2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...
2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...
2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
30 Bundesverband der Deutschen Industrie<br />
<strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale Rohstofffragen«<br />
Verhandlungen e<strong>in</strong>zubauen. Ich b<strong>in</strong> überzeugt: Hätte man bilaterale<br />
Verhandlungen schon früher auch mit der »Rohstoffbrille«<br />
geführt, dann hätte es die vielen Ausnahmeregelungen<br />
für Rohstoffe <strong>in</strong> den europäisch-ch<strong>in</strong>esischen Verhandlungen<br />
zum WTO-Beitritt Ch<strong>in</strong>as nicht gegeben! Heute s<strong>in</strong>d sie Fakt<br />
und zwar vermutlich leider auf lange Zeit. E<strong>in</strong> weiteres negatives<br />
Beispiel aus Metallsicht waren die Verhandlungen um<br />
den WTO-Beitritt der Ukra<strong>in</strong>e. Ursprünglich bestand dort e<strong>in</strong><br />
Exportverbot auf Metallschrotte. Da e<strong>in</strong> derartiges Exportverbot<br />
mit den WTO-Regeln nicht vere<strong>in</strong>bar ist, wurde zunächst<br />
die Umwandlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en 50 %igen Exportzoll erreicht, der <strong>in</strong><br />
den Folgejahren langfristig bis auf 15 % gesenkt werden soll.<br />
Dieses Ergebnis bedeutet jedoch für die davon betroffenen<br />
europäischen Unternehmen ke<strong>in</strong>erlei Verbesserung. Grund<br />
hierfür ist, dass beispielsweise die Metallschrott e<strong>in</strong>setzenden<br />
Hütten ihren Ertrag aus dem sogenannten »Schmelzlohn«<br />
erzielen. Dieser beträgt nur e<strong>in</strong>en Bruchteil des Preises der<br />
Primärrohstoffe – rund 10 % –, d.h. e<strong>in</strong> Zollsatz <strong>in</strong> Höhe von<br />
15 % wirkt somit im Ergebnis wie e<strong>in</strong> Exportverbot, denn er<br />
liegt über dem erzielbaren Schmelzlohn.<br />
Derzeit bereitet die EU neue bilaterale Verhandlungen vor<br />
– mit Indien, Südkorea, ASEAN, Zentral<strong>am</strong>erika und der<br />
Andengeme<strong>in</strong>schaft. Wenn es tatsächlich zu Verhandlungen<br />
kommt, müssen die Regeln für Exportzölle, Double Pric<strong>in</strong>g<br />
und wettbewerbsverzerrende Subventionen entsprechend präzisiert<br />
werden. Das ist die Erwartung der deutschen Industrie<br />
an Kommission und Bundesregierung.<br />
Auf europäischer Ebene wird zurzeit über Möglichkeiten zur<br />
Verbesserung der externen Wettbewerbsfähigkeit der EU diskutiert.<br />
Neben der Frage der Positionierung bei multilateralen<br />
und bilateralen Handelsabkommen sowie der zu verfolgenden<br />
handelspolitischen Strategie beim Umgang mit Ländern wie<br />
Ch<strong>in</strong>a oder Russland, geht es dabei <strong>in</strong>sbesondere auch um die<br />
Überprüfung des bestehenden handelspolitischen Schutz<strong>in</strong>strumentariums.<br />
Dabei ist darauf zu achten, dass die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Unternehmen durch die Reform gestärkt<br />
und nicht geschwächt wird. Was me<strong>in</strong>e ich d<strong>am</strong>it: Anfang<br />
Dezember 2006 legte die EU-Kommission e<strong>in</strong> Grünbuch zur<br />
Überprüfung der handelspolitischen Schutz<strong>in</strong>strumente vor.<br />
Die Überlegungen der Kommission tendieren e<strong>in</strong>deutig dah<strong>in</strong>,<br />
die Möglichkeit der Nutzung handelspolitischer Schutz<strong>in</strong>strumente,<br />
so z. B. der Antidump<strong>in</strong>gverfahren, künftig erheblich<br />
e<strong>in</strong>zuschränken. Die EU plant, die entsprechenden Verfahren<br />
zukünftig stärker an Importeur-, Konsumenten- oder<br />
Verwender<strong>in</strong>teressen und weniger <strong>am</strong> Schutz<strong>in</strong>teresse der<br />
europäischen Produzenten auszurichten. Dieser Ansatz geht<br />
<strong>in</strong>sbesondere angesichts der Situation der Rohstoffversorgung<br />
