Plenarprotokoll
p17-075-wp
p17-075-wp
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Abgeordnetenhaus von Berlin<br />
17. Wahlperiode<br />
Seite 7743 <strong>Plenarprotokoll</strong> 17/75<br />
28. Januar 2016<br />
Daniel Buchholz (SPD):<br />
Oh, jetzt gibt es T-Shirts! Auf den Schreck trinke ich erst<br />
mal einen!<br />
[Lars Oberg (SPD): Wer keine Argumente hat,<br />
trägt halt T-Shirts! –<br />
Abgeordnete der GRÜNEN und der PIRATEN<br />
halten Schilder hoch.]<br />
Herr Präsident! Meine Damen, meine Herren! Liebe<br />
Kolleginnen und Kollegen! Ich sehe, dass Sie T-Shirts<br />
angezogen haben. Ich glaube, die Blätter kenne ich auch<br />
schon von der Bürgerversammlung vor einer Woche. Ich<br />
werde darauf auch noch zu sprechen kommen.<br />
Präsident Ralf Wieland:<br />
Kleinen Moment, Herr Kollege! – Liebe Kollegen bei den<br />
Grünen! Ich bitte, die Schilder runterzunehmen! Sie wissen,<br />
dass das nicht den parlamentarischen Regularien<br />
entspricht. Zur Farbe der T-Shirts äußere ich mich nicht,<br />
das ist eine Geschmacksfrage, aber ich bitte Sie wirklich<br />
eindringlich, die Schilder runterzunehmen! Das ist eine<br />
politische Demonstration, die nicht hierher gehört.<br />
[Unruhe –<br />
Lars Oberg (SPD): Ja, und dann machen wir<br />
Rigaer Straße!]<br />
Ich bitte Sie noch einmal eindringlich, das jetzt runterzunehmen!<br />
[Zuruf von der SPD: Jetzt nehmen Sie die<br />
Schilder runter! –<br />
Sven Kohlmeier (SPD): Die Radikalen<br />
von den Piraten aber auch!]<br />
Herr Buchholz! Dann halten Sie Ihre Rede, bitte schön!<br />
Daniel Buchholz (SPD):<br />
Ich darf noch einmal beginnen. Meine Damen, meine<br />
Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! –<br />
[Unruhe]<br />
Da sind immer noch Plakate.<br />
Präsident Ralf Wieland:<br />
Entschuldigung, dass ich das nicht gesehen habe! Das gilt<br />
natürlich auch für die Piraten.<br />
[Martin Delius (PIRATEN): Danke schön! –<br />
Zurufe: Oh! Ah!]<br />
Herr Delius! Dann bitte ich Sie als Fraktionsvorsitzenden,<br />
sich doch auch mal durchzusetzen!<br />
[Allgemeine Heiterkeit und Beifall –<br />
Martin Delius (PIRATEN): Das sind alles<br />
Verfassungsvorgaben! –<br />
Stefan Gelbhaar (GRÜNE): Das ist ein<br />
parteiinternes Problem!]<br />
Daniel Buchholz (SPD):<br />
Herr Präsident! Ich fürchte, das wird ihm nicht gelingen,<br />
sich in der Piratenfraktion durchzusetzen.<br />
[Zuruf von der SPD: Wolf kann’s auch nicht! –<br />
Weitere Zurufe]<br />
Dritter Anlauf! Meine Damen, meine Herren! Es ist ein<br />
ernstes Thema, vielleicht können wir jetzt auch ernsthaft<br />
beraten. Das wäre dem Thema auch angemessen.<br />
[Beifall bei der SPD und der CDU]<br />
Im letzten Jahr sind in Berlin rund 80 000 geflüchtete<br />
Menschen angekommen. Davon haben 40 000 tatsächlich<br />
auch durch die Stadt eine Unterkunft gefunden, und bevor<br />
jemand denkt, das war alles im letzten Jahr: Dieses laufende<br />
Jahr ist 28 Tage alt. Es sind vom 1. bis zum<br />
28. Januar 6 000 Menschen neu in der Stadt angekommen,<br />
die eine Unterkunft suchen und darauf ein Anrecht<br />
haben. Wir legen großen Wert darauf, dass das auch<br />
tatsächlich durchgeführt wird, denn wir wollen, dass<br />
niemand, der als geflüchteter Mensch Krieg und Terror<br />
erlebt hat, hier in eine Situation kommt, wo er auf der<br />
Straße schlafen muss, wo er kein Obdach hat – das gilt es<br />
um jeden Preis zu vermeiden!<br />
[Zuruf von Oliver Höfinghoff (PIRATEN)]<br />
Und es ist nicht ohne Grund, dass im Land Berlin rund 50<br />
Sport- und Turnhallen gerade belegt sind, wo niemand<br />
sagt, dass das eine gute Lösung ist. Übrigens sagt auch<br />
niemand – bevor diese Behauptung aufgestellt wird –,<br />
dass es schön wäre, wenn bis zu tausend Menschen in<br />
einer großen Halle untergebracht werden müssen. Das ist<br />
kein erstrebenswerter Zustand; es ist nicht wünschenswert,<br />
und es ist auch nicht schön für die Menschen dort.<br />
Aber es ist die Frage: Haben wir tatsächlich Alternativen?<br />
[Zuruf von der LINKEN: Ja!]<br />
Und, meine Damen und Herren von den Grünen, von den<br />
Linken und von den Piraten, Sie müssen sich eine Frage<br />
stellen lassen: Sind Sie bereit, verantwortliche Politik für<br />
dieses Land Berlin und für die Menschen, die als geflüchtete<br />
Menschen ankommen, zu unterstützen? – Das ist die<br />
große Frage, die Sie mal beantworten müssen!<br />
[Beifall bei der SPD und der CDU –<br />
Zurufe von der LINKEN, den GRÜNEN<br />
und den PIRATEN]<br />
Sie machen sich hier einen schlanken Fuß auf Kosten von<br />
geflüchteten Menschen, und das muss man auch mal klar<br />
benennen, und ich werde das jetzt tun!<br />
[Udo Wolf (LINKE): Das ist eine Frechheit!]<br />
Nehmen wir doch mal die Stadträte von den Grünen und<br />
von den Linken in den Bezirken: Und siehe da – wenn ich<br />
dort nachfrage, wenn ich dort anrufe, sagen sie: Herr<br />
Buchholz! Wir haben aber keine Unterkünfte mehr in<br />
unserem Bezirk! – Ja, da gibt es keine Unterkünfte mehr;