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<strong>LC</strong> Ronchamp<br />

61<br />

Pfeiler auf der Ostseite - ursprünglich so dünn wie ein „Zeltpfl ock“ - zur<br />

Entsprechung einer Kranzkapelle. Die Bodenplatten und Altartische sind<br />

aus Stein. Der Grundriss wurde im Verlauf der Entwurfsarbeiten immer<br />

asymmetrischer und innen wie außen durch die Position der Altäre<br />

bestimmt. Eine polychrom gefasste Marienfi gur des 17. Jahrhunderts<br />

- einziger Überrest aus der zerstörten alten Kirche - wurde so platziert,<br />

dass sie gleichzeitig von den Besuchern der Messe und den Priestern und<br />

Messdienern gesehen werden kann.<br />

Nicht nur der Krabbenpanzer, auch andere, ganz unterschiedliche Vorbilder<br />

fl ossen in Le Corbusiers Entwurf ein: moderne Elemente wie die vom Dach<br />

vorkragenden, an Skisprungschanzen erinnernden Wasserspeier, aber<br />

auch Bilder, an die sich Le Corbusier aus frühesten Tagen erinnerte. Die in<br />

die Seitenkapellen einfallenden Lichtstrahlen lassen zum Beispiel an das<br />

Serapeum der Villa Hadrian denken, das er im Jahr 1911 abzeichnete. Er<br />

beschrieb es wie ein „geheimnisvolles Loch“, in dem er etwas ausfi ndig<br />

gemacht hatte. Die überraschende Lichtschutzvorrichtung der Südwand<br />

mit ihren farblich klar modulierten Nischen beschwört die Fassade der<br />

Sidi-Brahim-Moschee in EI Atteuf herauf, die Le Corbusier 1931 auf seiner<br />

Reise zur Pentapolis des Wadi M‘zab entdeckte. Die periskopartigen<br />

Glockentürme schließlich erinnern an die Grabstelen von Ischia.<br />

Das Spiel mit Massen und Licht, das Le Corbusier in Ronchamp umsetzte,<br />

brach mit seiner Besessenheit für glatte Flächen und homogene Klarheit<br />

der 1920er Jahre. Licht und Schatten wurden von nun an zu Werkzeugen,<br />

um den Raum zu gestalten. Die Fassade, deren einzige Tugend bisher<br />

in ihrer „Freiheit“ bestanden hatte, erlaubte dank der Mauerstärke<br />

fortan eine solche Gestaltung. Der weiß getünchte, körnige Beton der<br />

Mauern und der schalungsrauhe Beton des Daches ersetzen unter einer<br />

dramatischen Beleuchtung die glatten, fast abstrakten Fassaden der<br />

„Wohnmaschinen“ durch Zeugnisse menschlicher Arbeit. 1954 bat Le<br />

Corbusier Edgar Varèse vergeblich, ein für diesen Ort passendes Werk zu<br />

komponieren.

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