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2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...

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28 Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale Rohstofffragen«<br />

untersuchen lassen, wie sich die Preisentwicklungen seit 2001<br />

bei metallischen und m<strong>in</strong>eralischen Rohstoffen, die wir ja fast<br />

alle importieren müssen, auswirkten.<br />

Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass diese Preissteigerungen<br />

<strong>in</strong> der ges<strong>am</strong>ten Wertschöpfungskette <strong>in</strong>sges<strong>am</strong>t<br />

zu Zusatzkosten von fast 100 Mrd. Euro und dem Verlust von<br />

148.000 Arbeitsplätzen führten. Denn: Es kommt zur Substitution.<br />

Und: Diese 100 Mrd. Euro fehlen im Portemonnaie der<br />

Unternehmen und Konsumenten.<br />

Unstrittig ist aber: Das Management der hohen und sehr volatilen<br />

Preise und der Rohstoffe<strong>in</strong>kauf ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Sache<br />

der Unternehmen selbst. Es ist und bleibt unsere Aufgabe als<br />

Unternehmen und Unternehmer, durch strategische Ausrichtung<br />

und Wahrnehmung bestehender Handlungsspielräume<br />

unsere Rohstoffversorgung bestmöglich zu sichern. Wir stellen<br />

uns dem Wettbewerb des Marktes und bekennen uns klar<br />

zu den ordnungspolitischen Grundsätzen der freien Marktwirtschaft.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs müssen die marktwirtschaftlichen<br />

Spielregeln für alle Beteiligten gleichermaßen gelten.<br />

Die Preisentwicklung ist e<strong>in</strong> Problem, im Ergebnis entscheidend<br />

ist aber die Verfügbarkeit der Rohstoffe! Denn selbst<br />

bei vollständiger Ausschöpfung des Optimierungspotenzials<br />

und der Handlungsspielräume der Wirtschaft wäre das eigentliche<br />

Problem immer noch ungelöst: Aufgrund von Handels-<br />

und Wettbewerbsverzerrungen besteht e<strong>in</strong> strategisches<br />

Ungleichgewicht zu Lasten des Marktes und se<strong>in</strong>er Akteure,<br />

also zu Lasten von uns. Dies kann nur durch die Politik gelöst<br />

werden! Nur sie kann für wettbewerbsfähige Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

sorgen. Dabei gilt für die Politik dasselbe wie für<br />

die Unternehmen auch: Wenn sich die Bed<strong>in</strong>gungen ändern,<br />

muss man se<strong>in</strong>e Strategie sowie die vorhandenen Instrumente<br />

überprüfen, ob sie noch wirks<strong>am</strong> s<strong>in</strong>d, ob sie scharf genug s<strong>in</strong>d<br />

oder sie durch neue ersetzt werden müssen. Wir stehen vor<br />

neuen Herausforderungen, dies aber leider mit teilweise alten,<br />

stumpf gewordenen Instrumenten. George Bernhard Shaw<br />

sagte zu Recht: »Der e<strong>in</strong>zige Vernünftige ist me<strong>in</strong> Schneider.<br />

Er nimmt jedes Mal neu Maß, wenn er mich trifft.«<br />

Es ist Aufgabe der Politik, auf E<strong>in</strong>haltung <strong>in</strong>ternational vere<strong>in</strong>barter<br />

Regeln zu bestehen und Sanktionen bei Verstößen<br />

durchzusetzen. Es ist Aufgabe der Politik, Optionen gegenüber<br />

den Ländern zu schaffen, die sich den <strong>in</strong>ternationalen<br />

Spielregeln noch nicht unterworfen haben, auf den Märkten<br />

aber bereits aktiv s<strong>in</strong>d. Es ist Aufgabe der Politik, Antworten<br />

auf die drängenden Probleme zu fi nden, die dadurch entstehen,<br />

dass die <strong>in</strong>ternationalen Rohstoffmärkte immer stärker<br />

von Akteuren geprägt s<strong>in</strong>d, die gänzlich andere Vorstellungen<br />

von der Rolle des Staates bei der Flankierung se<strong>in</strong>er Wirtschaft<br />

und deren Versorgung mit Rohstoffen haben.<br />

Rohstoffsicherheit –<br />

Anforderungen an Industrie und Politik<br />

Was sollen wir tun, wenn unsere liberalen Vorstellungen und<br />

Politikansätze komplett <strong>in</strong>s Leere laufen? In Schönheit sterben?<br />

