2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...
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20 Bundesverband der Deutschen Industrie<br />
<strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale Rohstofffragen«<br />
Peter Hoffmeyer<br />
Vostandsvorsitzender der Nehlsen AG, Präsident des Bundesverbandes<br />
der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) e.V.<br />
und Vorsitzender der Arbeitsgruppe »Recycl<strong>in</strong>g, nachwachsende<br />
Rohstoffe« der <strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale<br />
Rohstofffragen«<br />
Sekundärrohstoffe und nachwachsende Rohstoffe als Elemente<br />
der Rohstoffsicherheit<br />
Die zentrale Frage der Arbeitsgruppe »Recycl<strong>in</strong>g und nachwachsende<br />
Rohstoffe« war, welchen Beitrag Sekundärrohstoffe<br />
und nachwachsende Rohstoffe zur Rohstoffversorgung<br />
Deutschlands leisten können und welche Probleme es gibt, die<br />
Potenziale zu erschließen bzw. den bestehenden Beitrag zu<br />
sichern. Im E<strong>in</strong>zelnen hat sich die Arbeitsgruppe mit den Themenbereichen<br />
Kunststoffrecycl<strong>in</strong>g und -verwertung, Metallrecycl<strong>in</strong>g<br />
und nachwachsende Rohstoffe beschäftigt.<br />
Der Beitrag, den Sekundärrohstoffe und nachwachsende Rohstoffe<br />
zur Rohstoffversorgung unseres Landes heute schon<br />
leisten, ist beträchtlich. So wurden <strong>in</strong> der Kunststoffi ndustrie<br />
im Jahr 2005 4,42 Mio. t Kunststoffabfälle e<strong>in</strong>er Weiterverwertung<br />
zugeführt. Dies entspricht e<strong>in</strong>em Verwertungsanteil<br />
von 82 %. In der Stahl<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> Deutschland wurden<br />
im vergangenen Jahr 19,6 Mio. t Stahlschrott e<strong>in</strong>gesetzt; der<br />
Sekundärrohstoffanteil lag d<strong>am</strong>it bei 44,9 %. Die Potenziale,<br />
die darüber h<strong>in</strong>aus bestehen, s<strong>in</strong>d beträchtlich, <strong>in</strong>sbesondere<br />
im Bereich Kunststoffrecycl<strong>in</strong>g. Durch Urban M<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
zum Beispiel, d. h. durch den Umbau unserer Städte und der<br />
Infrastruktur, wird e<strong>in</strong> sehr großes Potenzial an Rohstoffen<br />
nutzbar. Der Bereich der nachwachsenden Rohstoffe ist sehr<br />
viel jünger als das Kunststoff- und das Metallrecycl<strong>in</strong>g. Und<br />
doch leisten auch nachwachsende Rohstoffe schon e<strong>in</strong>en beachtlichen<br />
Beitrag zur Rohstoffversorgung: In der Chemie<br />
werden z. B. schon heute 11 % der e<strong>in</strong>gesetzten Rohstoffe aus<br />
nachwachsenden Rohstoffen gewonnen.<br />
Technologische Entwicklung als Triebfeder<br />
Die deutsche Recycl<strong>in</strong>gwirtschaft entwickelt neue Technologien,<br />
um den Abfallverwertungsanteil weiter zu steigern. E<strong>in</strong><br />
Beispiel aus me<strong>in</strong>em Unternehmen ist die Kryogenanlage, mit<br />
der durch Kältetrenntechnik aus Sonderabfällen Grundstoffe<br />
für die kunststoffverarbeitende Industrie gewonnen werden<br />
können. Zurück bleibt nur e<strong>in</strong> m<strong>in</strong>imaler Teil Sonderabfall.<br />
Solcherart Technologieentwicklung führt nicht nur zu höheren<br />
Verwertungsanteilen, sie trägt auch zur Umweltschonung<br />
bei und befördert gleichzeitig das Wirtschaftswachstum,<br />
denn durch neu entwickelte Technologien entstehen für die<br />
deutsche Industrie neue Produkte.<br />
Um die Technologieentwicklung weiter zu befördern und die<br />
bestehenden Potenziale bestmöglich zu erschließen, bedarf es<br />
Rohstoffsicherheit –<br />
