2. BDI-Rohstoffkongress am 20. März 2007 in Berlin Ergebnisbericht ...
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38 Bundesverband der Deutschen Industrie<br />
<strong>BDI</strong>-Präsidialgruppe »Internationale Rohstofffragen«<br />
Schließlich haben andere Industrienationen ähnliche Prob leme<br />
wie wir. Durch e<strong>in</strong>en solchen Dialog lassen sich eventuell<br />
geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong> vorteilhafte Vorgehensweisen fi nden.<br />
Im Dialog mit den Produzenten- und Konsumentenländern<br />
lassen sich <strong>am</strong> ehesten die für unsere Rohstoffsicherheit erforderlichen<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen entwickeln und pfl egen. In<br />
manchen multilateralen Gremien und <strong>in</strong> der EU müssen wir<br />
dabei noch stärker nach Konsens suchen. Wir können aber gerade<br />
während der deutschen G8-Präsidentschaft auch gezielt<br />
den G8-Outreach mit den Schwellenländern nutzen, um an<br />
solchen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zu arbeiten.<br />
E<strong>in</strong> weiteres wichtiges Anliegen der Außenpolitik ist natürlich<br />
die politische und wirtschaftliche Entwicklung der Rohstoffförderländer.<br />
Deshalb müssen bei der Rohstoffförderung<br />
<strong>in</strong> Entwicklungsländern unbed<strong>in</strong>gt die Interessen der Bevölkerung<br />
der jeweiligen Länder berücksichtigt werden. Wir<br />
können und wollen ke<strong>in</strong>e Ausbeutung im Kolonialstil unterstützen.<br />
Der Fluch des Rohstoffreichtums, der bereits e<strong>in</strong>igen<br />
Ländern zum Verhängnis geworden ist, holt uns früher oder<br />
später immer selber e<strong>in</strong>.<br />
Die deutsche Politik muss deshalb ganz klar auch e<strong>in</strong>en Beitrag<br />
zur Stabilisierung und Entwicklung der rohstoffreichen<br />
Entwicklungsländer leisten.<br />
Diesen entwicklungsorientierten Dialog führen wir auch mit<br />
unseren ch<strong>in</strong>esischen Partnern. Die hohe ch<strong>in</strong>esische Nachfrage<br />
nach Rohstoffen basiert auf dem völlig legitimen Wirtschaftswachstum,<br />
das ja auch für unser Land großes Potenzial<br />
be<strong>in</strong>haltet. Langfristig werden die jetzt noch stärker wahrgenommenen<br />
Probleme aufgrund dieser hohen Nachfrage Ch<strong>in</strong>as<br />
durch den Preismechanismus ausgeglichen werden. Wir<br />
s<strong>in</strong>d jedoch bemüht, Ch<strong>in</strong>a davor zu bewahren, dieselben Fehler<br />
zu begehen, die wir bereits <strong>in</strong> der Vergangenheit gemacht<br />
haben. Wenn Entwicklungsländer <strong>in</strong> die Schuldenfalle tappen,<br />
kommt die Quittung irgendwann auf unseren Tisch. Deshalb<br />
sollte auch Ch<strong>in</strong>a e<strong>in</strong> langfristiges Interesse an stabilen<br />
Verhältnissen <strong>in</strong> den Entwicklungsländern und an e<strong>in</strong>em<br />
hohen Maß an Marktstabilität haben. E<strong>in</strong>e solche Nachhaltigkeit<br />
ist letztlich auch friedensfördernd und verh<strong>in</strong>dert Kriege<br />
und Bürgerkriege um z. B. Di<strong>am</strong>anten oder Koltan.<br />
Die Wirtschaft muss hier ihren Beitrag leisten, hat sie doch<br />
das gleiche langfristige Interesse an politischer und wirtschaftlicher<br />
