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46 <strong>Das</strong> <strong>Stadtgespräch</strong><br />
immer irgendeinen Input zu brauchen<br />
– egal ob kognitiv, kreativ oder<br />
manuell. Sonst kann es passieren,<br />
dass sie eine sichtbare Unruhe ergreift,<br />
sie »intensiv wird«, wenn sie<br />
nicht ausgelastet ist. Ihr liebevolles<br />
Elternhaus und die Umgebung haben<br />
es gelernt auf sie einzugehen.<br />
Ihrer Stabilität und ihrer Überzeugung<br />
»Ich bin gut, ich kann viel<br />
leisten und will es auch«, tun diese<br />
Reaktionen gut. Sie ist ja noch ein<br />
Kind und braucht dieses Feedback<br />
genauso wie jedes andere Kind, um<br />
sich positiv entwickeln zu können.<br />
Melina hat drei Geschwister. Ihre Eltern<br />
bemerkten bei der zweitgeborenen<br />
Tochter Melina sehr schnell:<br />
Dieses Kind ist »anders«. Ihre hohe<br />
Begabung fiel schon im frühen Kinderalter<br />
auf. Nachdem Melina schon<br />
mit acht Monaten laufen konnte,<br />
begann sie urplötzlich im Alter von<br />
drei Jahren ganze Sätze zu sprechen.<br />
Mit vier Jahren fing Melina an zu<br />
schreiben und zu lesen. Sie hatte<br />
es sich unbemerkt von ihren Eltern<br />
selber beigebracht. Ein im Kindergarten<br />
mit vier Jahren und ein zweiter<br />
in der 2. Klasse mit sechs Jahren<br />
durchgeführter Hamburg-Wechsler-<br />
Die ehemalige Schulleiterin Antje Solty mit Melina<br />
Intelligenztest (Hawik) bescheinigte<br />
ihr einen IQ von über 130 – wobei<br />
man von einer vorliegenden Hochbegabung<br />
spricht.<br />
Mit fünf Jahren wurde sie im Januar<br />
als i-Männchen an einer Grundschule<br />
in Rheda-Wiedenbrück vorzeitig<br />
eingeschult. Die zweite Klasse<br />
durchlief sie in einem normalen<br />
Schuljahr, das dritte Schuljahr besuchte<br />
sie bis <strong>April</strong>. Auf Grund der<br />
Unterforderung übersprang sie die<br />
restliche Grundschulzeit und wechselte<br />
im Alter von sieben Jahren in<br />
die fünfte Klasse am Einstein-Gymnasium.<br />
<strong>Das</strong> Gymnasium ist eine der<br />
sehr wenigen Projektschulen im<br />
»Netzwerk Hochbegabtenförderung<br />
NRW«. Drei Lehrkräfte des Einstein-<br />
Gymnasiums bilden hier als »Specialists<br />
in Gifted Education« ein<br />
Team zur Begabtenförderung. Sie<br />
haben an der Universität Münster<br />
das ECHA-Diplom erlangt, sind Ansprechpartner<br />
für die Beratung von<br />
Eltern, Schülerinnen und Schülern<br />
sowie Lehrkräften, betreuen besonders<br />
begabte und hochbegabte<br />
Schülerinnen und Schüler, erfuhren<br />
wir von Schulleiter Jörg Droste.<br />
Insbesondere die ehemalige Schulleiterin<br />
Antje Solty und die ECHA-<br />
Lehrer, kümmerten sich »mit sehr<br />
viel Hingabe um Melina«, wie die<br />
Eltern uns berichteten. Zudem<br />
stellte die Schule Melina mehrere<br />
Monate lang eine Studentin an die<br />
Seite, um ihr die Integration in die<br />
neue Lerngruppe zu erleichtern.<br />
Die Schule schuf für ihre Tochter<br />
eine Lernsituation, in der sie sich<br />
optimal entfalten kann. Dazu gehört<br />
z. B. täglich eine Unterrichtsstunde,<br />
in der eine Lehrperson<br />
Melina Tipps für die schulische<br />
Entwicklung gibt. Ein individuelles<br />
Lernkonzept verschafft Melina Spaß<br />
am schulischen Lernen. Obwohl sie<br />
durch das Überspringen von zwei<br />
Schuljahren viel Unterrichtsstoff<br />
nachholen muss, kommt sie in der<br />
Klasse gut mit, freuen sich die Eltern<br />
über das Engagement des Gymnasiums<br />
für ihre Tochter. In wöchentlichen<br />
Gesprächen informierte die<br />
Schule diese in den ersten Monaten<br />
über die aktuelle Entwicklung ihrer<br />
Tochter. In ihre Klasse 5c hat sie sich<br />
gut eingelebt, »hier fühlt sie, dass<br />
sie ›angekommen‹ ist und was<br />
Klassengemeinschaft und Freundschaft<br />
bedeutet«, so ihre Eltern. Als<br />
wir Melina zum Abschluss unseres<br />
Gesprächs nach ihren Plänen für die<br />
weitere Zukunft fragten, antwortete<br />
sie: »Ich möchte das Abitur machen.<br />
Danach möchte ich Tierärztin<br />
oder Wissenschaftlerin werden«. Wir<br />
sind überzeugt, dass sie das schafft.