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Le Corbusier - Elemente einer Synthese<br />
Stanislaus von Moos<br />
Maison Citrohan<br />
Le Corbusiers Formensprache entwickelt sich erst nach 1920 - nun<br />
aber in rasch aufeinanderfolgenden Schritten. Sie beruht allerdings<br />
nicht bloß auf den neuen Möglichkeiten der Konstruktion oder auf<br />
der Vorliebe für den Elementarismus der philebosschen Körper. Es liegt<br />
ihr ein Wohnprinzip zugrunde. Bereits in der Villa Schwob hatte er<br />
Schlaf- und Wirtschaftsräume um eine große, zweistöckige Wohnhalle<br />
angeordnet. Diese Idee, die Wohnung in einem großen «Foyer» der<br />
Familie zusammenzufassen, geht durch Le Corbusiers Werk wie ein roter<br />
Faden. Zum erstenmal wird sie präzisiert in dem Entwurf des «Maison<br />
Citrohan» (1920 bis 1922).<br />
Man hat über die Herkunft des Citrohan -Typus oft und vieles spekuliert.<br />
Gelegentlich liest man, das Pariser Künstleratelier sei der Ausgangspunkt<br />
für diesen Wohnungstyp - denn man stellt sich den jungen Jeanneret<br />
in Paris gerne als entwurzelten Bohémien vor, der in Künstlerkreisen<br />
verkehrte. Dieses romantische Bild hat wenig mit der Wirklichkeit zu<br />
tun. Der junge Schweizer war in Paris - wenn auch nicht mit glänzendem<br />
Erfolg - geschäftlich tätig, und er malte nur samstags und sonntags,<br />
weit abseits der Künstler-Bohème. Wenn er nicht gerade über einem<br />
seiner Probleme studierte, saß er mit seinen Schweizer Freunden<br />
zusammen. Trotzdem ist es reizvoll festzustellen, daß die zweistöckige<br />
Halle des Citrohan-Hauses gerade im volkstümlichen Pariser Atelier- und<br />
Werkstatt-Typ eine Vorstufe fi ndet. In verwandter Form kehrt sie dann<br />
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wieder in gewissen Atelierhäusern, die André Lurçat 1924 bis 1926 in dem<br />
«Villa Seurat» benannten Sträßchen in Paris baute - auch Auguste Perret<br />
errichtete hier einen Atelierbau.<br />
Jedoch, nicht irgend ein Pariser Atelier, sondern eine einfache<br />
Kutscherkneipe, das Bistrot «Legendre» an der Rue Godot-de-Mauroy,<br />
gegenüber dem Atelier von Ozenfant, gab 1920 den Anstoß. Le Corbusier<br />
und Ozenfant pfl egten sich dort häufi g abends zu treffen, um gemeinsam<br />
zu essen. Le Corbusier hat selbst darüber berichtet: «Nous mangions dans<br />
un petit restaurant de cochers, du centre de Paris; il y a le bar (le zinc), la<br />
cuisine au fond; une soupente coupe en deux la hauteur du local; la<br />
devanture ouvre sur la rue. Un beau jour, on découvre cela et l‘ on s‘ aperçoit<br />
que les preuves sont ici présentes, de tout un méchanisme architectural qui<br />
peut correspondre a l‘ organisation de la maison d‘ un homme.»<br />
Man spielte mit dem Gedanken, diese Urform des Hauses irgendwo<br />
in der Landschaft aufzustellen. Vorne: über beide Stockwerke ein<br />
großes Fenster als einzige Lichtquelle für den gesamten Innenraum. Zu<br />
beiden Seiten: Mauern, in örtlichen Materialien ausgeführt - Haustein,<br />
Backstein oder ein vom lokalen Maurer improvisiertes Agglomerat. Der<br />
Boden des Obergeschosses, das sich auf die offene Halle öffnet, der<br />
Boden der Dachterrasse und die Treppen würden als standardisierte<br />
Eisenbetonelemente montiert. Die erste Niederschrift der Idee zeigt,<br />
als Verbindung zwischen den beiden Stockwerken, die gleiche Metall-