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OCEAN7 2009-09-10

Ein österreichisches Abenteurerpaar segelt mit dem Katamaran durch die Südsee. Und der Meeresbiologe Dr. Kikinger schreibt darüber, was man über Meeresfrüchte wissen muss.

Ein österreichisches Abenteurerpaar segelt mit dem Katamaran durch die Südsee. Und der Meeresbiologe Dr. Kikinger schreibt darüber, was man über Meeresfrüchte wissen muss.

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Revier<br />

27<br />

(Levante) mit drei und mehr Windstärken in einem steten,<br />

gewöhnlich drei bis acht Tage dauernden Wechselspiel.<br />

Die im Sommer über Südwesteuropa gelegenen recht stabilen<br />

Hochdruckgebiete sorgen mit ihrer annähernd ungehinderten<br />

Sonneneinstrahlung um den 35. nördlichen Breitengrad für<br />

eine starke Erwärmung der küstennahen Landmassen. Das<br />

kühle Atlantikwasser dagegen erreicht auch im August selten<br />

Temperaturen über 18 Grad Celsius. Komplexe thermische<br />

Windentwicklungen sind die Folge, verstärkt durch die Düsenwirkung<br />

der nördlich und südlich der Straße recht steil ansteigenden<br />

Küstengebirge.<br />

Werden etwa am Cabo de Trafalgar (ca. 20 Seemeilen nordwestlich<br />

von Tarifa – in manchen Vollmondnächten zur Geisterstunde<br />

soll dort der alte Lord Nelson übers Wasser hüpfen)<br />

15 Knoten Westwind gemessen, so sind es in Tarifa selbst 25<br />

bis 30 Knoten. Ähnliches gilt für den Levante, weht er in Gibraltar<br />

mit 15 Knoten aus Ost, hat er bis Tarifa auf 20 und mehr<br />

Knoten zugelegt. Segelfläche und andere nautische Vorbereitungen<br />

sollten jedenfalls im Normalfall auf die Windgeschwindigkeiten<br />

in Tarifa abgestimmt werden. Wetter- und Windmeldungen<br />

sind mehrmals täglich unter anderem von Tarifakontroll<br />

auf Ukw zu empfangen. Auch die entsprechenden Informationen<br />

im Internet, z. B. unter www.windfinder.com (Tarifa,<br />

Gibraltar etc.) oder auf der offiziellen spanischen Wetterseite,<br />

www.aemet.es, haben sich als recht zuverlässig erwiesen.<br />

Eingebettet ist diese mikroklimatische Thermik in die große<br />

synoptische Wetterküche des Atlantiks. Dennoch ist das Wetter<br />

in den Monaten Mai bis September durchwegs freundlich, über<br />

Wochen ist kaum eine Wolke am Himmel zu sehen. Die durchschnittliche<br />

Zahl der Sonnenstunden liegt in diesen Monaten<br />

bei <strong>10</strong>,5/Tag. Atlantisch gemäßigt überschreiten die Temperaturen<br />

kaum 28 Grad Celsius. Kühler als 20 Grad wird es ganz<br />

selten. Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit beträgt<br />

13 Knoten, also ideale Segelbedingungen vom Feinsten.<br />

1 Nadelöhr ins Mittelmeer. Die Straße von Gibraltar vom Atlantik gesehen.<br />

2 Berberaffe. Solange es Affen auf Gibraltar gibt, ist die britische Herrschaft<br />

gesichert.<br />

Nautische Reize<br />

Die Straße bietet aber nicht nur in Bezug auf ihre Wetter- und<br />

Windcharakteristika Außergewöhnliches: besondere Reize für<br />

das Segelvergnügen und besondere Herausforderungen an die<br />

nautischen Künste bergen für den Gezeitenkundler und Stromnavigator<br />

ihre komplexen Strömungsdynamiken, für den Wegerechtler<br />

und KVR-Spezialisten der flotte und teils dichte<br />

Dampferverkehr in der VTZ und in der Bucht von Algeciras;<br />

eine ins goldrote Abendlicht startende Querung der Straße<br />

verspricht nicht nur eine rauschende Nachtfahrt auf Halbwindkurs,<br />

sondern jede Menge Übungsmöglichkeiten am Radar und<br />

in der Bestimmung bunter Schiffslamperln aller Art.<br />

Darüber hinaus liegen an diesem Berührungspunkt der Kontinente<br />

eine Vielzahl von geografisch, kulturell und historisch<br />

interessanten Orten und Sehenswürdigkeiten in einem Radius<br />

von 40 Seemeilen, sodass sie ohne Anstrengung in einer Tagesetappe<br />

erreicht werden können. Ob das Tagesziel die Marina<br />

von Smir in Afrika, La Duquesa oder die Marina Atlantico in<br />

Cadiz ist, nirgends muss auf einen angenehmen, kulinarischen<br />

Abschluss des Segeltages samt angemessener, flüssiger Gaumenfreunden<br />

verzichtet werden.<br />

Wer die Straße in breitenparalleler Richtung durchfährt, befindet<br />

sich im Idealfall auf einem Genusskurs vor dem Wind, mit<br />

Schmetterling oder geblähtem Spinnaker nahe an oder knapp<br />

über der Rumpfgeschwindigkeit seiner Yacht. Segelyachten<br />

dürfen zwar grundsätzlich die Verkehrstrennungszone in Fahrtrichtung<br />

(und genau senkrecht dazu) benützen, sind dort aber<br />

aus verständlichen Gründen nicht gerne gesehen. Eine mit sechs<br />

oder sieben Knoten dahinsegelnde Yacht ist für einen zwei bis<br />

dreimal so schnellen Dampfer zwar kein echter Gegner, dennoch<br />

aber ein lästiges und vor allem unnötiges Hindernis.<br />

Vervielfacht würde der großschifffahrtliche<br />

Unmut, müsste eine ganze<br />

perlschnurartig aufgereihte<br />

Dampferkette einer gemütlich<br />

vor ihr hergeigenden Segelyacht<br />

ausweichen. Generell goutiert<br />

wird ein frühzeitiger (vor dem<br />

Eintreten der Kurshaltepflicht)<br />

und eindeutiger Kurswechsel<br />

des Seglers, der ja ungleich

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