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Plenarprotokoll

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Abgeordnetenhaus von Berlin<br />

17. Wahlperiode<br />

Seite 7803 <strong>Plenarprotokoll</strong> 17/75<br />

28. Januar 2016<br />

(Regina Kittler)<br />

dementsprechende Änderung des Schulgesetzes als Empfehlung<br />

Nummer 1 an deren Anfang. Wörtlich heißt es<br />

hier:<br />

1. Das Recht auf Inklusion Empfehlung zur Änderung<br />

des Schulgesetzes<br />

Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen<br />

mit Behinderungen ist seit März 2009 innerstaatliches<br />

Recht in Deutschland. Dieser rechtliche<br />

Rahmen ist auch länderspezifisch zu verankern.<br />

Entsprechend muss auch in einem Berliner Konzept<br />

für eine inklusive Schule die Umsetzung einer<br />

inklusiven Bildung und die Verwirklichung<br />

des Rechts für jede Schülerin und jeden Schüler,<br />

eine – möglichst wohnortnahe – allgemeine Regelschule<br />

besuchen zu können, im Schulgesetz<br />

verankert werden.<br />

Wenn unser Antrag heute abgelehnt wird, verschieben<br />

wir die Verankerung des rechtlichen Rahmens für Berlin<br />

wieder, wie es die rot-schwarze Koalition seit 2011 immer<br />

wieder tut. Und bevor sich die geschätzte Kollegin<br />

Remlinger kurz vor den Wahlen überrumpelt fühlt oder<br />

Frau Bentele wieder wie im Ausschuss sagt, das muss<br />

man doch erst ein oder anderthalb Jahre diskutieren,<br />

bevor man es umsetzt, und Herr Oberg wieder Zustände<br />

kriegt, weil nicht alles bleibt, wie es ist,<br />

[Lars Oberg (SPD): Die Zustände haben Sie, nicht ich!]<br />

und Entwicklung droht – wie alt sind Sie eigentlich, Herr<br />

Oberg? –, da sage ich: –<br />

Vizepräsident Andreas Gram:<br />

Ein Blick ins Abgeordnetenhaus-Handbuch schafft Erleichterung.<br />

Regina Kittler (LINKE):<br />

– Wir diskutieren seit der vorigen Wahlperiode darüber.<br />

Dazu gab es mehrere Anträge und die letzte Große Anfrage<br />

dieses Hauses. Also: Der Worte sind genug gewechselt,<br />

nun lasst uns endlich Taten sehen!<br />

[Beifall bei der LINKEN]<br />

Vizepräsident Andreas Gram:<br />

Danke schön, Kollegin Kittler! – Ich empfehle nur einen<br />

scheuen Blick ins Abgeordnetenhaus-Handbuch. Da<br />

finden Sie das Geburtsdatum von jedem. – Kollege Delius<br />

spricht für die Piraten. – Sie haben das Wort.<br />

Martin Delius (PIRATEN):<br />

Ich habe schon den Scherz gemacht, ich könnte auf die<br />

entsprechenden Seiten des Wortprotokolls der letzten<br />

Plenarsitzung verweisen, denn wir hatten das Thema hier<br />

wirklich schon zu Genüge. Es würde der Debatte aber<br />

nicht ganz gerecht werden. Zwei, drei Bemerkungen<br />

dazu: Es ist ungefähr das gefühlte hundertste Mal, dass<br />

wir in diesem Haus über die Späteinschulung reden. Ich<br />

wollte noch kurz etwas zum Abstimmungsverhalten und<br />

meiner Empfehlung an meine Fraktion sagen. In der<br />

Gesetzesvorlage des Senats, die wir eigentlich auf der<br />

Tagesordnung haben, stehen auch sehr viele tolle Dinge,<br />

die längst überfällig sind, wie die Erweiterung der entsprechenden<br />

Gremien um nichtpädagogische Lehrkräfte,<br />

die Aufnahme der Koordinatorinnen und Koordinatoren<br />

für den Ganztagsbetrieb in die erweiterte Schulleitung<br />

usw.<br />

Wir haben im Ausschuss dazu getrennt abgestimmt. Der<br />

Grund, warum ich meiner Fraktion empfehle, dennoch<br />

abzulehnen, ist tatsächlich dann aber die Späteinschulung<br />

aus zwei wichtigen Punkten: Erstens: Sie ist wirkungslos.<br />

Das werden Sie, liebe Grüne und CDU, in den kommenden<br />

Jahren erleben. Wenn nämlich die Eltern und Erziehungsberechtigten<br />

merken, dass sich durch die Rücknahme<br />

der Früheinschulung an Binnendifferenzierung, an<br />

individueller Förderung von unabhängig und individuell<br />

gewachsenen Leistungsbildern bei Schülerinnen und<br />

Schülern nichts geändert hat, dass durch die Rücknahme<br />

der Früheinschulung in den Grundschulen nichts einfacher<br />

geworden ist, bloß weil man im Durchschnitt drei<br />

Monate später eingeschult wird.<br />

Der zweite Grund ist – den habe ich auch im Ausschuss<br />

diskutiert –: Ich stimme dem Senat, wenn er auf meine<br />

Rückfragen danach, wie das denn eigentlich ausgestaltet<br />

wird nach Verordnungen und Dienstanweisungen, wenn<br />

Kinder später eingeschult werden sollen, nicht zu, dass<br />

eine Rücknahme oder eine Rückstellung von der Schulpflicht<br />

ab einem gewissen Alter gleichzeitig eine Quasi-<br />

Daseinspflicht in der Kita bedeutet. Ich halte das für nicht<br />

richtig und gefährlich. Wir haben eine Schulpflicht.<br />

Wenn man sich dazu entscheidet, ab einem bestimmten<br />

Stichtag – das System kritisiere ich – die Schulpflicht<br />

gelten zu lassen und zu erlauben, dass man diese zurückstellt,<br />

dann darf man stattdessen keine Kitapflicht einführen.<br />

Das ist in diesem Land aus gutem Grund nicht gewollt.<br />

Dagegen bin ich auch.<br />

[Torsten Schneider (SPD): Das ist aber eine<br />

persönliche Meinung!]<br />

– Nein, das meint auch meine Fraktion; werden Sie ja<br />

gleich sehen.<br />

Zu Herrn Oberg noch ganz kurz, weil das offensichtlich,<br />

nachdem ich den Raum verlassen hatte, bei der letzten<br />

Rederunde zu Wallungen geführt hat: Herr Oberg! Ich<br />

bin natürlich nicht der Meinung, dass der RBB wichtiger<br />

wäre als das Parlament oder das Parlament wichtiger als<br />

der RBB. Das ist so eine Gewaltenteilungssache. Aber<br />

erlauben Sie mir bitte, dass ich die öffentliche Information<br />

und Diskussion über unseren Antrag in Vertretung<br />

meines geschätzten Kollegen Simon Weiß beim RBB<br />

wichtiger finde als Ihren Redebeitrag. – Vielen Dank!

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