und ihrer Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit <strong>in</strong> die<br />
falsche Richtung! Wir s<strong>in</strong>d gegen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>seitige Aufweichung<br />
Rohstoffsicherheit –<br />
Anforderungen an Industrie und Politik<br />
des europäischen Antidump<strong>in</strong>grechts, solange <strong>in</strong>nerhalb der<br />
WTO ke<strong>in</strong>e weitergehende Harmonisierung der Verfahren<br />
stattfi ndet, welche deutsche und europäische Unternehmen<br />
wirks<strong>am</strong> vor missbräuchlichen und diskrim<strong>in</strong>ierenden Antidump<strong>in</strong>gverfahren<br />
<strong>in</strong> Drittländern schützt.<br />
Me<strong>in</strong>e D<strong>am</strong>en und Herren, die handelspolitische Kompetenz<br />
liegt <strong>in</strong> Brüssel. Die Bundesregierung hat e<strong>in</strong> gewichtiges<br />
Wort mitzureden, aber sie redet eben nur mit. Die Außenpolitik<br />
gestaltet sie h<strong>in</strong>gegen selbst. Der größte Teil der weltweiten<br />
Rohstoffförderung fi ndet <strong>in</strong> politisch <strong>in</strong>stabilen Ländern<br />
statt. Dies ist an sich schon Grund genug zur Befassung der<br />
Außenpolitik mit den Problemen der Rohstoffversorgung. Die<br />
Außenpolitik verfügt über vielfältige Instrumente, auch unsere<br />
Rohstoffi nteressen zu fördern und handels- und wettbewerbsverzerrenden<br />
Praktiken entgegenzuwirken: Bilaterale<br />
Gespräche auf Ebene der Außenm<strong>in</strong>ister und Staatssekretäre,<br />
bilaterale und regionale Gipfeltreffen, bilaterale gemischte<br />
Kommissionen, Partnerschafts- und Kooperationsabkommen<br />
– diese Instrumente, diese Gelegenheiten müssen konsequent<br />
genutzt werden! Unsere Außenpolitik sollte gegenüber rohstoffreichen<br />
und wichtigen Verbrauchsländern durchaus noch<br />
mehr Rohstoffbewusstse<strong>in</strong> zeigen, welches von deutschen Interessen<br />
geleitet ist.<br />
Politische und wirtschaftliche Stabilität der Rohstoffförderländer<br />
s<strong>in</strong>d Grundvoraussetzungen für e<strong>in</strong>e sichere<br />
Rohstoffversorgung der Abnehmerländer. Hier hat unsere<br />
Außenpolitik die überaus wichtige und schwierige Rolle, zur<br />
Stabilität von rohstoffreichen Ländern beizutragen und dies<br />
ist auch e<strong>in</strong>e Kernaufgabe der Entwicklungszus<strong>am</strong>menarbeit.<br />
Me<strong>in</strong>e D<strong>am</strong>en und Herren, die Entwicklungspolitik bietet<br />
viel mehr Möglichkeiten, zur Sicherheit unserer Rohstoffversorgung<br />
beizutragen, als geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> angenommen wird.<br />
Sie kann <strong>in</strong> Entwicklungsländern h<strong>in</strong>wirken auf Rechtssicherheit,<br />
Investitionsschutz, Abbau von Exportbeschränkungen<br />
oder auch Unterb<strong>in</strong>dung illegalen Exports von Rohstoffen.<br />
Das trägt zu privatwirtschaftlichem Engagement dort bei und<br />
kann auch uns helfen, unsere Rohstoffi mporte sicherer zu machen.<br />
Die Entwicklungspolitik kann auch e<strong>in</strong>e wichtige Rolle<br />
spielen gegenüber Schwellenländern, die immer stärker und<br />
ohne Beachtung <strong>in</strong>ternational üblicher Standards <strong>in</strong> Entwicklungsländern<br />
aktiv s<strong>in</strong>d. Im Zus<strong>am</strong>menwirken mit der Außenpolitik<br />
muss die Entwicklungspolitik das Ziel verfolgen, diese<br />
Länder zu global verantwortungsvollem und nicht nur auf<br />
eigenen Nutzen ausgerichtetes Handeln zu veranlassen.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel hierfür ist Ch<strong>in</strong>a: Ch<strong>in</strong>a hat <strong>in</strong>zwischen mit e<strong>in</strong>er<br />
Reihe von – durch die <strong>in</strong>ternationale Geme<strong>in</strong>schaft geächteten<br />
Staaten <strong>in</strong> Afrika, Asien und Late<strong>in</strong><strong>am</strong>erika – Allianzen<br />
geschlossen und <strong>in</strong> diesen zum Teil erhebliche Investitionen