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2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...

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Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale Rohstofffragen«<br />

getätigt, unter anderem im Sudan und <strong>in</strong> Angola. Im November<br />

2006 fand <strong>in</strong> Pek<strong>in</strong>g das afrikanisch-ch<strong>in</strong>esische Gipfeltreffen<br />

statt, auf dem Ch<strong>in</strong>a bis 2009 e<strong>in</strong>e Verdoppelung<br />

der Entwicklungshilfe für Afrika zusagte. Ende Januar <strong>2007</strong><br />

reiste der ch<strong>in</strong>esische Staatspräsident zum zweiten Mal b<strong>in</strong>nen<br />

e<strong>in</strong>es Jahres nach Afrika. Es wird erwartet, dass spätestens<br />

2010 das Handelsvolumen zwischen Ch<strong>in</strong>a und Afrika<br />

die 100 Mrd. Dollar-Grenze überschreiten wird. Inzwischen<br />

warnt beispielsweise der südafrikanische Präsident Thabo<br />

Mbeki davor, dass Ch<strong>in</strong>as Aktivitäten <strong>in</strong> Afrika den Kont<strong>in</strong>ent<br />

zur Unterentwicklung verd<strong>am</strong>men, da die Gefahr bestehe, zur<br />

Kolonie Ch<strong>in</strong>as zu werden. Ob dies <strong>in</strong> unserem S<strong>in</strong>ne ist und<br />

wie man darauf reagieren sollte, wird sicherlich gleich noch <strong>in</strong><br />

der Runde diskutiert werden.<br />

Me<strong>in</strong>e D<strong>am</strong>en und Herren, ich komme zur Außenwirtschaftspolitik.<br />

Die Außenwirtschaftspolitik ist das klassische nationale<br />

Handlungsfeld zur Flankierung der Wirtschaft auf den <strong>in</strong>ternationalen<br />

Märkten. Die Instrumente s<strong>in</strong>d aber zum Teil modernisierungsbedürftig.<br />

Zum Beispiel die Ungebundenen F<strong>in</strong>anzkredite (UFK): Sie<br />

werden traditionell für Rohstoffförderprojekte im Ausland<br />

gewährt, über die e<strong>in</strong> deutsches Unternehmen Rohstoffe bezieht.<br />

Derzeit ist das Instrument – unter anderem aufgrund<br />

der Beschränkung der Deckung auf politische Risiken – praktisch<br />

nur für sehr risikoreiche Länder <strong>in</strong>teressant. Die E<strong>in</strong>beziehung<br />

wirtschaftlicher Risiken würde das Instrument ohne<br />

Frage für die Unternehmen <strong>in</strong>teressanter machen.<br />

Auch e<strong>in</strong>e Neuaufl age des Explorationsförderprogr<strong>am</strong>ms<br />

der Bundesregierung ist ernsthaft zu überlegen. Me<strong>in</strong>e D<strong>am</strong>en<br />

und Herren, kürzlich las ich e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten – allerd<strong>in</strong>gs<br />

eher satirischen – Lösungsansatz des Rohstoffproblems<br />

<strong>in</strong> SPIEGEL ONLINE, den ich Ihnen nicht vorenthalten<br />

möchte: Geologen s<strong>in</strong>d sich ziemlich sicher, unter der Deutschen<br />

Bucht e<strong>in</strong> weiteres Ölvorkommen entdeckt zu haben.<br />

Im Gebiet »Knechtsand«, rund 20 Kilometer von Cuxhaven<br />

entfernt, sollen demnächst Probebohrungen die Vermutungen<br />

der Forscher bestätigen. Dadurch werde die deutsche Industrie<br />

zwar nicht sofort unabhängig von Importen, doch das sei<br />

ja auch erst der Anfang. Zitat: »Wenn wir bei den Bohrungen<br />

tief genug kommen«, so e<strong>in</strong>er der Wissenschaftler, »könnten<br />

wir auch die britischen Vorkommen anzapfen.« Interessant<br />

seien auch die Bohrrichtungen Fernost, Saudi-Arabien, eigentlich<br />

fast überall h<strong>in</strong>. »Wir müssen nur darauf achten, dass<br />

wir immer genau von unten kommen«, erläuterte der Geologe<br />

die nächsten Vorhaben. Angst vor Gegenbohrungen müsse<br />

man erfreulicherweise nicht haben. So viel sei <strong>in</strong> der Deutschen<br />

