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Layout LC.indd - Professur Schett

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<strong>LC</strong> Paris<br />

119<br />

denen die Häuser aufgrund ihrer gewölbten Dächer nachempfunden<br />

scheinen. Der Kamin, der fast den Rang des aus osteuropäischen Häusern<br />

vertrauten Ofens einnimmt, wird in seiner Massivität durch Nischen und<br />

Regale aufgelockert.<br />

Es ist aber vor allem das Spiel mit dem Licht, mit dem Le Corbusier von<br />

seinen Vorkriegshäusern abweicht. Das Licht strömt von allen Seiten<br />

in die Räume, entweder durch breite Öffnungen oder schmale Schlitze<br />

und schafft so ein differenziertes, aber dennoch einheitlich wirkendes<br />

Interieur, verstärkt in seiner Einheitlichkeit durch die mit Sperrholzplatten<br />

verkleideten Wände. So sind verschiedene Nutzungen eines Zimmers<br />

möglich, dessen Lichtverhältnisse sich im Tagesverlauf verändern.<br />

Die Fenstergrößen reichen von der kleinen Öffnung, durch die nur<br />

punktuell Licht einfällt, zu großen, raumhohen Fenstern, die durch<br />

Holzplatten unterbrochen und somit an die jeweilige Raumnutzung<br />

angepasst werden. Die Öffnungen treten in Wechselbeziehung zu den<br />

geschlossenen Mauerfl ächen und der geometrischen Anordnung der<br />

beiden Häuser und folgen so den vom Modulor-System vorgeschriebenen<br />

Proportionsreihen.<br />

Die farbig gestrichenen oder holzgetäfelten Wände und die Backsteine<br />

mit ihren warmen Farbtönen bilden eine neue Materialpalette, die<br />

Le Corbusier zeitgleich beim Bau der Villa Sarabhai in Ahmedabad<br />

verwendete. Wenn die Jaoul-Häuser auch auf den ersten Blick wie die<br />

Antipoden der puristischen Villen erscheinen, so bewahren sie doch<br />

ihre Verbindung zu den Pariser Wohnhäusern des 18. Jahrhunderts. Auf<br />

die Schlafzimmer folgt ein Wäscheraum, Abstellkammern, ein Bad mit<br />

anschließender Ankleide und sogar eine Hauskapelle, genau wie in den<br />

frühen Pariser Stadthäusern. Mit einer Terrasse, die sich zur Stadt hin<br />

öffnet, laden die Häuser zur Entspannung ein.<br />

Wenn die Jaoul-Häuser, wie Stirling treffend bemerkte, so komfortabel<br />

sind, dass sie die Vorstellung einer „Wohnmaschine“ widerlegen und<br />

„jedermann zusagen“, dann deshalb, weil sie das Werk eines Architekten<br />

sind, der in 30 Jahren einen großen Erfahrungsschatz gesammelt hat. Der<br />

auf Komfort verzichtende Bohemien hat einem sinnlicheren Architekten<br />

Platz gemacht, der den Anforderungen des häuslichen Lebens mehr<br />

Aufmerksamkeit schenkt, dabei aber nicht weniger fantasievoll vorgeht.

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