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Schwarzbuch - GEW

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ereitung, die Akquise, die Buchführung,<br />

sonstige Büroarbeiten?<br />

Das geht mal gut, mal nicht so gut. Im Grunde<br />

gefällt mir ja an meiner Arbeit die Vielseitigkeit!<br />

Gleichzeitig ist die Unsicherheit ungemein<br />

belastend: kein regelmäßiges Einkommen, das<br />

fehlende Kapital, wenn man etwas auf die Beine<br />

stellen will oder die Honorare ausbleiben.<br />

Eigentlich will ich nur meiner Qualifikation<br />

entsprechend verdienen, wie ein Festangestellter<br />

planen, mal unbeschwert Urlaub machen,<br />

mich auf meine spätere Rente verlassen können<br />

– ganz normal und selbstbewusst.<br />

>> Als freie Mitarbeiterin – sozusagen als flexibles<br />

Multi-Talent – hast du schon eine<br />

Menge Stationen hinter dir, von der Volkshochschule<br />

bis zur Universität.<br />

Auch als Hartz-IV-Empfängerin! Ich habe auch<br />

schon viele Kurse an der VHS unterrichtet, um ein<br />

einigermaßen festes Standbein zu haben. Doch der<br />

Aufwand ist zu groß für die minimalen Honorare.<br />

In den letzten sieben Jahren habe ich bis zu 30<br />

Wochenstunden an der VHS und anderen Sprachinstituten<br />

DaF unterrichtet, es sei denn, es gibt<br />

Schulferien, dann hast du plötzlich bis zu sechs<br />

Wochen(!) null Honorar. Es fehlen einem dann<br />

trotzdem Zeit und Geld, um eine ordentliche<br />

Akquise in anderen Bereichen zu betreiben.<br />

>> Das kann natürlich für einen Freiberufler fatale<br />

Folgen haben. Wie kam es zu Hartz IV?<br />

Ich hatte ziemlich viele Deutsch- und Integrationskurse<br />

und Alphabetisierungskurse an der Volkshochschule.<br />

Die werden über das Bundesamt für<br />

Migration und Flüchtlinge und die Teilnehmer/<br />

innen selbst finanziert. An meiner Volkshochschule<br />

werden für diese Kurse minimale Honorare<br />

pro Unterrichtseinheit bezahlt – davon kann<br />

man nicht seine Sozialbeiträge bezahlen und auch<br />

noch leben. An anderen Instituten arbeiten fertig<br />

studierte Kollegen sogar für elf Euro pro Stunde.<br />

>> Der absolute Mindestlohn für angestellte<br />

Lehrkräfte im Branchentarifvertrag Weiterbildung<br />

wäre 12,28 Euro. Umgerechnet<br />

entspräche das einem Mindesthonorar von<br />

etwa 26 Euro für 45 Minuten.<br />

Ich wollte nicht einsehen, dass von Staats wegen<br />

hoch qualifizierte Lehrkräfte mit „Hungerlöhnen“<br />

abgespeist werden und versuchte an meiner<br />

VHS, eine Dozentenvertretung zu gründen.<br />

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