Schwarzbuch - GEW
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Die Parteien lösen sich bei geringer Wahlbeteiligung<br />
auch nicht gleich auf.<br />
So dachten wir zwar auch, doch eine zweite<br />
Chance bekamen wir nicht. Dann wollte man<br />
von oben verordnen, dass wir uns auf eine Dozentenvertretung<br />
für Deutsch- und Integrationslehrer<br />
beschränken. Bis das alles soweit<br />
gediehen war, war auch das Semester rum. Ich<br />
wurde gemobbt, als Querulantin gebrandmarkt<br />
und erhielt für das Folgesemester keine Aufträge<br />
mehr. So einfach ist es, so genannte Freiberufler<br />
auflaufen zu lassen. Dann wurde ich krank,<br />
konnte meine anderen Aufträge nicht ausführen,<br />
musste meine Rücklagen aufbrauchen und<br />
war plötzlich auf Hartz IV angewiesen.<br />
>> Warum lassen sich, deiner Meinung nach,<br />
Honorarlehrkräfte so schlecht organisieren?<br />
Im Grunde sind wir Freiberufler doch keineswegs<br />
frei, sondern ziemlich abhängig von den<br />
Bildungsträgern. In der Öffentlichkeit werden<br />
wir in unserer Profession nicht wahrgenommen.<br />
Als Mitglied der SPD hatte ich mich 2009 im<br />
Wahlkampf engagiert, hatte mich auch für eine<br />
Veranstaltung zur Situation der Weiterbildner/<br />
innen eingesetzt – leider ohne Erfolg. Für die<br />
Genoss/innen reduzieren sich Bildungsthemen<br />
besonders auf die schulische Bildung und auf<br />
das, was hinten rauskommt. Sie übersehen aber<br />
jene, die Bildung leisten – außer es handelt sich<br />
um Lehrer im öffentlichen Dienst. Das mag auf<br />
Bundestagsebene noch anders sein, ist aber bei<br />
der aktiven Basis nicht angekommen.<br />
Wir haben kein Betriebsverfassungsgesetz; wir<br />
haben keine Rechte, außer jene, die wir mit den<br />
Trägern vertraglich aushandeln. Da fühlen sich<br />
die Kolleg/innen meist am schwächeren Hebel.<br />
Es gibt schließlich für freiberufliche Lehrkräfte<br />
keinen Verband, der Mindesthonorare festlegt.<br />
Außerdem gilt das ungeschriebene Gesetz: „Es<br />
war schon immer so, dann kann es doch auch so<br />
bleiben.“ Für die Volkshochschulen gilt außerdem,<br />
dass historisch gesehen die Dozent/innen<br />
ursprünglich wirklich nur zusätzlich nach Feierabend<br />
im festen Job ihr Wissen zur Verfügung<br />
gestellt haben. Dass strukturell mittlerweile<br />
ein riesen Wandel stattgefunden hat, wird gern<br />
ignoriert.<br />
Es würde die Kommunen mehr Geld kosten,<br />
die hauptberuflichen Dozenten angemessen<br />
zu vergüten. Die SPD weiß das ganz genau.<br />
Man hat bewusst das Thema Weiterbildung im<br />
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