Plenarprotokoll
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Abgeordnetenhaus von Berlin<br />
17. Wahlperiode<br />
Seite 7744 <strong>Plenarprotokoll</strong> 17/75<br />
28. Januar 2016<br />
(Daniel Buchholz)<br />
die finden auch die Stadträte von Grünen und Linken<br />
nicht!<br />
[Zurufe von der LINKEN und den GRÜNEN]<br />
Es ist scheinheilig, zu behaupten, es gäbe noch unglaublich<br />
viele freie Unterkünfte in der Stadt. Das ist wirklich<br />
unverfroren!<br />
[Beifall bei der SPD und der CDU]<br />
Präsident Ralf Wieland:<br />
Herr Kollege Buchholz! Gestatten Sie eine Zwischenfrage?<br />
Daniel Buchholz (SPD):<br />
Nein! Er kann danach gerne eine Intervention machen!<br />
[Zuruf von der LINKEN]<br />
– Ich komme gleich noch zu Fehlinformationen! Das ist<br />
auch interessant bei diesem Thema, Kollege! – Schauen<br />
wir uns doch mal den Duktus an, den jetzt die Linken und<br />
die Piraten wählen! Nehmen wir mal die Kollegin Kapek,<br />
die gerade gesprochen hat, das Stichwort „menschenunwürdig“.<br />
– Ich glaube, es gibt tatsächlich Unterkünfte, die<br />
man als menschenunwürdig bezeichnen muss, Frau Kapek,<br />
und wir haben beide Glück, dass wir das noch nicht<br />
persönlich erleben mussten.<br />
[Antje Kapek (GRÜNE): Waren Sie schon einmal dort?]<br />
Aber Sie müssten sich mal eins fragen: Haben Sie sich<br />
eigentlich mal in Kreuzberg – Sie kommen doch aus<br />
Kreuzberg – die Gerhart-Hauptmann-Schule und den<br />
Oranienplatz angeschaut, als das noch geduldete Flüchtlingsunterkünfte<br />
und Aktionszentren für Flüchtlinge<br />
waren? Das war ein echter Graus!<br />
[Zuruf von Oliver Höfinghoff (PIRATEN) –<br />
Zurufe von der LINKEN und den PIRATEN]<br />
Präsident Ralf Wieland:<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Jetzt bitte ich doch,<br />
wieder ein bisschen Ruhe einkehren zu lassen! Danke<br />
schön!<br />
Daniel Buchholz (SPD):<br />
Schauen wir uns doch mal die Linkspartei an!<br />
[Zuruf von Uwe Doering (LINKE)]<br />
– Zur Wahrheit zurückkehren? Sehr gerne, Kollege Doering!<br />
Wenn Ihre Fraktion und Parteivertreter der Linken<br />
sagen, es würden Gettos in der Stadt geschaffen, dann<br />
wird mir übel, muss ich Ihnen sagen, wenn Sie solche<br />
Begrifflichkeiten als Linkspartei verwenden!<br />
[Beifall bei der SPD und der CDU]<br />
Und ich habe hier – schauen Sie sich das an! – einen<br />
Aufkleber der Linksfraktion, weil ich mir gestern im<br />
Ausschuss anhören musste, ich würde mir das ausdenken,<br />
Die Linke würde von Gettos reden. – Historisch ist dieser<br />
Begriff für eins ganz klar belegt: dass Menschen eingesperrt<br />
werden und sich nicht in der Stadt oder irgendwo<br />
bewegen können. – Das ist genau das Gegenteil von dem,<br />
was Flüchtlinge in der Stadt hier können! Das müssen Sie<br />
auch mal fairerweise sagen!<br />
[Beifall bei der SPD und der CDU –<br />
Zurufe von der LINKEN]<br />
Und ich sage Ihnen auch ganz klar: Auch die Behauptungen,<br />
die in dem Flugblatt der Initiatoren der 100-Prozent-<br />
Tempelhof-Initiative aufgestellt werden, könnte ich einzeln<br />
alle widerlegen. Es ist ziemlich traurig, dass Menschen,<br />
die sich auf 740 000 Berlinerinnen und Berliner<br />
berufen, die für einen Volksentscheid gestimmt haben,<br />
meinen, sie könnten mit Desinformation die Stadtdebatte<br />
bestimmen. Ich will gern erläutern, warum das falsche<br />
Behauptungen sind: Dort steht, wir würden hier abnicken<br />
und schnell durchwinken. – Das Gegenteil ist der Fall:<br />
Der Gesetzentwurf des Senats stammt von Mitte November<br />
2015. Wir haben zweieinhalb Monate intensiv in<br />
mehreren Fachausschüssen dieses Abgeordnetenhauses<br />
beraten.<br />
[Zuruf von Dr. Wolfgang Albers (LINKE)]<br />
Es gab eine große Bürgerversammlung am 7. Dezember<br />
2015; da habe ich selbst auf dem Podium gesessen – Sie<br />
nicht, Kollege Albers! – Dann gab es ein Fachgespräch<br />
bei der Senatsverwaltung und vor einer Woche die große<br />
Bürgerversammlung. Und dann zu behaupten, es hätte<br />
keine öffentliche Diskussion gegeben, es wäre hier etwas<br />
durchgewinkt worden, ist schlichtweg Desinformation!<br />
[Beifall bei der SPD und der CDU]<br />
Es bleibt dabei: Mit dem heute vorgelegten Gesetzentwurf,<br />
der sich mit den Änderungen deutlich davon unterscheidet,<br />
was der Senat ursprünglich als Optionsflächen<br />
vorgesehen hatte – das sollte man hier auch mal anerkennen<br />
–, geht es um die Flächen, die kurzfristig genutzt<br />
werden können, die erschlossen sind.<br />
Erstens: die große, grüne Freifläche des Tempelhofer<br />
Feldes bleibt geschützt. Zweitens: Es ist befristet für drei<br />
Jahre möglich, mobile Flüchtlingsunterkünfte auf befestigten<br />
Randflächen zu errichten – kein einziger Grashalm<br />
auf dem Tempelhofer Feld wird dafür angetastet. Drittens:<br />
Es entstehen gerade dadurch, dass es lockerer gemacht<br />
werden kann, neue Freiräume an den Randflächen<br />
und in der Mitte, um eben Integrationsprojekte, um Sport,<br />
um Spiel, um auch Bildungsangebote zu machen. – Wir<br />
finden, das ist ein guter Ansatz, weil es nämlich die Situation<br />
auf dem Tempelhofer Feld in den Hangars und<br />
auf dem Vorfeld entschärft. Und viertens: Hier wird<br />
nichts durchgewinkt. Sonst würde es nämlich gar keinen<br />
anderen Antrag geben. Sie beziehen sich ja immer auf<br />
irgendwelche Ursprungsvorlagen, die gar nicht zur