2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...
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Bundesverband der Deutschen Industrie<br />
<strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale Rohstofffragen«<br />
Früh<strong>in</strong>dikatorensysteme zur frühzeitigen Reaktion auf E<strong>in</strong>schränkungen<br />
bei der Verfügbarkeit von Rohstoffen<br />
Die Unternehmen können versuchen, ihre Informationssituation<br />
zu verbessern, um Verknappungen und Verteuerungen<br />
von Rohstoffen frühzeitig abzusehen. Durch e<strong>in</strong>e solche Früherkennung<br />
der Marktveränderungen haben die Unternehmen<br />
die Möglichkeit, Maßnahmen zu treffen, um die Auswirkungen<br />
für das Unternehmen zu verh<strong>in</strong>dern oder zum<strong>in</strong>dest abzufedern.<br />
Wenn sich zum Beispiel e<strong>in</strong>e erhöhte Nachfrage nach<br />
e<strong>in</strong>em Rohstoff auf dem Weltmarkt abzeichnet, können die Unternehmen<br />
ggf. den betreffenden Rohstoff durch e<strong>in</strong> Substitut<br />
ersetzen oder den Hedg<strong>in</strong>g-Anteil des Rohstoffes erhöhen.<br />
Um <strong>in</strong> geeigneter Form reagieren zu können, benötigen die<br />
Unternehmen regelmäßig Informationen über die Entwicklung<br />
der Verfügbarkeit der für sie relevanten Roh- und E<strong>in</strong>satzstoffe.<br />
Diese Informationen müssen dann <strong>in</strong>nerhalb des<br />
Unternehmens ausgewertet und geeignete Reaktions-Maßnahmen<br />
getroffen werden.<br />
Informationen über die Entwicklung der Verfügbarkeit<br />
von Rohstoffen können über kommerzielle Informationsanbieter<br />
oder gegen e<strong>in</strong>e Gebühr über die Rohstoffbörsen bezogen<br />
werden. Soweit dies s<strong>in</strong>nvoll ist, können die Unternehmen<br />
auch frei verfügbare Informationen über die Preisentwicklung<br />
bei Rohstoffen, die sowohl über die Tagespresse als auch monatlich<br />
von der Bundesbank und von der BGR bezogen werden<br />
können, nutzen. Der E<strong>in</strong>satz solcher Preis<strong>in</strong>formationen<br />
für das Treffen von Gegenmaßnahmen ist allerd<strong>in</strong>gs nur für<br />
solche Unternehmen s<strong>in</strong>nvoll, die die betreffenden Rohstoffe<br />
nicht direkt, sondern z. B. als Zwischenprodukt mit e<strong>in</strong>em hohen<br />
Rohstoffanteil e<strong>in</strong>setzen.<br />
Als zweites sollte von den Unternehmen e<strong>in</strong> Verfahrens-<br />
bzw. Maßnahmenplan entwickelt werden, um die für die<br />
entsprechenden Entwicklungen geeigneten Maßnahmen zu<br />
treffen. Zum Beispiel kann auf e<strong>in</strong> Abs<strong>in</strong>ken der Lagerbestände<br />
an den Rohstoffbörsen mit e<strong>in</strong>er Erhöhung des eigenen<br />
Lagerbestandes oder durch e<strong>in</strong>en höheren Hedg<strong>in</strong>g-Anteil für<br />
den betreffenden Rohstoff reagiert werden.<br />
Die BGR hat zus<strong>am</strong>men mit der Forschungsabteilung der<br />
Volkswagen AG e<strong>in</strong>e Methodik entwickelt, die Indikatoren<br />
sowie e<strong>in</strong> Bewertungsverfahren formuliert, auf deren Grundlage<br />
Risiken <strong>in</strong> der Versorgung mit m<strong>in</strong>eralischen Rohstoffen<br />
systematisiert und bewertbar werden. Die Analyse des so entwickelten<br />
»Frühwarnsystems« erfolgt auf Basis von rohstoffwirtschaftlichen<br />
Marktanalysen über das derzeitige Angebot<br />
und die Nachfrage sowie über die zukünftige Entwicklung der<br />
Rohstoffmärkte unter E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> numerisches Bewertungsmodell.<br />
