2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...
2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...
2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
58 Bundesverband der Deutschen Industrie<br />
Rohstoffsicherheit –<br />
<strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale Rohstofffragen«<br />
Anforderungen an Industrie und Politik<br />
Als Alternative zum Kauf von Lagerstätten bieten sich Beteiligungen<br />
an Rohstofffördergesellschaften an. Diese erfordern<br />
rohstoffabhängig und je nach Höhe der Beteiligung <strong>in</strong> der<br />
Regel e<strong>in</strong>en wesentlich ger<strong>in</strong>geren Kapitale<strong>in</strong>satz. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
übersteigt auch dieser vergleichsweise ger<strong>in</strong>ge fi nanzielle Aufwand<br />
die Möglichkeiten zahlreicher Unternehmen der deutschen<br />
Industrie, die mehrheitlich mittelständisch geprägt ist.<br />
E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit besteht dar<strong>in</strong>, mit anderen Unternehmen<br />
Partnerschaften e<strong>in</strong>zugehen, wie es 1978 bei der<br />
Kupferexplorationsgesellschaft geschehen ist. Die Suche nach<br />
Partnern kann sich durch unterschiedliche Interessen und<br />
Bedürfnisse der e<strong>in</strong>zelnen Unternehmen gleichwohl schwierig<br />
gestalten. Gleichzeitig reicht bei e<strong>in</strong>em hohen Rohstoffbedarf<br />
des Unternehmens, z. B. bei großen Raffi nerien, e<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>zelne Beteiligung oder e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Rohstoffl agerstätte<br />
unter Umständen nicht aus, um den Bedarf des Unternehmens<br />
zu decken.<br />
Die Möglichkeiten für Rückwärts<strong>in</strong>tegration stellen sich<br />
für die verschiedenen Rohstoffe sehr unterschiedlich dar: Bei<br />
den <strong>in</strong> großen Mengen geförderten NE-Metall-Rohstoffen und<br />
bei Eisenerz s<strong>in</strong>d die Optionen für Käufe und Beteiligungen<br />
sehr e<strong>in</strong>geschränkt. Die bekannten Lagerstätten befi nden sich<br />
weitestgehend <strong>in</strong> den Händen großer Fördergesellschaften<br />
oder im Besitz von Staaten, die zur Versorgung ihrer Unternehmen<br />
mit Rohstoffen Lagerstätten aufgekauft haben. Bei<br />
Stahlveredlern und bei anderen, <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Mengen geförderten<br />
Rohstoffe, s<strong>in</strong>d die Möglichkeiten für den Erwerb von<br />
Beteiligungen besser.<br />
Aber selbst e<strong>in</strong>e stärkere Rückwärts<strong>in</strong>tegration deutscher<br />
Unternehmen würde das Problem bestehender Handels- und<br />
Wettbewerbsverzerrungen nur sehr bed<strong>in</strong>gt mildern. Für die<br />
Mehrzahl der deutschen Unternehmen ist Rückwärts<strong>in</strong>tegration<br />
aufgrund der mangelnden eigenen Kapitalkraft ke<strong>in</strong>e<br />
Option. Die Bundesregierung bietet zwar für Projekte zur<br />
Rohstoffförderung im Ausland, die durch deutsche Unternehmen<br />
bzw. mit Beteiligung deutscher Unternehmen erfolgen<br />
und die von ges<strong>am</strong>twirtschaftlichem Interesse s<strong>in</strong>d, Unterstützung<br />
<strong>in</strong> Form der sogenannten Ungebundenen F<strong>in</strong>anzkredite<br />
(UFK) an, mit denen der Bund auf Antrag e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>ländischen<br />
Kreditgebers Garantien bzw. Bürgschaften für Kredite, die für<br />
das Projekt aufgenommen wurden, übernimmt. An den fi nanziellen<br />
Möglichkeiten der Unternehmen ändert das Instrument<br />
aber wenig.<br />
Langfristverträge und Partnerschaften im Bereich der Rohstoffförderung<br />
Neben der Option der Rückwärts<strong>in</strong>tegration und der Beteiligung<br />
im Rohstoffbereich kann e<strong>in</strong> Unternehmen zur Sicherung<br />
des Rohstoffbezugs auch langfristige Lieferverträge mit<br />
e<strong>in</strong>er Fördergesellschaft abschließen, eventuell verbunden<br />
mit e<strong>in</strong>er Partnerschaft. Durch e<strong>in</strong>en längerfristigen Bezugsvertrag<br />
bekommt das Unternehmen zwar <strong>in</strong> der Regel ke<strong>in</strong>en<br />
großen Preisvorteil, es erzielt jedoch e<strong>in</strong>e höhere Versorgungssicherheit,<br />
als wenn es die Rohstoffe ohne e<strong>in</strong>e vertragliche<br />
Sicherheit über den Markt beziehen müsste und diese im<br />
Zuge e<strong>in</strong>er Verknappung nur e<strong>in</strong>geschränkt verfügbar s<strong>in</strong>d.<br />
Als Vorbed<strong>in</strong>gung für den Abschluss e<strong>in</strong>es langfristigen<br />
Vertrages erwarten Rohstofffördergesellschaften oftmals<br />
e<strong>in</strong> fi nanzielles Engagement. Dies kommt <strong>in</strong>sbesondere bei<br />
neuen Förderprojekten vor, für die Unterstützung bei der Anschubfi<br />
nanzierung benötigt wird. E<strong>in</strong> solches fi nanzielles<br />
Engagement kann häufi g auch <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Kredites erfolgen.<br />
Für derartige fi nanzielle Engagements <strong>in</strong> Form von Projektkrediten<br />
oder Projektbeteiligungen können, soweit aus<br />
dem Engagement e<strong>in</strong> längerfristiger Rohstoffbezug resultiert,<br />
ebenfalls Ungebundene F<strong>in</strong>anzkredite beantragt werden. Mit<br />
den Krediten können sich die Unternehmen zwar nicht gegen<br />
die wirtschaftlichen Risiken des Projekts, wohl aber gegen die<br />
mit dem Projekt <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehenden politischen Risiken<br />
absichern. Der Vorteil gegenüber der Rückwärts<strong>in</strong>tegration<br />
bzw. e<strong>in</strong>er Beteiligung an e<strong>in</strong>em Rohstoffförderunternehmen<br />
besteht dar<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e Projektbeteiligung e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren<br />
F<strong>in</strong>anzaufwand erfordert. Das Unternehmen muss zudem<br />
nicht selbst <strong>in</strong> der Rohstoffförderung aktiv werden bzw. unternehmerische<br />
Entscheidungen treffen, für die entsprechende<br />
Kenntnisse aufzubauen wären.<br />
Wichtig im Rahmen von langfristigen Verträgen ist, dass<br />
Regelungen h<strong>in</strong>sichtlich der Preisanpassung bei Fluktuationen<br />
auf den Rohstoffmärkten sowie auf den Absatzmärkten<br />
für die Endprodukte der Rohstoffe gefunden werden. Fehlen<br />
solche Reglungen, können sich für die Vertragsparteien beträchtliche<br />
Schwierigkeiten ergeben.