2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...
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Bundesverband der Deutschen Industrie<br />
<strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale Rohstofffragen«<br />
In Deutschland wurde bereits im Juni 2005 e<strong>in</strong> Deponierungsverbot<br />
für unbehandelte Siedlungsabfälle e<strong>in</strong>geführt. In anderen<br />
EU-Ländern werden allerd<strong>in</strong>gs weiter große Mengen an<br />
Abfällen über Deponien entsorgt. Als Folge gehen dem Wertstoffkreislauf<br />
nach wie vor Rohstoffe verloren. Dies schwächt<br />
nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie,<br />
sondern hat auch ökologischen Schaden zur Folge. Das Ziel<br />
auf europäischer Ebene muss e<strong>in</strong>e ökonomisch und ökologisch<br />
s<strong>in</strong>nvolle Verwertung der Abfälle im Kontext des europäischen<br />
Wirtschaftsraums se<strong>in</strong>. Die Produktabfallverwertung selbst<br />
sollte bestimmten europäischen Umwelt- und Qualitätsstandards<br />
genügen. Langfristig sollte auch die Ausweitung des generellen<br />
Deponierungsverbots unbehandelter Siedlungsabfälle<br />
auf die ganze EU <strong>in</strong> Erwägung gezogen werden.<br />
Öffentliche fi nanzielle Förderung – ob national oder durch<br />
die EU vergeben – für neue Technologien im Bereich der nachwachsenden<br />
Rohstoffe sollte grundsätzlich den Charakter<br />
e<strong>in</strong>er Anschubfi nanzierung haben; sie sollte also zeitlich eng<br />
befristet se<strong>in</strong>. Die Perspektive muss immer der freie Markt<br />
se<strong>in</strong>, auf dem die Technologie sich letztlich zu bewähren hat.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus ist im Zus<strong>am</strong>menhang mit staatlicher Förderung<br />
vor allem sicherzustellen, dass die Förderung e<strong>in</strong>zelner<br />
Bereiche oder Technologien aufgrund bestehender Interdependenzen<br />
nicht negative Auswirkungen auf andere Bereiche<br />
hat. So ist es beispielsweise <strong>in</strong> der Papierwirtschaft durch die<br />
Förderung der energetischen Verwendung von Holz zu Holzknappheit<br />
gekommen. In der chemischen Industrie ist es aufgrund<br />
der Biodieselförderung zu starken Verteuerungen bei<br />
Ölen und Fetten gekommen. Europäische Förderungen des<br />
Rohstoffe<strong>in</strong>satzes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bereichen, die zu Verteue-<br />
%<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Rohstoffsicherheit –<br />
Anforderungen an Industrie und Politik<br />
rungen oder Verknappungen <strong>in</strong> anderen Bereichen führen,<br />
sollten daher zurückgeführt und nationale Förderungen h<strong>in</strong>sichtlich<br />
ihrer wettbewerbsverzerrenden Auswirkungen von<br />
den europäischen Wettbewerbsbehörden aufmerks<strong>am</strong> beobachtet<br />
werden.<br />
Bei der Entwicklung und Anwendung neuer Technologien<br />
ist auch die Handelspolitik zu berücksichtigen. So hängt es<br />
unter anderem von der Höhe bestehender Zölle ab, <strong>in</strong>wieweit<br />
<strong>in</strong> Europa Technologien, für die E<strong>in</strong>satzstoffe aus dem EU-<br />
Ausland bezogen werden, vorangetrieben werden können.<br />
Bei Bioethanol machen es Zölle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Höhe zwischen 30 %<br />
und 60 % der europäischen Industrie sehr schwer, die Technologie<br />
<strong>in</strong> diesem Bereich weiterzuentwickeln und gleichzeitig<br />
konkurrenzfähig gegenüber ausländischen Wettbewerbern zu<br />
se<strong>in</strong>. Hier ist e<strong>in</strong>e größere Differenzierung der Zölle förderlich,<br />
wie dies bereits <strong>in</strong> anderen Ländern längst der Fall ist.<br />
Das Beispiel Bioethanol macht e<strong>in</strong>mal mehr deutlich, wie reformbedürftig<br />
die europäische Agrarpolitik nach wie vor ist.<br />
Außenpolitik<br />
Der größte Teil der weltweiten Rohstoffförderung erfolgt <strong>in</strong><br />
politisch <strong>in</strong>stabilen Ländern. Dies ist Grund genug zur Befassung<br />
der Außen- und Sicherheitspolitik mit den Problemen<br />
der Rohstoffversorgung.<br />
Koppelt man die Bergbauproduktion der Rohstoffförderländer<br />
mit den E<strong>in</strong>schätzungen der Weltbank über die politische<br />
Stabilität der Länder, stellt man fest, dass mehr als die<br />
Hälfte der Weltbergbauproduktion aus politisch <strong>in</strong>stabilen<br />
oder sogar extrem <strong>in</strong>stabilen Ländern st<strong>am</strong>mt. Bei den metal-<br />
Anteil der Förderung metallischer Rohstoffe nach politischer Stabilität der Herkunftsländer im Jahr 2005<br />
basierend auf den Worldwide Governance Indicators der Weltbank<br />
Z<strong>in</strong>n Palladium Gold Kupfer Plat<strong>in</strong> Molybdän Eisenerz<br />
Tantal Niob<br />
Manganerz<br />
Kobalt Nickel Vanadium<br />
Bauxit<br />
Z<strong>in</strong>k<br />
Blei<br />
Chromit Wolfr<strong>am</strong><br />
Titan<br />
extrem <strong>in</strong>stabil <strong>in</strong>stabil<br />
unauffällig<br />
Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR); World Bank: Worldwide Governance Indicators 2006<br />
stabil<br />
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