Bucht nun auch wieder nicht zu holen.<br />

Rohstoffsicherheit –<br />

Anforderungen an Industrie und Politik<br />

Me<strong>in</strong>e D<strong>am</strong>en und Herren, wir wissen es, so e<strong>in</strong>fach kommen<br />

wir nicht an unsere Rohstoffe. Trotzdem wollen wir ke<strong>in</strong>e<br />

Industriepolitik im klassischen S<strong>in</strong>n. Aber wir s<strong>in</strong>d zur Versorgung<br />

unseres Landes auf Rohstoffe anderer angewiesen,<br />

die wir uns zu wettbewerbsfähigen Preisen im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

freien Welthandels ohne Handelsverzerrungen beschaffen<br />

wollen. Wir wollen Fair Play! Hierzu brauchen wir dr<strong>in</strong>gend<br />

die Unterstützung und Flankierung durch die Politik. Nur<br />

sie kann die Verzerrungen auf den Märkten bekämpfen und<br />

gleiche Spielregeln sichern. Aber, me<strong>in</strong>e D<strong>am</strong>en und Herren,<br />

ke<strong>in</strong>e Industriepolitik und ke<strong>in</strong>en eigenen Protektionismus zu<br />

wollen, heißt noch lange nicht, den Kopf <strong>in</strong> den Sand zu stecken<br />

– auch nicht <strong>in</strong> den »Knechtsand«.<br />

In der <strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe s<strong>in</strong>d wir zu dem Schluss gekommen,<br />

dass die Bündelung der eigenen Kräfte die Antwort ist,<br />

die e<strong>in</strong> Land wie Deutschland geben kann. D<strong>am</strong>it ist geme<strong>in</strong>t,<br />

dass Wirtschaft und Politik und <strong>in</strong> der Politik alle e<strong>in</strong>schlägigen<br />

Ressorts an e<strong>in</strong>em Strang ziehen müssen, wenn es um<br />

die Sicherung unserer Rohstoffversorgung geht. Ich b<strong>in</strong> sehr<br />

froh, dass diese Überlegungen im Zuge der Arbeit der <strong>BDI</strong>-<br />

Präsidialgruppe von Teilen der Bundesregierung schon positiv<br />

aufgenommen worden s<strong>in</strong>d. Andere werden wir noch überzeugen<br />

müssen. Ich hoffe sehr, dass die folgende Diskussion dazu<br />

beiträgt.<br />

Me<strong>in</strong>e D<strong>am</strong>en und Herren, me<strong>in</strong> Ziel heute war es vor allem,<br />

das Bewusstse<strong>in</strong> zu schärfen, dass das Thema Rohstoffe uns<br />

alle angeht, und der Politik klarzumachen, dass sie uns helfen<br />

muss. Nicht nur Öl und Gas s<strong>in</strong>d strategische Rohstoffe, auch<br />

die nichtenergetischen Erze und Metalle. Ich hoffe, dass ich<br />

me<strong>in</strong> Ziel erreicht habe. Lassen Sie mich enden mit e<strong>in</strong>em Satz<br />

des Schweizer Dr<strong>am</strong>atikers Dürrenmatt: »Was alle angeht,<br />

können nur alle lösen. Jeder Versuch e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>zelnen, für sich<br />

zu lösen, was alle angeht, muss scheitern.« Das Thema Rohstoffversorgung<br />

geht uns alle an! Rohstoffpolitik ist Daueraufgabe.<br />

Rohstoffpolitik ist Zukunftssicherung! In diesem S<strong>in</strong>ne<br />

wünsche ich uns allen nun e<strong>in</strong>e spannende Diskussion.<br />

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