2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...
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68 Bundesverband der Deutschen Industrie<br />
Rohstoffsicherheit –<br />
<strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale Rohstofffragen«<br />
Anforderungen an Industrie und Politik<br />
Entwicklungspolitik<br />
Indem die Entwicklungspolitik zur wirtschaftlichen und politischen<br />
Entwicklung auch rohstoffreicher Entwicklungsländer<br />
beiträgt, kann sie die Stabilität dieser Länder erhöhen.<br />
Hierdurch kann sie den Boden ebnen für e<strong>in</strong>e geordnete Extraktion<br />
von Rohstoffen, die den Weltmärkten zur Verfügung<br />
stehen und deren Erlöse zugleich die Entwicklung der Herkunftsländer<br />
befördern. Neben dieser übergreifenden Aufgabe<br />
der Entwicklungspolitik kann und sollte sie jedoch auch weitere<br />
spezifi sche Beiträge leisten, die neben der Entwicklung<br />
der Partnerländer auch der Rohstoffsicherheit Deutschlands<br />
und Europas dienen.<br />
Die Entwicklungszus<strong>am</strong>menarbeit mit rohstoffreichen<br />
Entwicklungsländern sollte gezielt darauf h<strong>in</strong>wirken, dass<br />
wirtschaftspolitische Weichenstellungen der Partnerregierungen<br />
folgenden Pr<strong>in</strong>zipien entsprechen: Transparenz und<br />
fairer Wettbewerb bei der Vergabe von Bergbaukonzessionen;<br />
Rechtssicherheit, <strong>in</strong>sbesondere die E<strong>in</strong>haltung der<br />
unter Beachtung dieser Grundsätze abgeschlossenen Konzessionsverträge;<br />
Investitionsschutz; Abbau von Exportbeschränkungen;<br />
transparente E<strong>in</strong>stellung der Exporterlöse<br />
<strong>in</strong> den Staatshaushalt und deren Verwendung für entwicklungsrelevante<br />
Zwecke; Unterb<strong>in</strong>dung illegalen Exports von<br />
Rohstoffen. D<strong>am</strong>it diese Pr<strong>in</strong>zipien auch umgesetzt werden,<br />
sollte neben Regierungsberatung auch der Aufbau funktionsfähiger<br />
Institutionen, wie z. B. von Bergbaubehörden,<br />
verstärkt unterstützt und mit der Aus- und Fortbildung der<br />
Mitarbeiter verbunden werden.<br />
Neben Maßnahmen der bilateralen Entwicklungszus<strong>am</strong>menarbeit<br />
sollten auch <strong>in</strong>ternationale Transparenz<strong>in</strong>itiativen<br />
von der Politik unterstützt und weiterentwickelt werden. Initiativen<br />
wie die Extractive Industries Transparency Initiative<br />
(EITI) können gleichermaßen e<strong>in</strong>er positiven Entwicklung<br />
rohstoffreicher Entwicklungsländer wie auch e<strong>in</strong>em transparenten<br />
<strong>in</strong>ternationalen Rohstoffmarkt dienen. Voraussetzung<br />
hierfür ist, dass es der Politik gel<strong>in</strong>gt, mehr Regierungen zum<br />
Beitritt und zu aktiver Mitwirkung und konsequenter Anwendung<br />
der Transparenzregeln zu veranlassen. Mult<strong>in</strong>ationale<br />
Unternehmen alle<strong>in</strong> können den Erfolg von Transparenz<strong>in</strong>itiativen<br />
nicht sicherstellen, da es sich im Kern um e<strong>in</strong>e politische<br />
Frage handelt.<br />
Sensibel, aber zugleich entschlossen reagieren sollte die Entwicklungspolitik,<br />
wenn sich Regierungen rohstoffreicher<br />
Entwicklungsländer größerer Transparenz ihrer Rohstoffsektoren<br />
und den weiteren oben genannten Pr<strong>in</strong>zipien verschließen<br />
oder deren praktische Umsetzung unterlaufen. Wenn sie<br />
die Erlöse aus ihrem Rohstoffreichtum nicht für die Entwicklung<br />
ihres Landes und zugunsten ihrer Bevölkerung e<strong>in</strong>setzen,<br />
sollte die Entwicklungspolitik sich zunächst auf gezielte<br />
technische Zus<strong>am</strong>menarbeit, z. B. zur Unterstützung größerer<br />
Transparenz, beschränken und die Wiederaufnahme der fi -<br />
nanziellen Zus<strong>am</strong>menarbeit an die Bed<strong>in</strong>gung substanzieller<br />
Kofi nanzierungen entwicklungsrelevanter Vorhaben aus Rohstofferlösen<br />
knüpfen. Um mit e<strong>in</strong>er derartigen Vorgehensweise<br />
größtmögliche Wirkung zu erzielen, sollte gerade hier e<strong>in</strong><br />
abgestimmtes Verhalten mit anderen Geberregierungen angestrebt<br />
werden.<br />
In manchen Entwicklungsländern s<strong>in</strong>d natürliche Ressourcen<br />
noch unzureichend erkundet und werden von Unternehmen<br />
aus diversen Gründen bislang nicht erkundet.<br />
Gleichwohl versprechen mögliche Exporte<strong>in</strong>nahmen hohes<br />
Entwicklungspotenzial. In solchen Fällen kann die Entwicklungspolitik<br />
nationale Behörden der Entwicklungsländer<br />
bei der Exploration unterstützen und nachfolgende privatwirtschaftliche<br />
Investitionen mit geeigneten fl ankierenden<br />
Instrumenten erleichtern. Auf diese Weise stärkt sie lokale<br />
Kapazitäten und kann mittelfristig gleichermaßen zur Entwicklung<br />
der Länder wie zur Erhöhung der Verfügbarkeit bestimmter<br />
Rohstoffe auf den Weltmärkten beitragen.<br />
In Entwicklungsländern mit erkundeten Rohstoffl agerstätten<br />
stellt zum Teil e<strong>in</strong>e schlechte Transport<strong>in</strong>frastruktur<br />
e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis für die Vermarktung der Rohstoffe dar.<br />
Die deutsche Entwicklungszus<strong>am</strong>menarbeit hat ihr Engagement<br />
im Transportsektor <strong>in</strong> den letzten Jahren reduziert;<br />
aufstrebende Länder übernehmen als neue Geber gerade <strong>in</strong><br />
mehreren afrikanischen Ländern oft diese Rolle, ohne dabei<br />
immer die gewohnten Standards westlicher Entwicklungspolitik<br />
zu beachten. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund sollte die deutsche<br />
Entwicklungspolitik ihren Rückzug aus der Förderung<br />
der Transport<strong>in</strong>frastruktur überprüfen oder die europäische<br />
Entwicklungspolitik e<strong>in</strong>en noch stärkeren Schwerpunkt auf<br />
Infrastrukturförderung setzen, die gezielt auch den Rohstofftransport<br />
mit berücksichtigt.