OCEAN7 2009-09-10

EDITORIAL
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Liebe ocean7-leser
Die Yacht heißt TOTALLYMONEY – und ist mit diesem
Namen sozusagen Programm einer neuen Generation besessen
ehrgeiziger Eltern, die ihre Kinder zu seglerischen Wahnsinnstaten
treiben. TOTALLYMONEY heißt die 50 Fuß-Yacht des
Briten Mike Perham, der 17 Jahre und 164 Tage alt war, als er
am 29. August 2009 seine Einhand-Nonstopp-Weltumsegelung
beendete. Kurz zuvor war der US-Amerikaner Zac Sutherland
von seiner Solofahrt zurück gekommen. Sein Rekord hielt nur
kurz: Bei der Ankunft war er 66 Tage älter als sein britischer
Konkurrent.
In der Zwischenzeit macht sich die zierliche Jessica Watson in
Australien für ihre Solo-Weltumsegelung bereit. Wenn sie es
schafft, wird sie 16 Jahre alt sein, wenn sie wieder ankommt.
Zeitgleich mit dem Zieleinlauf von Mike Perham stoppte Ende
August ein niederländisches Gericht vorerst die Pläne völlig
durchgeknallter Eltern: Sie entzogen ihnen das Sorgerecht für
die erst 13-jährige Laura Dekker, die sie auf eine Nonstopp-
Solo-Weltumsegelung schicken wollten.
Einer, der nicht mehr im Teenageralter ist, hat es da schwer.
Womit kann der heute überhaupt noch Aufsehen erregen? Ein
gewisser Bernd Lüchtenborg hat die Lösung: „Ich segle gleich
doppelt nonstop um die Welt – zweimal durch das Südpolarmeer“,
verkündete er publicityträchtig. Und damit er auch
wirklich alle Klischees bedient, behauptet er, für die deutsche
Forschungsgemeinschaft regelmäßig Wasserproben zu entnehmen
und im Übrigen diene der ganze Zirkus auch noch dem
Schutze der Wale und Delfine. Ach ja, ein Sozialprojekt für
Kinder unterstützt er auch noch.Lüchtenborg ist inzwischen
auf der Südhalbkugel unterwegs.
Nicht nur die Rekordfahrten boomen. Auch die Länge der
Yachten. Waren die Pioniere unter den Weltumseglern in den
1970ern noch mit 10-Meter-Schiffen unterwegs, wird man
heute mit allem, was unter 40 oder 50 Fuß ist, selbst in der
Adria nur noch milde belächelt.
Die Wirtschaftskrise hat den Trend indes noch verstärkt: Die
jenigen Jüngeren, die ihre Reichtümer dabei nicht verloren
haben, bringen ihr Spielgeld in Umlauf, statt es dubiosen Fonds
und Banken anzuvertrauen. Sie kaufen Yachten. Möglichst
groß, möglichst luxuriös. Soll ja Eindruck machen. Der Wettlauf
um die größte Serien yacht ist voll im Gang, schon ist man
deutlich über die 57, 58, ja die 60 Fuß hinaus.
Wie wohltuend ist es da, wenn am Vorabend einer der ersten
Bootsmessen des Herbstes, der Amsterdam in-water Boat Show
2009, die Giebelstädter Bavaria Yachtbau zurück auf den Boden
kommt und ihre neueste Entwicklung vorstellt. Die Bavaria
Cruiser 32 (Foto oben), konzipiert in Zusammenarbeit mit Farr
Yacht Design und BMW Group DesignworksUSA, und präsentiert
unter dem Motto: „Die Cruiser 32 – ein Segler, der
den Großen den Wind aus den Segeln nehmen wird“.
Darüber und über verschiedene Reviere, Yachten und Motorboote
lesen Sie ausführlich in dieser aktuellen Ausgabe von
OCEAN7.
Ganz herzlich,
thomas.dobernigg@ocean7.at