MOTORRAD 21/2015
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T E S T + T E C H N I<br />
Fahrbericht Akrapovic Full Moon<br />
K<br />
PNEUMATISCHE<br />
MOND LANDUNG<br />
Ein Vorderrad, das aussieht wie der Mond, ein<br />
pneumatisches Fahrwerk, das den Seitenständer<br />
ersetzt, und eine Bremse, die zeitgleich<br />
vorne verzögert und hinten abraucht.<br />
Sollte man die Full Moon gleich<br />
wieder zurück ins All katapultieren?<br />
Von Alan Cathcart und Roman Kirschbauer<br />
Fotos: Alex Stokelj<br />
Der unverbaute Blick von der Kommandobrücke aus<br />
auf dieses mechanische Kunstwerk macht sprachlos.<br />
Der Oberkörper neigt sich beim Fahren so stark nach<br />
vorn, dass man glaubt, spätestens bei der nächsten<br />
Boden welle radiere der Vorderreifen einem das Kinn weg. Kein<br />
Tacho oder Drehzahlmesser, kein Bordcomputer oder Bowdenzug<br />
stört die Sicht nach vorn. Das einzige, was sich vor einem wie ein<br />
Monument in Richtung Himmel auftürmt, sind unfassbare 30 Zoll<br />
Felgendurchmesser. Kaum zu glauben, aber dieses massive und<br />
dennoch elegante Motorrad, das seinen Namen dem Aussehen<br />
seines Vorderrads verdankt, fährt tatsächlich – auch wenn es<br />
eigentlich ein Showbike des Auspuffherstellers Akrapovic ist.<br />
Über 800 Stunden Arbeit flossen in die bis ins Detail piekfein<br />
verarbeitete Full Moon (Vollmond), in deren Mitte ein 1524 Kubikzentimeter<br />
großer 45-Grad-V2-Motor von S & S werkelt. Sowohl<br />
der unsichtbare Einschleifen-Rahmen mit integriertem Neun-Liter-<br />
Mono coque-Kraftstofftank als auch die edle Einarmschwinge samt<br />
stromlinienförmiger Karosserie bestehen vollständig aus Stahl.<br />
Sie alle integrieren zwei maßgeschneiderte, über ein Rohr miteinander<br />
verbundene Akrapovic-Auspuffe.<br />
„Das Bike selbst ist im Wesentlichen ein Auspuff“, sagt Firmengründer<br />
Igor Akrapovic grinsend. „Wir wollten unsere Werbung für<br />
Cruiser-Auspuffanlagen intensivieren. Dafür brauchten wir etwas,<br />
das die Leute überrascht. Die Full Moon hat diesen Zweck mehr als<br />
erfüllt. Das ganze Jahr über stand sie auf Ausstellungen und Messen<br />
direkt neben den MotoGP-Raketen von Rossi und Lorenzo – und<br />
trotzdem schauten die Besucher ausschließlich auf die Full Moon.“<br />
Aber ist dieses im vergangenen Dezember auf der Custombike-<br />
Messe in Bad Salzuflen präsentierte Motorrad mehr als nur eine clevere<br />
Marketing-Maßnahme? Kann man mit dem Zwei-Meter-Radstand-Riesen<br />
vielleicht eine kleine Runde drehen? Der Erbauer und<br />
Firmeninhaber der slowenischen Manufaktur Dreamachine, Tomaž<br />
Capuder, chauffiert die Full Moon an diesem Tag höchstpersönlich<br />
auf das staatliche Verkehrsübungsgelände in der Nähe von Ljubljana.<br />
Nicht nur mangels Kennzeichenhalter kommt ein Ausritt auf<br />
öffentlichen Straßen nicht infrage. Das macht schon die Ankunft des<br />
Cruiser-Spezialisten deutlich. Capuder klappt zum Abstellen des<br />
58 TEST+TECHNIK <strong>21</strong>/<strong>2015</strong>