2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...
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Bundesverband der Deutschen Industrie<br />
<strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale Rohstofffragen«<br />
Die Bildung von E<strong>in</strong>kaufskooperationen und die Erschließung<br />
der genannten Vorteile s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs nicht allen Unternehmen<br />
<strong>in</strong> gleicher Weise möglich. Voraussetzung ist e<strong>in</strong><br />
geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong>er Bedarf für e<strong>in</strong>en bestimmten Rohstoff bzw. e<strong>in</strong><br />
bestimmtes Material. Für Unternehmen fortgeschrittener<br />
Wertschöpfungsstufen, die komplexere E<strong>in</strong>satzstoffe bzw.<br />
Vorprodukte benötigen, steht dieses Instrument folglich nur<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschränkter Form zur Verfügung. Für Unternehmen<br />
vorderer Wertschöpfungsstufen, die Grundstoffe beziehen<br />
und deren Bezugsanforderungen sich auf die Materialspezifi -<br />
kationen beschränken, ist es dagegen vergleichsweise leichter,<br />
Kooperationen im E<strong>in</strong>kauf zu bilden.<br />
F<strong>in</strong>anzielle Absicherungs<strong>in</strong>strumente gegen<br />
Rohstoffpreisanstiege<br />
Unternehmen stehen verschiedene Formen von F<strong>in</strong>anzgeschäften<br />
zur Verfügung, um sich gegen Rohstoffpreisanstiege<br />
abzusichern. Neben standardisierten Produkten von<br />
Börsen bieten sich zur Absicherung gegen Rohstoffpreisanstiege<br />
nicht-standardisierte außerbörsliche Absicherungsgeschäfte<br />
an, sogenannte Over the Counter (OTC)-Geschäfte.<br />
Solche fi nanziellen Absicherungs<strong>in</strong>strumente (auch Hedg<strong>in</strong>g<br />
genannt) erfordern entsprechende Kenntnisse, <strong>in</strong>sbesondere<br />
da mit diesen Geschäften auch beträchtliche Risiken<br />
verbunden s<strong>in</strong>d. D<strong>am</strong>it Unternehmen von Hedg<strong>in</strong>g profi tieren<br />
und Preisspitzen ausgleichen können, müssen sie es zudem<br />
längerfristig betreiben. Hedg<strong>in</strong>g bietet sich sowohl rohstoffverarbeitenden<br />
als auch weiterverarbeitenden Unternehmen<br />
an. So können sich z. B. Unternehmen, die Vorprodukte beziehen,<br />
bei denen Rohstoffe e<strong>in</strong>en hohen Anteil ausmachen<br />
und folglich e<strong>in</strong>en hohen E<strong>in</strong>fl uss auf den Preis haben, gegen<br />
Preisanstiege absichern, <strong>in</strong>dem sie Hedge-Geschäfte für die<br />
betreffenden Rohstoffe tätigen.<br />
Die wichtigsten nicht-standardisierten Absicherungsgeschäfte<br />
s<strong>in</strong>d OTC-Forwards, OTC-Swaps, OTC-Optionen und<br />
Bandbreitenstrategien.<br />
Mit e<strong>in</strong>em OTC-Forward kann seitens e<strong>in</strong>es Rohstoffkäufers<br />
der Preis für e<strong>in</strong> Rohstoffgeschäft, das zu e<strong>in</strong>em vere<strong>in</strong>barten<br />
Zeitpunkt <strong>in</strong> der Zukunft stattfi ndet, fi xiert werden.<br />
Selbiges kann auch durch e<strong>in</strong> Swap-Geschäft erfolgen, wobei<br />
e<strong>in</strong> Swap-Geschäft e<strong>in</strong> separates Geschäft ist und zusätzlich<br />
zu dem Rohstoffgeschäft abgeschlossen werden muss. Durch<br />
Forward- oder Swap-Geschäfte kann das Unternehmen das<br />
Preisrisiko e<strong>in</strong>es Rohstoffgeschäftes elim<strong>in</strong>ieren. Die Geschäfte<br />
machen es dem Unternehmen aber gleichzeitig unmöglich,<br />
von s<strong>in</strong>kenden Preisen zu profi tieren.<br />
Mit e<strong>in</strong>er OTC-Option kann sich e<strong>in</strong> Rohstoffkäufer das<br />
Recht sichern, e<strong>in</strong>e festgelegte Menge e<strong>in</strong>es Rohstoffs <strong>in</strong>nerhalb<br />
oder <strong>am</strong> Ende e<strong>in</strong>er vere<strong>in</strong>barten Laufzeit zu e<strong>in</strong>em vere<strong>in</strong>barten<br />
Preis zu kaufen. Durch e<strong>in</strong> Optionsgeschäft kann<br />
sich e<strong>in</strong> Rohstoffkäufer somit gegen Preisanstiege absichern,<br />
Rohstoffsicherheit –<br />
Anforderungen an Industrie und Politik<br />
gleichzeitig aber von möglicherweise fallenden Preisen profi -<br />
tieren. Die Prämien für Optionsgeschäfte im Rohstoffbereich<br />
s<strong>in</strong>d aufgrund der hohen Volatilitäten auf den Rohstoffmärkten,<br />
die das abzusichernde Preisrisiko bestimmen, zurzeit<br />
allerd<strong>in</strong>gs sehr hoch.<br />
Mit e<strong>in</strong>er Bandbreitenstrategie kann sich e<strong>in</strong> Rohstoffkäufer<br />
gegen e<strong>in</strong>e Preisobergrenze absichern; er legt gleichzeitig<br />
aber auch e<strong>in</strong>e Preisuntergrenze fest. Steigt der Preis des Rohstoffes<br />
über diese Grenze, bekommt er e<strong>in</strong>e Ausgleichszahlung;<br />
s<strong>in</strong>kt der Preis unter die festgelegte Untergrenze, ist e<strong>in</strong>e<br />
Ausgleichszahlung zu leisten. Bandbreitenstrategien können<br />
prämienneutral gestaltet werden.<br />
Die Auswahl der Instrumente zur Umsetzung der Absicherungsstrategie<br />
ist abhängig von der Bereitschaft des Unternehmens,<br />
Prämien für Optionen zu <strong>in</strong>vestieren und sich so<br />
gleichzeitig Sicherheit und Flexibilität zu erhalten oder z. B.<br />
Budgetpreise durch Term<strong>in</strong>geschäfte ohne Prämienaufwand<br />
zu fi xieren. Auch die Markterwartung ist bedeutend: Werden<br />
steigende Preise erwartet, würde man z. B. zu Forward- bzw.<br />
Swap-Geschäften oder auch zu Optionsgeschäften tendieren,<br />
bei Erwartung gleichbleibender Preise dagegen eher zu Bandbreitenstrategien.<br />
Absicherungsgeschäfte s<strong>in</strong>d nur für Rohstoffe möglich, für<br />
die es e<strong>in</strong>en offi ziellen Referenzpreis, z. B. e<strong>in</strong>en Börsenpreis,<br />
gibt. Darüber h<strong>in</strong>aus ist für die beschriebenen Instrumente<br />
e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destumfang an Rohstoffen erforderlich. Bei gleichen<br />
Bedürfnissen mehrerer Unternehmen mit ger<strong>in</strong>gen Bedarfsumfängen<br />
besteht allerd<strong>in</strong>gs grundsätzlich die Möglichkeit,<br />
diese <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong>en Absicherungsgeschäft zus<strong>am</strong>menzufassen.