Oder brauchen wir hier vielleicht doch e<strong>in</strong> Stück weit<br />

e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dustriepolitischen Ansatz? Rohstoffverfügbarkeit ist<br />

ke<strong>in</strong> Randproblem e<strong>in</strong>zelner Unternehmen oder Branchen. Es<br />

geht hier um existentielle Fragen der ges<strong>am</strong>ten Industrie.<br />

Was folgt aus dem bisher Gesagten? Erstens: Rohstoffversorgung<br />

ist ke<strong>in</strong> Selbstzweck, sondern von strategischer Bedeutung<br />

für die nachhaltige Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

Deutschlands und Europas. Zweitens:<br />

Deutschland als Exportweltmeister, aber importabhängiges<br />

Land, braucht freien Handel und funktionierende Spielregeln.<br />

E<strong>in</strong>e erfolgreiche Rohstoffstrategie erfordert daher e<strong>in</strong>e effi ziente<br />

politische Flankierung für den Fall e<strong>in</strong>es Regelverstoßes.<br />

Nur die Politik kann dafür sorgen, dass die Spielregeln e<strong>in</strong>gehalten<br />

werden und dass e<strong>in</strong> Spieler, der foult, die gelbe bzw.<br />

rote Karte bekommt. Wenn die Politik als Schiedsrichter den<br />

Regelverstoß aber duldet, spielt der heutige Exportweltmeister<br />

morgen <strong>in</strong> der Kreisliga.<br />

Drittens: E<strong>in</strong>e erfolgreiche Rohstoffstrategie erfordert e<strong>in</strong>en<br />

ganzheitlichen Ansatz mit entsprechend fl ankierenden Maßnahmen<br />

auf den verschiedenen Ebenen und Politikfeldern.<br />

Die Versorgung mit Rohstoffen ist nicht lediglich e<strong>in</strong>e Aufgabe<br />

der Wirtschaftspolitik, sondern gleichermaßen der Außen-<br />

und Sicherheitspolitik, der Energie- und Umweltpolitik, der<br />

Technologie- und Innovationspolitik, der Wettbewerbspolitik,<br />

der Mittelstandspolitik, der Entwicklungspolitik sowie der<br />

Europapolitik.<br />

Ich freue mich daher ganz besonders, dass wir heute Nachmittag<br />

<strong>in</strong> dieser hochrangigen Besetzung zwischen Politik und<br />

Wirtschaft geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong> über politische Strategien für mehr<br />

Rohstoffsicherheit diskutieren können. Ihre Anwesenheit,<br />

sehr geehrte D<strong>am</strong>en und Herren des Bundeskab<strong>in</strong>etts und der<br />

EU-Kommission, ermutigt uns. Es zeigt, dass auf deutscher<br />

wie europäischer Regierungsebene Rohstoffverfügbarkeit als<br />

strategische Aufgabe zur Sicherung unserer Wettbewerbsfähigkeit<br />

verstanden wird, als Aufgabe, die nur mit e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong>en<br />

und ganzheitlichen Ansatz gelöst werden kann.<br />

Was ist nun konkret zu tun? Me<strong>in</strong>e D<strong>am</strong>en und Herren, angesichts<br />

der beschränkten Zeit möchte ich mich gleich auf die<br />

Handlungsfelder konzentrieren, deren Ressorts auch nachher<br />

durch Politiker <strong>in</strong> der Diskussion vertreten s<strong>in</strong>d.<br />

Gestatten Sie mir aber, dass ich zuvor doch noch e<strong>in</strong>ige wenige<br />

Worte zum umwelt- und energiepolitisch wichtigen<br />

Zus<strong>am</strong>menhang von Rohstoffen und Recycl<strong>in</strong>g sage. Der Sekundärrohstoffanteil<br />

liegt <strong>in</strong> der Stahl<strong>in</strong>dustrie und der Z<strong>in</strong>kproduktion<br />

bei 42 %, bei der Kupferproduktion bei 53 % und

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