Anforderungen an Industrie und Politik<br />
der Marktkräfte und e<strong>in</strong>es freien Abfallmarktes, d<strong>am</strong>it diese<br />
zur Entfaltung kommen. Das Anliegen der deutschen Recycl<strong>in</strong>gwirtschaft<br />
ist deshalb, dass seitens der Städte und Geme<strong>in</strong>den<br />
ke<strong>in</strong>e kommunalen Schutzzäune errichtet werden.<br />
Abfälle gehören <strong>in</strong> private Hände.<br />
Probleme und politische Forderungen<br />
Neben dem großen Potenzial gibt es im Bereich des Recycl<strong>in</strong>gs<br />
allerd<strong>in</strong>gs auch Probleme: So wird der Beitrag, den das Recycl<strong>in</strong>g<br />
zur Rohstoffversorgung Deutschlands leistet, durch Abfl<br />
üsse von Sekundärmaterialien aus Deutschland gefährdet.<br />
Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere für Metallschrotte, die unsere e<strong>in</strong>zige<br />
heimische Metallrohstoffquelle s<strong>in</strong>d. Grund für die Abfl üsse<br />
s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en die bestehenden Handels- und Wettbewerbsverzerrungen.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Grund s<strong>in</strong>d die hohen Standards,<br />
die die deutschen Unternehmen erfüllen müssen. Unternehmen<br />
<strong>in</strong> Ländern, <strong>in</strong> denen ger<strong>in</strong>gere Umweltstandards gelten,<br />
haben Kostenvorteile gegenüber den deutschen Unternehmen<br />
und können höhere Preise bei ihren Schrotte<strong>in</strong>käufen bieten.<br />
Um solcherart Umweltdump<strong>in</strong>g zu verh<strong>in</strong>dern, muss bei dem<br />
Export von Abfallmaterialien aus der EU eigentlich nachgewiesen<br />
werden, dass das Recycl<strong>in</strong>g <strong>in</strong> den Empfängerländern<br />
<strong>in</strong> umweltgerecht betriebenen Anlagen stattfi ndet. Doch die<br />
bestehenden Vorschriften werden nicht durchgesetzt. Dies<br />
muss abgestellt werden. Es bedarf genauerer Vorgaben an<br />
Zoll- und Umweltbehörden, d<strong>am</strong>it Umweltdump<strong>in</strong>g vermieden<br />
wird.<br />
Das Problem von Sekundärmaterialabfl üssen aus Deutschland<br />
kann auch für den Kunststoffbereich entstehen. Hier<br />
bestehen bereits <strong>in</strong>nerhalb der EU und <strong>in</strong> anderen Ländern<br />
der G8 Wettbewerbsverzerrungen aufgrund unterschiedlicher<br />
Rechtsnormen h<strong>in</strong>sichtlich der Verwertung von Kunststoffabfällen.<br />
Besonders eklatant wird dieses Problem, wenn <strong>in</strong><br />
Brüssel liberalisiert wird, ohne dass <strong>in</strong> den Mitgliedsländern<br />
e<strong>in</strong>heitliche Standards bestehen. Dies gilt für alle Stoffe und<br />
natürlich auch die e<strong>in</strong>schlägigen Rechtsnormen. Unser Anliegen<br />
an Brüssel für den Bereich der Verwertung ist deshalb:<br />
erst standardisieren, dann liberalisieren.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus bedarf es der konsequenten Schließung der<br />
Abfalldeponien, um das bestehende Potenzial bestmöglich zu<br />
erschließen. Durch die Deponierung von Abfällen gehen dem<br />
Wertstoffkreislauf Rohstoffe verloren, was nicht nur ökonomischen,<br />
sondern auch ökologischen Schaden zur Folge hat.<br />
Daher sollte das generelle Deponierungsverbot unbehandelter<br />
Abfälle im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es ökonomischen und ökologisch<br />
s<strong>in</strong>nvollen Umgangs mit dem Sekundärrohstoff Abfall auf die<br />
ganze EU ausgeweitet werden.<br />
E<strong>in</strong> weiteres gewichtiges Problem im Bereich des Metallrecycl<strong>in</strong>gs<br />
ist die gegenwärtige Klassifi zierung von Metallschrotten