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<strong>LC</strong> Firminy<br />

69<br />

Ich schrieb gelegentlich an Zögernde: «Man muß den höheren Sinn eines<br />

solchen Werkes erfassen. Der bedeutendste Architekt, der den Bau einer<br />

Kathedrale in Norditalien abgelehnt hat... und den Auftrag akzeptiert,<br />

eine unansehnliche Kirche zu bauen, wie sie der Armut zusteht, die<br />

nur als würdevoller Zustand verstanden werden darf - gewiß, und hier<br />

bringt gerade der architektonische Gehalt jene Würde - mitten in ein<br />

Arbeiterquartier hinein, das die Erneuerung der Stadt kennzeichnet. Eine<br />

rohe, einfache Kirche, bescheiden in der Anlage, jedoch bestimmt im<br />

Ausdruck eines Willens, wo schon allein das Licht wie in Ronchamp, wie in<br />

La Tourette zum Gebet wird.»<br />

Sieben Monate vor seinem Tode sandte Le Corbusier an Pater Tardy, der<br />

uns durch Unfall entrissen wurde, seinen letzten Brief, der die Kirche<br />

betraf. Welch edler Arbeiter, welch hohes Gewissen und welch ein Stolz<br />

über sein Schaffen leuchten aus diesen alltäglichen Worten! Welch ein<br />

Wille tut sich hier kund und vor allem welche Zuversicht, welches Hoffen!<br />

Es war am 28. Januar 1965.<br />

Le Corbusier: «All das hat zahlreiche Wochen geduldiger Anstrengung,<br />

Bereinigung benötigt, um unter hartnäckigen Untersuchungen,<br />

durch eine sorgfältige Organisation der verschiedenen Phasen, unter<br />

systematischer Trennung des Unnötigen oder Überfl üssigen, einen<br />

Gesamtpreis zu erwirken, der dem vertraglich festgelegten entspreche...<br />

Eine Arbeit ist mir aufgetragen worden. Ich habe sie gewissenhaft<br />

geleistet. Ich habe es unternommen, mit Bescheidenheit, sagten Sie<br />

selber zu mir damals, alles von neuem zu beginnen, als ich ein zu<br />

großzügiges Projekt entworfen hatte. Ich habe genaue Ausführungspläne<br />

und Studienmodelle gemacht. lch habe mich mit dem Bauunternehmer<br />

in Diskussionen eingelassen. Ich habe gekämpft mit den Materialien,<br />

den Formen, dem Unternehmer. Ich habe sämtliche Bedingungen des<br />

Vertrages erfüllt. Ich habe meine Arbeit geleistet. Ich fühle mich mehr<br />

als je an dieses Werk gebunden, das unser Werk ist... Und ich kann von<br />

jetzt an nichts dringlicher erwarten als den Beginn des Baues, zur größten<br />

geistigen Freude aller...»<br />

Am 27. Juli 1965 bat mich Le Corbusier, an der Rue de Sèvres<br />

vorbeizukommen, um mir eine Skizze über die Planung eines Sektors von<br />

Paris zu zeigen, dessen bewußte Kühnheit ergreifend war. Eine einfache,<br />

logische, klare, wirkungsvolle, starke Idee...<br />

Am 27. August 1965 trauerte die Stadt Firminy um den Menschen, der ihr<br />

so viel gegeben hatte. Auf den Bauplätzen gingen die Arbeiten weiter, und<br />

andere werden kommen «zur größten geistigen Freude aller».<br />

21. Juli 1969

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