Stabilität der Rohstoffförderländer.<br />
Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere für Unternehmen, die sich zur Rohstoffbezugssicherung<br />
für die Option der Rückwärts<strong>in</strong>tegration<br />
entscheiden. Initiativen hierzu gibt es bereits, z. B. <strong>in</strong><br />
Form von EITI oder dem Kimberley-Projekt. Die Unterneh-<br />
Rohstoffsicherheit –<br />
Anforderungen an Industrie und Politik<br />
men sollten diese Initiativen unterstützen und sich ihnen verpfl<br />
ichten.<br />
Karl Friedrich Falkenberg<br />
Stellvertretender Generaldirektor der GD Handel der Europäischen<br />
Kommission<br />
Die Europäische Kommission ist genauso wie die Mitgliedsstaaten<br />
der Ansicht, dass die bestehenden Regeln für den <strong>in</strong>ternationalen<br />
Rohstoffhandel nicht mehr ausreichen.<br />
Die Regeln bedürfen angesichts der Handels- und Wettbewerbsverzerrungen<br />
auf den <strong>in</strong>ternationalen Märkten Ergänzung<br />
und Verschärfung.<br />
Doppelpreise für Rohstoffe s<strong>in</strong>d nicht h<strong>in</strong>nehmbar, ebenso<br />
wenig wie Exportbeschränkungen und Dump<strong>in</strong>g. Diese Handelsverzerrungen<br />
müssen im Rahmen der WTO genauso verboten<br />
und diszipl<strong>in</strong>iert werden wie Importzölle und andere<br />
Importbeschränkungen. Auch mit anderen Themen wie Wettbewerbsrecht<br />
und Investitionsregeln müsste sich die WTO<br />
unserer Ansicht nach beschäftigen. Leider hat dies seitens der<br />
anderen WTO-Mitglieder aber ke<strong>in</strong>e Zustimmung gefunden.<br />
E<strong>in</strong> Antrag für e<strong>in</strong> Verbot von Exportbeschränkungen wurde<br />
von der Europäischen Kommission <strong>in</strong> die Doha-Verhandlungen<br />
e<strong>in</strong>gebracht. Die Doha-Runde ist nun bekanntlich zum<br />
Stillstand gekommen und muss erst e<strong>in</strong>mal wiederbelebt werden.<br />
Das Problem darüber h<strong>in</strong>aus ist allerd<strong>in</strong>gs, dass die Europäische<br />
Union mit ihrer Forderung, Exportzölle und -steuern<br />
zu verbieten, alle<strong>in</strong> da steht. Es wäre sehr hilfreich, wenn andere<br />
Industriestaaten oder sogar die G8 sich ebenfalls für e<strong>in</strong><br />
Verbot von Exportbeschränkungen aussprächen.<br />
Angesichts der nur vagen Aussicht, mit unserem Antrag im<br />
Rahmen der WTO erfolgreich zu se<strong>in</strong>, werden wir unsere<br />
Forderung nach e<strong>in</strong>em Abbau von Exportbeschränkungen zu<br />
e<strong>in</strong>em Teil unserer bilateralen Verhandlungen machen.<br />
In unseren Verhandlungen mit der Ukra<strong>in</strong>e und mit Russland<br />
haben wir sehr deutlich gemacht, dass wir uns e<strong>in</strong>en<br />
Freihandel der EU mit den Ländern nur unter der Bed<strong>in</strong>gung<br />
vorstellen können, dass die Exportverbote, die Exportzölle<br />
und -steuern abgebaut werden. Andere Länder der EU haben<br />
ähnliche Sorgen wie Deutschland mit Russland und der<br />
Ukra<strong>in</strong>e im Rohstoffhandel. Beispielsweise hat F<strong>in</strong>nland mit<br />
Russland e<strong>in</strong> großes Problem bezüglich der bestehenden Beschränkungen<br />
im Handel mit Holz. Wenn es uns gel<strong>in</strong>gt, Freihandelsabkommen<br />
mit den Ländern auszuhandeln, wird der