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Unité d‘Habitation Marseille<br />
Le Corbusier<br />
mit André Masonnier, André Wogenscky<br />
<strong>LC</strong> Marseille<br />
1945-1952<br />
280, boulvard Michelet, 13008 Marseille, Bouches-du-Rhone<br />
81<br />
Die Unite d‘habitation war Le Corbusiers erster staatlicher Bauauftrag.<br />
Um den ausgebombten Bewohnern der zerstörten Stadtviertel wieder<br />
ein Dach über dem Kopf zu verschaffen, wandte er ein Prinzip an,<br />
das auf seine „immeuble-villas“ und „gezahnte Häuserblocks“ von<br />
1922 zurückgeht. 1930 hatte er in Moskau festgestellt, dass Moissej<br />
Ginzburg und die Konstruktivisten seine Ideen schon beim Narkomfi n-<br />
Haus umgesetzt hatten, indem sie darin „Gemeinschaftsdienste“<br />
einrichteten. Diesen Plänen hat le Corbusiers Entwurf viel zu verdanken.<br />
In den 1930er Jahren hatten zwei Entwicklungen zur Formulierung<br />
eines Gebäudes mit gleichförmig großen Wohneinheiten geführt: Zum<br />
einen stellte sein in Genf 1930-1932 entstandener Wohnblock Clarté mit<br />
Stahlskelettkonstruktion den ersten Bautyp dieser Art mit Maisonette-<br />
Wohnungen dar. Zum andern führte er in den „gezahnten Häuserblocks“<br />
zum ersten Mal die durchgehenden Erschließungswege des Narkomfi n-<br />
Baus ein und begann dann, sie in seinen städtebaulichen Plänen in<br />
einzelnen Gebäuden zu segmentieren. Im Krieg in „la Maison des<br />
hommes“ (1942) formuliert, kam das Prinzip der autonomen Wohneinheit<br />
auch beim Wiederaufbauplan der Stadt Saint-Dié (1944) zur Anwendung,<br />
der sämtliche Einwohner in sechs Wohnblöcken unterbrachte.<br />
Der Entstehungsprozess der Unité in Marseille gestaltete sich schwierig.<br />
Vom Minister für Wiederaufbau und Städtebau, Raoul Dautry, in Auftrag<br />
gegeben, wurde sie nur dank der Entschlossenheit seines Nachfolgers<br />
Eugène Claudius-Petit fertig gestellt, den konservativen Architekten zum<br />
Trotz, die heftig dagegen kämpften. Infolge eines perfi den Gutachtens,<br />
das die Entwicklung von Geisteskrankheiten bei den künftigen Mietern<br />
prognostizierte, brach eine landesweite Kontroverse aus und das<br />
Gebäude hieß von nun an im Marseiller Volksmund „Maison du Fada“ -<br />
Haus des Verrückten.<br />
Die „Unité“ war als „vertikale Gartenstadt“ konzipiert, probeweise für vier<br />
verschiedene Standorte, bevor sie ihren endgültigen Platz am Boulevard<br />
Michelet fand, in einem der guten Stadtviertel von Marseille. Auf dicken<br />
Betonpfeilern aufgeständert, die sämtliche Rohre enthalten, nimmt ein