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MOTORRAD 21/2015

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HARLEY-DAVIDSON Electra Glide (Panhead, 1965)<br />

Glaubensbekenntnis: das bekannteste Modell<br />

der berühmtesten Motorradmarke der Welt<br />

Der Knopf der Knöpfe: Der zusätzliche<br />

E-Starter erschloss Harley neue Kunden<br />

Instrumentenbrett mit Drehschalter, zwei<br />

Tankeinfüllstutzen, Messingbenzinhahn<br />

Legenden feiern Jubiläum<br />

kicken, oberen Totpunkt suchen, mit<br />

Schmackes treten, etwas Gas geben dabei,<br />

dem Zylinderduo per Single-Vergaser<br />

Hochoktaniges einflößen. Und so die altehrwürdige<br />

Lady mit sanfter Gewalt reanimieren.<br />

Sie schwitzt Benzin hier, Öl dort.<br />

Altersinkontinenz. Trotzdem, es funktioniert,<br />

sie kommt. Sie läuft! Und wie. Die Erde bebt,<br />

der Luftfilter röchelt, der Motor sprotzelt,<br />

das Fishtail-Endstück des 2-in-1-Auspuffs<br />

bläst Sturm. Akustisch viel Rabatz! Gezielte<br />

Gasstöße halten den V2 am Leben.<br />

Dies ist noch eine Verbrennungskraftmaschine<br />

von altem Schrot und Korn.<br />

Du bist eher Maschinist als Fahrer, hast alle<br />

Hände voll zu tun. „Be a man, ride a Pan!“<br />

Jetzt keinen Fehler machen beim Aufsteigen.<br />

Der geschwungene Lenker liegt klasse<br />

zur Hand, und der fröhlich federnde Sattel<br />

ist wirklich bequem. Sehr entspannt und<br />

doch kompakt das Ganze, nah am Geschehen.<br />

Unter dir wütet es wie ein wildes Tier<br />

im Käfig. Du ziehst am Kupplungshebel,<br />

puh, geht das schwer. Am linken unteren<br />

Rahmenunterzug sitzt die „Mouse Trap“,<br />

Mausefalle. Dieser Ausrückmechanismus für<br />

die Kupplung kam mit der ersten Serien-<br />

Fußschaltung für Big Twins (es gab die letzten<br />

Panheads wahlweise noch mit Handschaltung<br />

und Fußkupplung!). Weniger<br />

Kraftaufwand war wohl nicht gewollt.<br />

Sanft rückt der erste Gang ein. Er liegt<br />

bei diesem Exemplar oben, die anderen<br />

Gänge sind unten. Die Sechs-Zentner-Fuhre<br />

setzt sich in Bewegung, ja, sie fährt! Der<br />

alte Motor läuft archaisch, metallisch. Aber<br />

mechanisch top: Die insgesamt vier Stoßstangen<br />

und Ventile tickern leise. Das hat<br />

Seele und sogar richtig Bums für jene Zeit.<br />

Du jauchzt vor Glück, inhalierst jeden einzelnen<br />

Meter, möchtest die Welt umarmen.<br />

Das ist schon ein großes Gefühl. Motto:<br />

möglichst viel Erlebnis pro Kilometer, in<br />

jeder Hinsicht. Sie fährt passabel auf ihren<br />

PKW-Reifen, was Profilierung und Formate<br />

meint. Sie liegt für ihre Epoche in Kurven<br />

sogar sehr stabil. Dagegen wirkt der aktuelle<br />

1700er fast unspektakulär. Einmal Knopf<br />

drücken, und der Einspritzer ist da, kawumm,<br />

läuft sanfter, säuselnder.<br />

Nur im Leerlauf schüttelt sich das große,<br />

cleane V2-Herz, stampft vor und zurück,<br />

Als der Blinker noch<br />

nicht erfunden war?<br />

Das schmale Heck der<br />

65er-E-Glide gab die<br />

charakteristische Form<br />

der Koffer vor. Eine<br />

schöne Uhrensammlung,<br />

toller Lautsprechersound<br />

und XXL-<br />

Touchscreen mit Navi<br />

sind heute an Bord<br />

46 TEST+TECHNIK<br />

<strong>21</strong>/<strong>2015</strong>

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