Plenarprotokoll
p17-075-wp
p17-075-wp
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Abgeordnetenhaus von Berlin<br />
17. Wahlperiode<br />
Seite 7769 <strong>Plenarprotokoll</strong> 17/75<br />
28. Januar 2016<br />
(Bürgermeisterin Dilek Kolat)<br />
sind der Meinung, dass wir mit der Frage der Integration<br />
in den Arbeitsmarkt nicht erst beginnen sollten, wenn<br />
eine Anerkennung da ist und ein geflüchteter Mensch in<br />
eine Gemeinschaftsunterkunft kommt, sondern es vom<br />
ersten Tag an Integrationsangebote geben muss. Das wird<br />
folgendermaßen funktionieren: dass es in einer Unterkunft<br />
sichtbar für die geflüchteten Menschen in solch<br />
einer großen Unterkunft mit mehreren Tausend geflüchteter<br />
Menschen ein Büro als zentrale Anlaufstelle gibt. Dort<br />
bündeln wir alle Angebote, die es bereits gibt. Wir haben<br />
sehr früh damit begonnen, Angebote für geflüchtete Menschen<br />
zur Integration in den Arbeitsmarkt zu unterbreiten.<br />
Diese Angebote bündeln wir dort und machen sie dort<br />
sichtbar.<br />
Damit habe ich eigentlich auch Ihre Frage beantwortet,<br />
mit welchen personellen Ressourcen wir arbeiten. Wir<br />
werden das Personal, das bereits vorhanden ist, dort unter<br />
einem Dach anbieten. Das sind die Integrationslotsen und<br />
-lotsinnen, das sind die Bildungsberaterinnen und –berater,<br />
die Jobcoaches und die Vertreterinnen und Vertreter<br />
der Lernläden. Wir arbeiten aber auch Hand in Hand mit<br />
der Regionaldirektion, die gestern auch dabei gewesen<br />
ist. So wird die Verbindung zu den Jobcentern ermöglicht.<br />
Wir wissen, dass es in der Notunterkunft Tempelhof<br />
schon die ersten Kunden der Jobcenter gibt. Wir eröffnen<br />
auch andere Angebote wie z. B. die Anerkennung im<br />
Ausland erworbener Berufsabschlüsse über das IQ-<br />
Netzwerk, sowie Angebote über Job-Point und Arrivo.<br />
All diese schon vorhandenen Angebote, die Stück für<br />
Stück für Flüchtlinge geöffnet wurden, bündeln wir dort.<br />
Das Besondere an dem Konzept ist, dass die Sozialarbeiterinnen<br />
und Sozialarbeiter der Betreiber aktiv eingebunden<br />
sind. Sie spielen eine große Rolle, damit die geflüchteten<br />
Menschen in diesem Büro nach und nach Termine<br />
erhalten und alle verfügbaren Möglichkeiten präsentiert<br />
bekommen. In einem Großraumbüro arbeiten alle Hand<br />
in Hand, der eine weiß, was der andere macht. Wir erhoffen<br />
uns darüber eine ziel- und passgenaue Unterstützung.<br />
Eine kurze Einschätzung von meiner Seite: Ich denke,<br />
dass Integration über den Arbeitsmarkt läuft. Der richtige<br />
Weg in Richtung Integration geht über eine Ausbildung,<br />
eine Qualifizierung, aber auch eine Beschäftigung. Ich<br />
sehe große Chancen in Berlin, will aber auch deutlich<br />
sagen, dass das ein langer und schwieriger Weg wird.<br />
Umso wichtiger ist es mir, früh, vom ersten Tag an damit<br />
anzufangen.<br />
Vizepräsidentin Anja Schillhaneck:<br />
Vielen Dank, Frau Senatorin! – Herr Dregger! Sie haben<br />
eine Nachfrage, sehe ich. – Bitte!<br />
Burkard Dregger (CDU):<br />
Vielen Dank, Frau Senatorin! – Ist geplant, dass derartige<br />
Einrichtungen zumindest in allen größeren Unterkünften<br />
geschaffen werden, oder reden wir nur von dem Sonderfall<br />
Tempelhofer Feld? Wird dort auch eine Vermittlung<br />
stattfinden, oder ist es mehr eine Beratung, während die<br />
Vermittlung nach wie vor in den Jobcentern stattfindet? –<br />
Danke!<br />
Vizepräsidentin Anja Schillhaneck:<br />
Vielen Dank! – Frau Senatorin, bitte!<br />
Bürgermeisterin Dilek Kolat (Senatsverwaltung für<br />
Arbeit, Integration und Frauen):<br />
Wir planen, solche Büros in einem ersten Schritt nur in<br />
größeren Unterkünften einzurichten. Ganz konkret: Die<br />
mit über tausend Menschen belegten prüfen wir nach<br />
räumlichen Gegebenheiten, was eine wichtige Voraussetzung<br />
ist. Das ist der erste Planungsschritt.<br />
Eine direkte Vermittlung soll über die Jobcenter und<br />
Agenturen laufen; wir wollen keine Parallelstrukturen<br />
aufbauen. Dennoch werden wir in diesen Büros auch Jobs<br />
anbieten, z. B. ganz niedrigschwellige Möglichkeiten<br />
über Job-Point, die es in Berlin bereits gibt. Diese haben<br />
wir sofort integriert. Man kann dort schnell und direkt<br />
Jobs, Praktikums- und Ausbildungsplätze vermitteln.<br />
Auch die Angebote von Arrivo möchten wir einbinden.<br />
Über diese Büros kann man also auch direkt an Jobs<br />
herankommen; der eigentliche Weg wird dann aber, wenn<br />
die Flüchtlinge zu Kunden der Jobcenter werden, über<br />
diese laufen.<br />
Vizepräsidentin Anja Schillhaneck:<br />
Vielen Dank, Frau Senatorin! – Es gibt eine weitere<br />
Nachfrage von Frau Abgeordnete Bangert. – Bitte!<br />
Sabine Bangert (GRÜNE):<br />
Vielen Dank! – Frau Senatorin Kolat! Wie wollen Sie<br />
sicherstellen, dass nichtdokumentierte Qualifikationen<br />
der Geflüchteten – das betrifft immerhin 80 Prozent der<br />
Geflüchteten – erfasst und zertifiziert werden, um zu<br />
verhindern, dass sie unter ihrem Qualifikationsniveau in<br />
prekäre und ungesicherte Beschäftigungen gedrängt werden?<br />
Vizepräsidentin Anja Schillhaneck:<br />
Vielen Dank! – Bitte, Frau Senatorin!<br />
Bürgermeisterin Dilek Kolat (Senatsverwaltung für<br />
Arbeit, Integration und Frauen):<br />
Genau das ist eines der zentralen Themen, wenn es um<br />
die Integration geflüchteter Menschen in den Arbeitsmarkt<br />
geht. Die Berufserfahrungen und Qualifikationen,<br />
die sie mitbringen, wollen wir gerne für den Arbeitsmarkt<br />
verwertbar machen. Dazu haben wir verschiedene An-