11.02.2016 Aufrufe

Plenarprotokoll

p17-075-wp

p17-075-wp

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Abgeordnetenhaus von Berlin<br />

17. Wahlperiode<br />

Seite 7809 <strong>Plenarprotokoll</strong> 17/75<br />

28. Januar 2016<br />

(Wolfram Prieß)<br />

beim Bäumefällen – auch das hatten wir schon gehört.<br />

Bisher ist die Praxis so, dass erst dann eine Fällgenehmigung<br />

erteilt wird, wenn die Baugenehmigung erteilt wurde,<br />

das heißt, wenn die Bauabsicht einigermaßen fundiert<br />

und abgesichert ist. Gefällt werden darf aber nur in der<br />

Vegetationspause im Winter. Das heißt, die Bauanträge<br />

häufen sich in dieser Saison. Und die Antragsteller machen<br />

in den Ämtern Stress, weil sie sonst ein ganzes Jahr<br />

warten müssen, wenn die Fällgenehmigung nicht rechtzeitig<br />

kommt.<br />

Es kommt auch manchmal vor, dass ein Bauantrag nur<br />

pro forma gestellt wird, damit die Bäume beseitigt werden<br />

können und anschließend das vom Bewuchs befreite<br />

Baugrundstück mit der besseren Baufreiheit teurer verkauft<br />

werden kann.<br />

[Philipp Magalski (PIRATEN): Genau, Skandal!]<br />

Schön sind solche Fälle nicht, aber der Missbrauch lässt<br />

sich leider nicht ganz vermeiden. Der Senat hat das in der<br />

Debatte im Ausschuss klargemacht.<br />

Nun soll dieses Verfahren aber so geändert werden:<br />

Wenn das Gesetz angenommen wird, dann werden die<br />

Anträge auf Fällgenehmigung schon gleich nach der<br />

Antragstellung des Bauantrags gestellt, das Baugenehmigungsverfahren<br />

muss nicht abgewartet werden. Die Bäume<br />

können schon gleich im Winter weg, während der<br />

Bauantrag noch beim Bauamt liegt und bearbeitet wird.<br />

Die wohlmeinende Interpretation sagt nun: Schön, mehrere<br />

Monate gespart, wenn ich nicht auf die nächste Fällsaison<br />

warten muss, wenn die Baugenehmigung erst im<br />

Frühjahr oder im Sommer kommt. Aber andererseits<br />

eröffnet es die Möglichkeit, den Bauantrag nur pro forma<br />

zu stellen. Die Unterlagen müssen nicht einmal korrekt<br />

oder vollständig sein. Die Fällgenehmigung bekomme ich<br />

auch so.<br />

[Ole Kreins (SPD): Nein!]<br />

Mein Grundstück verkauft sich dann besser ohne den<br />

lästigen Bewuchs.<br />

Ein zweiter Punkt: die Änderung des Friedhofsgesetzes.<br />

Hier ändert das Gesetz die Anforderung an die Nachnutzung<br />

nicht mehr benötigter Friedhofsflächen. Bisher steht<br />

im Gesetz, also im Friedhofsgesetz, dass solche Flächen<br />

danach als Grünflächen bestehen bleiben sollten. Für eine<br />

andere Nachnutzung sind sehr harte Bedingungen zu<br />

erfüllen. Das heute zur Abstimmung stehende Gesetz will<br />

diese Beschränkungen abbauen, um so zusätzliches Bauland<br />

gewinnen zu können, wenn es gewünscht ist. Ich<br />

sage aber, dass diese ehemaligen Friedhofsflächen auch<br />

immer als Grünfläche fungiert haben und das auch weiterhin<br />

tun sollten.<br />

[Beifall bei den PIRATEN]<br />

In einer dicht bebauten Stadt brauchen wir solche Grünflächen,<br />

deswegen dürfen wir sie auch nicht leichtfertig<br />

aufgeben und als Bauland opfern, nur weil es in der gegenwärtigen<br />

politischen Situation gerade legitim erscheint.<br />

Insgesamt kann ich nur sagen, das Gesetz leistet nicht,<br />

was es verspricht. Die Nachteile überwiegen aus meiner<br />

Perspektive die Vorteile, deswegen werde ich es ablehnen.<br />

Es ist aber auch nicht weiter tragisch, wenn man sich<br />

enthält.<br />

[Philipp Magalski (PIRATEN): Was die Grünen<br />

wahrscheinlich machen werden!]<br />

Ich kann meiner Fraktion die Ablehnung empfehlen.<br />

Aber wer sich enthalten möchte, dem kann ich das auch<br />

anheimstellen. Wir haben ja keinen Fraktionszwang, im<br />

Gegensatz zu anderen Fraktionen.<br />

[Zuruf von Karlheinz Nolte (SPD)]<br />

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. – Vielen<br />

Dank!<br />

Vizepräsident Andreas Gram:<br />

Vielen Dank, Kollege Prieß. – Weitere Wortmeldungen<br />

liegen nicht vor.<br />

Zu der Gesetzesvorlage Drucksache 17/2573 empfiehlt<br />

der Fachausschuss mehrheitlich gegen Linke und Piraten<br />

bei Enthaltung Grüne die Annahme mit Änderungen. Wer<br />

der Gesetzesvorlage mit der Änderung der Beschlussempfehlung<br />

zustimmen möchte, den bitte ich um das<br />

Handzeichen. – Das sind die Koalitionsfraktionen. Wer<br />

ist dagegen? – Das sind alle Piraten bis auf einen und Die<br />

Linke geschlossen. Wer enthält sich? – Das sind Grüne<br />

und ein Pirat. Ersteres war die Mehrheit. Damit ist das<br />

Gesetz zur Beschleunigung des Wohnungsbaus so beschlossen.<br />

Ich rufe auf<br />

lfd. Nr. 4 C:<br />

Zweites Gesetz zur Änderung des Berliner<br />

Architekten- und Baukammergesetzes<br />

Dringliche Beschlussempfehlung des Ausschusses für<br />

Stadtentwicklung und Umwelt vom 27. Januar 2016<br />

Drucksache 17/2687<br />

zur Vorlage – zur Beschlussfassung –<br />

Drucksache 17/2460<br />

Zweite Lesung<br />

Wird der Dringlichkeit widersprochen? – Das ist nicht<br />

der Fall. Ich eröffne die zweite Lesung zur Gesetzesvorlage<br />

und schlage vor, die Einzelberatung der zwei Artikel<br />

miteinander zu verbinden, und höre dazu keinen Widerspruch.<br />

Also rufe ich auf die Überschrift und die Einleitung<br />

sowie die Artikel I und II in der Vorlage Drucksache<br />

17/2460. Eine Beratung ist nicht vorgesehen. Zu der<br />

Gesetzesvorlage Drucksache 17/2460 empfiehlt der<br />

Fachausschuss einstimmig mit allen Fraktionen die

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!