Plenarprotokoll
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Abgeordnetenhaus von Berlin<br />
17. Wahlperiode<br />
Seite 7796 <strong>Plenarprotokoll</strong> 17/75<br />
28. Januar 2016<br />
(Clara Herrmann)<br />
Gruppe über vier Jahre, Herr Schneider. Wir wollen das<br />
in zwei Jahren machen. Daran sieht man: Sie müssen das<br />
machen, weil Sie die Gebührenbefreiung von Herrn Saleh<br />
finanzieren müssen. Darunter leidet die Qualität.<br />
[Torsten Schneider (SPD): Das ist ja Quatsch!]<br />
Sie strecken das auf vier Jahre, wir wollen das innerhalb<br />
von zwei Jahren. In Ihrem Paket ist weniger Qualität drin<br />
und das, weil Sie die Gebührenbefreiung von Herrn Saleh<br />
finanzieren müssen.<br />
[Beifall bei den GRÜNEN –<br />
Vereinzelter Beifall bei der LINKEN]<br />
Jetzt kündigen Sie auch noch an, den Hort kostenlos<br />
machen zu wollen. Das kostet strukturell 66 Millionen<br />
Euro, Gratiskita und Hort zusammen also 146 Millionen<br />
Euro. Das Geld entziehen Sie dem Bereich Schule und<br />
Kita.<br />
[Torsten Schneider (SPD): Das ist ja nicht<br />
wahr! Wir haben erhöht und nicht abgesenkt!]<br />
Sie haben nämlich vorher nicht geklärt, was eigentlich für<br />
andere Maßnahmen notwendig wären: Qualität, Ausbau,<br />
Abschaffung der Bedarfsprüfung oder anderes. Sie wissen,<br />
Herr Schneider, dass das ein Weg ohne Umkehr ist.<br />
Gebühren abschaffen kann man schnell, aber einführen<br />
nicht.<br />
[Lars Oberg (SPD): Wenn es so<br />
einfach wäre!]<br />
Als Haushaltspolitikerin sage ich Ihnen ganz deutlich:<br />
Das ist fatal. Sie schaffen die Gebühren ab, obwohl die<br />
angeblichen Nutznießerinnen und Nutznießer davon nicht<br />
viel haben, denn sie zahlen wenig. Diejenigen, die davon<br />
etwas haben, sind die, die die Hand ausstrecken, das sind<br />
die Eltern, die sagen: Für Qualität bezahle ich. Für mehr<br />
Qualität bezahle ich die Gebühren.<br />
[Beifall bei den GRÜNEN –<br />
Torsten Schneider (SPD): Können<br />
sie ja – freiwillig!]<br />
Diese ausgestreckte Hand, in ein Solidarsystem einzuzahlen,<br />
die schlagen Sie einfach aus. Das Geld fehlt dann an<br />
anderer Stelle. Am Ende besteht die Gefahr doch gerade<br />
darin, dass sich dann diejenigen, die es sich leisten können,<br />
aus einem schlechten System verabschieden. Dann<br />
haben wir am Ende mehr soziale Segregation. Das können<br />
selbst Sie, Herr Saleh, nicht wollen.<br />
Es wird offenkundig: Sie verehrte Kolleginnen und Kollegen<br />
von der Koalition, Sie haben Ihren Streit mit Geld<br />
befriedet. Der nächsten Regierung hinterlassen Sie einen<br />
Konsolidierungsbedarf von 350 Millionen Euro im Jahr<br />
2020.<br />
[Christian Goiny (CDU): So ein Quatsch!]<br />
Mit der Kostenlos-Mentalität der SPD werden es<br />
500 Millionen Euro sein. Wir reden darüber, dass dieses<br />
Geld im Zweifelsfall knallhart über Sparmaßnahmen<br />
erbracht werden muss. Sie haben die Kasse gnadenlos<br />
geleert.<br />
[Zuruf von Torsten Schneider (SPD)]<br />
Sie haben Berlin in die Abhängigkeit der Ergebnisse der<br />
Bund-Länder-Finanzverhandlungen gebracht, und das mit<br />
Maßnahmen, die eigentlich keiner will, die Eltern nicht,<br />
die Experten und Expertinnen nicht und am Ende sogar<br />
die SPD-Basis nicht, die nämlich auch sagt, Qualität geht<br />
vor Gebührenfreiheit.<br />
[Beifall bei den GRÜNEN]<br />
Vizepräsident Andreas Gram:<br />
Gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage des Kollegen<br />
Oberg?<br />
Clara Herrmann (GRÜNE):<br />
Ich komme zum Ende.<br />
Vizepräsident Andreas Gram:<br />
Okay!<br />
Clara Herrmann (GRÜNE):<br />
Wer solche Altlasten für die nächste Legislaturperiode<br />
produziert, der fährt entweder sehenden Auges vor die<br />
Wand<br />
[Burgunde Grosse (SPD): Sie müssen<br />
ja nicht regieren!]<br />
oder hofft darauf, dass er ab Herbst, Frau Grosse, nicht<br />
mehr regiert und deshalb damit nicht umgehen muss. Was<br />
bei Ihnen zutrifft, das können Sie selbst entscheiden!<br />
[Beifall bei den GRÜNEN –<br />
Vereinzelter Beifall bei der LINKEN]<br />
Vizepräsident Andreas Gram:<br />
Vielen Dank, Kollegin Herrmann! – Die CDU-Fraktion<br />
hat den Kollegen Goiny als Redner benannt, und er erhält<br />
jetzt das Wort. – Bitte schön!<br />
[Torsten Schneider (SPD): Frau Herrmann hat<br />
die alte Haushaltsrede noch einmal gehalten!]<br />
Christian Goiny (CDU):<br />
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren!<br />
Liebe Kollegin Herrmann! Bei den argumentativen Pirouetten,<br />
die die Grünen und Sie in Person heute wieder<br />
gedreht haben, wird einem geradezu schwindelig.<br />
[Uwe Doering (LINKE): Oi!]<br />
Jahrelang haben Sie uns vorgehalten, das Land Berlin<br />
erziele Überschüsse und wir würden die nicht in sinnvolle