MOTORRAD 21/2015
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Solche Drehzahlen sind nur bei<br />
600er-Rennmotorrädern sinnvoll.<br />
Aber sie gehen auch Serienmaschinen<br />
leicht von der Welle<br />
mentwerte niedriger. Der Gaswechsel der 600er wurde für höchste<br />
Drehzahlen optimiert und geht deshalb im unteren Bereich eher<br />
träge vonstatten. Die R6 versucht, diesem Problem mit variablen<br />
Ansaugtrichtern beizukommen – lange für unten, kurze für oben.<br />
Deren Erfolg besteht immerhin darin, dass man lieber nicht<br />
wissen möchte, wie es ohne sie wäre. Und nicht zuletzt leidet die<br />
Leistungsentfaltung der 600er darunter, dass sie seit Jahren nicht<br />
weiterentwickelt wurden. Kawasaki ist die rühmliche Ausnahme.<br />
Der Grund für die Zurückhaltung der Hersteller liegt im Zusammenbruch<br />
der stärksten 600er-Märkte in Europa, Italien und Spanien,<br />
im Zuge der Finanzkrise. Junge Leute, die stärkste Gruppe<br />
potenzieller Käufer, haben seither am meisten unter Arbeitslosigkeit<br />
zu leiden, und als preisgünstige Alltagsfahrzeuge sind Motorräder<br />
vom Schlag der R6 zu teuer in Anschaffung und Unterhalt. Ihre<br />
Lieblingsdrehzahlen sind im öffentlichen Verkehr auch nur selten zu<br />
realisieren. Als einziges wenigstens dem Charakter des Motors gerechtes<br />
Habitat bleibt ihr abseits der Rennstrecke nur die deutsche<br />
Autobahn. Man sieht: Diese faszinierend zugespitzten Motorräder<br />
sind eine vom Aussterben bedrohte Art, die von vielen Seiten unter<br />
Druck steht. Aller Voraussicht nach finden die konventionell gebremsten<br />
Yamaha YZF-R6 und Suzuki GSX-R 600 ihr Ende, wenn<br />
2017 die ABS-Pflicht für neue Motorräder in Kraft tritt, denn der Anreiz,<br />
diese Motorräder mit ABS auszustatten, ist gering. Honda bietet<br />
die CBR 600 RR, die schon seit 2009 ABS besitzt, in Deutschland gar<br />
nicht mehr an. Hoffentlich überlegen es sich Suzuki und Yamaha<br />
anders als befürchtet, und Kawasaki bleibt mit der ZX-6R am Ball.<br />
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