Die gewählte Methodik verfolgt somit den Aspekt der Risikoanalyse<br />
und -absicherung, die durch Identifi zierung und<br />
Analyse von Schwachstellen und dem frühzeitigen Erkennen<br />
der Angebotstrends <strong>in</strong> den jeweiligen Rohstoffmärkten wirkt.<br />
Die verwendeten Indikatoren ermöglichen die schnelle E<strong>in</strong>-<br />
Rohstoffsicherheit –<br />
Anforderungen an Industrie und Politik<br />
schätzung der Marktsituation und das Erkennen von Markttendenzen.<br />
Aus dem Ergebnis folgen <strong>in</strong> der Endbetrachtung<br />
geeignete Handlungsempfehlungen für Unternehmen, z. B.<br />
Rohstoffl ieferungen durch Abschluss von Langfristverträgen,<br />
Hedg<strong>in</strong>g oder Diversifi kation der Lieferquellen zu sichern.<br />
Die Prognose für das zukünftige Rohstoffangebot resultiert<br />
aus der Analyse der derzeit im Bau befi ndlichen Bergwerke,<br />
der durchgeführten Kapazitätserweiterungen sowie<br />
der Explorationsprojekte im Grassroots-, Prefeasibility- und<br />
Feasibility-Status. Dabei führt der Vergleich mit e<strong>in</strong>er auf<br />
Wirtschaftsdaten beruhenden Nachfrageentwicklung zu der<br />
Aussage, ob e<strong>in</strong>e Marktdeckung <strong>in</strong> fünf oder fünfzehn Jahren<br />
pr<strong>in</strong>zipiell möglich ist. Die Unsicherheiten solcher Prognosen<br />
sollten durch kont<strong>in</strong>uierliche Überprüfung der Datenlage im<br />
Abstand von zwei bis vier Jahren ausgeglichen werden.<br />
Energie- und Materialeffi zienz<br />
E<strong>in</strong>e weitere mögliche Option im Umgang mit Rohstoffpreisanstiegen<br />
und Verknappungen für die Unternehmen ist<br />
die Steigerung von Material- und Energieeffi zienz. Ziel dabei<br />
ist es, den Rohstoffbedarf des Unternehmens zu senken, d. h.<br />
den gleichen Output mit e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren Menge benötigter<br />
Rohstoffe und weniger Abprodukten zu erzielen.<br />
Die Ressourcen- und Prozesseffi zienz zu steigern und<br />
Alternativen zu bislang verwendeten Rohstoffen und Materialien<br />
zu prüfen, ist die erste und nächstliegende technische<br />
Antwort auf die Verteuerung e<strong>in</strong>zelner Rohstoffe und fester<br />
Bestandteil unternehmerischer Aktivitäten. Dazu zählt das<br />
Bemühen um die Erschließung von Potenzialen zur Verbesserung<br />
der Energieeffi zienz und der Energiee<strong>in</strong>sparung <strong>in</strong> allen<br />
Sektoren: Verbrauchssenkung von Energieträgern mit hoher<br />
Importabhängigkeit, Investitionen <strong>in</strong> Energie- und Materialforschung<br />
zur Entwicklung und Markte<strong>in</strong>führung von<br />
neuen oder weiterentwickelten Energieerzeugungstechnologien<br />
sowie die Entwicklung materialsparender Produkte (z. B.<br />
Leichtbauweise im Bereich der Gießerei<strong>in</strong>dustrie zur E<strong>in</strong>sparung<br />
von Schrotten, Roheisen und Koks).<br />
Bei den deutschen Unternehmen beträgt der Anteil der<br />
Energiekosten an den Produktionskosten im Durchschnitt<br />
2 %. Der Anteil der Materialkosten beträgt 40 %, wobei der<br />
Materialkostenanteil neben den Rohstoffkosten auch die<br />
Kosten von Werkstoffen umfasst. Die Erwartungen, <strong>in</strong> diesem<br />
Bereich Effi zienzsteigerungen zu erzielen, s<strong>in</strong>d hoch; sie<br />
reichen bis zu der Vorstellung, die Menge der benötigten Ressourcen<br />
bis zum Jahr 2020 halbieren zu können.<br />
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