

Vorstellungen haben von der Rolle des Staates bei der Flankierung<br />

se<strong>in</strong>er Wirtschaft <strong>in</strong> dem Bemühen um die Sicherung von<br />

Rohstoffen. Ich spreche hier <strong>in</strong>sbesondere, aber nicht nur, von<br />

der Rohstoffsicherungspolitik Ch<strong>in</strong>as, die sich e<strong>in</strong>er Nachahmung<br />

aus vielen Gründen entzieht. Gleichwohl brauchen wir<br />

Antworten.<br />

Dritte Bemerkung: Die volkswirtschaftlichen Kosten der gestiegenen<br />

Preise für metallische Rohstoffe s<strong>in</strong>d enorm. Man<br />

hat errechnet, dass Preisanstiege um 50 % bei den primären<br />

Rohstoffen die Materialkosten <strong>in</strong> Deutschland um 10 Mrd.<br />

Euro <strong>in</strong> die Höhe treiben. Und vergessen wir nicht: In der<br />

jüngsten Vergangenheit haben wir Preissteigerungen von<br />

deutlich über 50 % erlebt! Auch unser Export hängt von der<br />

Versorgung mit Rohstoffen ab. 80 % der importierten Rohstoffe<br />

werden – verarbeitet <strong>in</strong> Produkten – wieder exportiert.<br />

Me<strong>in</strong>e D<strong>am</strong>en und Herren, wenn hier die Rohstoffe extrem<br />

teuer werden oder gar fehlen, gerät der Produktionsstandort<br />

Deutschland <strong>in</strong> ernsthafte Schwierigkeiten. Das macht die<br />

metallischen Rohstoffe zu e<strong>in</strong>em Politikum. Und d<strong>am</strong>it b<strong>in</strong> ich<br />

bei der Arbeitsteilung zwischen Industrie und Politik: Arbeitsteilung<br />

im Dienste der Rohstoffsicherheit! Wir werden heute<br />

über die Frage reden: Wer hat welche Handlungsspielräume<br />

und Optionen <strong>in</strong> der konkreten Situation der hohen Preise,<br />

der knappen Mengen und der Verzerrungen auf den Märkten?<br />

Am Vormittag stellen die Unternehmen ihre Überlegungen<br />

vor, <strong>am</strong> Nachmittag die Vertreter der Politik.<br />

Insbesondere der <strong>in</strong> Deutschland produzierende metallverarbeitende<br />

Mittelstand, zu dem ich mich auch zähle, ist auf geeignete<br />

Instrumente angewiesen, um die noch lang andauernde Phase der<br />

hohen Preisen für unsere Vormaterialien zu bewältigen. Dabei<br />

Rohstoffsicherheit –<br />

Anforderungen an Industrie und Politik<br />

können durchaus Kräfte gebündelt werden, z. B. mit E<strong>in</strong>kaufsgenossenschaften.<br />

Auch e<strong>in</strong>e Art Frühwarnsystem für die Entwicklungen<br />

auf den Märkten ist denkbar. Wir werden auch Vorschläge<br />

über Good Practice <strong>in</strong> der Wertschöpfungskette hören.<br />

Aber es gibt auch Grenzen der unternehmerischen Möglichkeiten.<br />

Sie liegen da, wo Handels- und Wettbewerbsverzerrungen<br />

die Märkte stören, verursacht von Ländern, die ihre<br />

eigene Rohstoffversorgung durch gezielte E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> die<br />

Märkte sichern, z. B. durch Exportzölle oder durch Importsubventionen.<br />

Dagegen s<strong>in</strong>d unsere Unternehmen machtlos.<br />

Machtlos s<strong>in</strong>d Unternehmen auch dort, wo e<strong>in</strong>e zu große Regelungsdichte<br />

und Widersprüche <strong>in</strong> der Regulierung ihre<br />

Handlungsfähigkeit e<strong>in</strong>schränken. Recycl<strong>in</strong>g wird immer<br />

wichtiger <strong>in</strong> Zeiten knapper und teurer Rohstoffe, aber unangemessene<br />

Regelungen bürden den Unternehmen erhebliche<br />

Kosten auf – vermeidbare Kosten. Denken Sie nur an die Klassifi<br />

zierung bestimmter Schrotte als Abfall. Was soll das <strong>in</strong><br />

Zeiten der Rohstoffknappheit?<br />

Me<strong>in</strong>e D<strong>am</strong>en und Herren, das Drehen an den Stellschrauben<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Politikfeldern ist wichtig. Aber das ergibt noch<br />

ke<strong>in</strong>e Strategie. Das Ziel der <strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale<br />

Rohstofffragen« war es, Elemente e<strong>in</strong>er strategischen<br />

Rohstoffpolitik zu identifi zieren. Strategische Rohstoffpolitik<br />

– darunter verstehen wir nicht Industriepolitik, nicht<br />

den gezielten E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> Märkte, <strong>in</strong> sektorale oder regionale<br />

Wirtschaftsstrukturen oder gar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne Unternehmen.<br />

Staats<strong>in</strong>terventionen s<strong>in</strong>d im Kern mit marktwirtschaftlichen<br />

Ordnungspr<strong>in</strong>zipien unvere<strong>in</strong>bar. Unter strategischer Rohstoffpolitik<br />

verstehen wir e<strong>in</strong>e kluge, vorausschauende Politik,<br />

e<strong>in</strong>e Politik, die den Standort Deutschland im Blick hat und<br />

die Bedürfnisse der hier produzierenden Unternehmen. E<strong>in</strong>e<br />

Politik, deren Ziel es ist, zu verh<strong>in</strong>dern, dass die Unternehmen<br />

dah<strong>in</strong> gehen müssen, wo die Rohstoffe s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Politik die<br />

ermöglicht, dass <strong>am</strong> Standort Deutschland produziert werden<br />

kann! Auf höchstem technologischem Niveau.<br />

Me<strong>in</strong>e D<strong>am</strong>en und Herren, h<strong>in</strong>ter diesem Ziel steht ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>teresse.<br />

In den Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika würde<br />

man für dieses Ziel sogar das nationale Interesse bemühen.<br />

Auch wir <strong>in</strong> Deutschland sollten geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong> vorgehen. Rohstoffsicherheit<br />

ist e<strong>in</strong> komplexes Anliegen, e<strong>in</strong> existenzielles<br />

Anliegen.<br />

Das Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterium führt <strong>in</strong> der Rohstoffpolitik die<br />

Feder. Zu Recht. Aber es kommen weitere Ressorts h<strong>in</strong>zu.<br />

Die Außen- und Sicherheitspolitik, die Entwicklungspolitik,<br />

die Umweltpolitik, die Forschungspolitik, um nur die wichtigsten<br />

zu nennen. Auch diese Ressorts können maßgeblich<br />

dazu beitragen, unsere Rohstoffi mporte sicherer zu machen.

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