Plenarprotokoll
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Abgeordnetenhaus von Berlin<br />
17. Wahlperiode<br />
Seite 7819 <strong>Plenarprotokoll</strong> 17/75<br />
28. Januar 2016<br />
(Fabio Reinhardt)<br />
schneller zu machen, und deswegen haben wir im letzten<br />
Jahr diesen Antrag eingebracht, denn das Problem bleibt<br />
leider groß.<br />
Beispiel 1, Ermessensspielräume: Die Ausländerbehörde<br />
hat leider den Fokus zu sehr auf hochqualifizierte Menschen,<br />
sogenannte High-Potentials. Diese werden anders<br />
behandelt als z. B. Menschen in prekärer Situation. Deswegen<br />
wäre es sinnvoll, wenn wir ausnutzen, dass die<br />
Behörde schnellstmöglich den Zugang zu sozialer und<br />
ökonomischer Teilhabe an der Gesellschaft in den Bereichen<br />
Arbeit und Hochschule gewährleistet und deswegen<br />
also ihre Ermessensspielräume auch stärker ausnutzt. –<br />
Das ist ein Teil der Forderung von uns.<br />
Beispiel 2, Beirat: Die Ausländerbehörde hat nur sporadisch<br />
Kontakt zu verschiedenen NGOs aus den Bereichen,<br />
für die sie zuständig ist. Deswegen ist unsere Forderung,<br />
einen Beirat für die Ausländerbehörde aus Migrations-<br />
und Nichtregierungsorganisationen, Bezirken und<br />
Senatsverwaltung zu bilden, die den Prozess des weiteren<br />
Umbaus dann auch begleiten.<br />
Beispiel 3, Beschwerdestelle: Das derzeitige Beschwerdemanagement<br />
wird den Anforderungen nicht gerecht.<br />
Lediglich ein geringer Teil der Beschwerden wird als<br />
berechtigt eingestuft, und meiner Auffassung nach liegt<br />
die Anzahl der Beschwerden auch daran, dass sich viele<br />
potenzielle Antragsteller eben keinen Erfolg versprechen<br />
und deswegen auch keine Anfrage stellen. Insofern gibt<br />
es da einen Verbesserungsbedarf in der Praxis, und daraus<br />
folgt die Notwendigkeit einer zentralen, unabhängigen<br />
Beschwerdestelle innerhalb bzw. an der Seite der<br />
Ausländerbehörde. Das wäre dann ein zentraler Bestandteil<br />
der serviceorientierten und kundenfreundlichen Ausrichtung<br />
einer neuorganisierten Ausländerbehörde. Diese<br />
Beschwerdestelle soll die Beschwerden natürlich nicht<br />
nur aufnehmen, sondern auch dokumentieren und ihnen<br />
nachgehen und die Ergebnisse dann jährlich in einem<br />
Bericht veröffentlichen.<br />
Wir haben unsere Vorschläge auch finanziell unterfüttert:<br />
Wir haben dazu im Rahmen der Haushaltsberatung Vorschläge<br />
gemacht. Wir haben vorgeschlagen, dass man<br />
sich an dem gemeinsamen Kompetenz- und Dienstleistungszentrum<br />
auf dem Gebiet der polizeilichen Kommunikationsüberwachung,<br />
also diesem Überwachungszentrum,<br />
einfach nicht beteiligt und dann die Mittel aus dem<br />
Kapitel 0543 unter anderem zur Gegenfinanzierung der<br />
Neuorganisation der Ausländerbehörde verwendet. Leider<br />
haben Sie das abgelehnt.<br />
Wir haben noch ein Berichtsdatum neu eingefügt; das<br />
wäre dann der 1. April. Insofern ist der Antrag jetzt reif<br />
für die Abstimmung. Wir – in dem Fall die Linksfraktion<br />
und die Piratenfraktion – hoffen, dass wir diese wichtigen<br />
Neuorganisations- und Umsteuerungsaufgaben, die für so<br />
viele Menschen in Berlin essenziell sind, nicht auf die<br />
nächste Legislaturperiode verschieben, sondern das noch<br />
heute final verabschieden. – Ich freue mich auf Ihre Zustimmung!<br />
[Beifall bei den PIRATEN]<br />
Präsident Ralf Wieland:<br />
Danke schön, Herr Kollege! – Für die SPD-Fraktion hat<br />
jetzt der Kollege Zimmermann das Wort.<br />
Frank Zimmermann (SPD):<br />
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sie haben sich<br />
sicher gesagt, Herr Reinhardt, die SPD-Fraktion hat ja<br />
vor einem Jahr auf ihrer Klausur beschlossen, die Ausländerbehörde<br />
zu qualifizieren. – Wir haben gemeinsam<br />
in der Koalition Schritte im Haushalt nachvollzogen, und<br />
jetzt kommen Sie mit einem Antrag, der das noch mal<br />
zusammenfasst. Aber leider ist Ihnen der Antrag komplett<br />
misslungen und kann uns hier nicht weiterhelfen. Sie<br />
sagen, die Ausländerbehörde müsse in die Ressortzuständigkeit<br />
der Integrationsverwaltung. Das haben wir auch<br />
mal angedacht. Wenn Sie das jetzt aber hier in einen<br />
Antrag schreiben und vom Abgeordnetenhaus beschlossen<br />
haben wollen, greifen Sie ein bisschen sehr stark in<br />
die Senatszuständigkeit ein, und da wird es schon sehr<br />
fragwürdig. Man kann das so nicht beschließen, und<br />
deswegen können wir den ersten Punkt schon mal gar<br />
nicht mitmachen.<br />
Der zweite zeigt: Wenn Sie sagen, Ermessensspielräume<br />
voll ausschöpfen, immer zugunsten der Migranten oder<br />
der Ausländer, riecht das sehr nach Ermessensunterschreitung<br />
– so komisch das für Sie klingt. Aber wenn<br />
man eine solche Festlegung treffen würde, dass das immer<br />
in eine bestimmte Richtung an die Kante gehen<br />
muss, dann ist die Festlegung durch eine solche Weisung<br />
allzu starr. Das kann man wohl kaum machen; würden<br />
wir so nicht unterschreiben.<br />
Einen Beirat einzurichten für einen weiteren Umbau der<br />
Ausländerbehörde – das wollen Sie haben. Aber welcher<br />
Umbau? Wo ist hier in Ihrem Antrag überhaupt ein Umbau<br />
beschrieben, außer dass Sie Ressortzuständigkeiten<br />
ändern wollen? – Sie haben keinen Umbau, sondern eine<br />
schrittweise Qualifizierung teilweise hier beschrieben,<br />
aber keinen organisatorischen Umbau. Deswegen kann<br />
ich nicht erkennen, wofür der Beirat da gut sein soll.<br />
Und schließlich die Beschwerdestelle, Herr Reinhardt:<br />
Das ist deswegen schwierig, weil man schon aufpassen<br />
muss, diese Behörde nicht dauerhaft zu einem Objekt der<br />
Beschwerde zu machen und das geradezu zu zementieren,<br />
sondern sie systematisch zu qualifizieren und zu professionalisieren.<br />
Das ist genau das, was wir machen.<br />
Ihre beiden mittleren Punkte sind allein diejenigen, über<br />
die man reden kann: personelle und räumliche Verbes-