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Zech et al. - 2014 - Böden der Welt ein Bildatlas

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H.3<br />

92<br />

Vertisole (VR) [lat. vertere = wenden, umdrehen]<br />

Definition<br />

Tiefgründige, tonreiche Böden mit <strong>der</strong> Horizontfolge<br />

Ah-(Bw-)Bi-C; reich an quellfähigen Tonen, die intensive<br />

Peloturbation bedingen. Diagnostisch ist <strong>der</strong><br />

vertic** Horizont, <strong>ein</strong> tonreicher UBH, <strong>der</strong> innerh<strong>al</strong>b<br />

100 cm u. GOF beginnt. Er zeigt polierte und<br />

geriefte Stresscutane (slickensides, Symbol i) und<br />

schrägliegende keilförmige Aggregate. Das Solum<br />

ist auch oberh<strong>al</strong>b des vertic** Horizonts sehr<br />

tonreich (≥ 30 %). Trotz ihrer oft dunklen Farbe<br />

sind viele Vertisole relativ humusarm. Durch ihren<br />

Reichtum an quellfähigen Tonminer<strong>al</strong>en, vornehmlich<br />

Smectiten, entwickeln Vertisole während<br />

<strong>der</strong> regenarmen Zeit tiefe Trockenrisse von oftm<strong>al</strong>s<br />

≥ 1 cm Breite und ≥ 50 cm Tiefe (durch Pflügen im<br />

Oberboden manchm<strong>al</strong> zerstört). Es wurden auch<br />

kaolinitische Vertisole beschrieben, z. B. aus Texas.<br />

Physik<strong>al</strong>ische Eigenschaften<br />

Lagerungsdichte mit 1,5–1,8 kg dm –3 hoch;<br />

Regenzeit: hohe initi<strong>al</strong>e Infiltration (preferenti<strong>al</strong><br />

flow), jedoch zunehmen<strong>der</strong> Wasserstau<br />

(schlechte Drainage); starkes Quellen <strong>der</strong> Tone<br />

führt zum Schließen <strong>der</strong> Trockenrisse, zur Abnahme<br />

des Porenvolumens mit sinken<strong>der</strong> Luftkapazität<br />

und zur Zunahme des Bodenvolumens<br />

unter Bildung von Stresscutanen; geringe<br />

Wasserleitfähigkeit;<br />

Trockenzeit: starkes Schrumpfen führt zur Abnahme<br />

des Bodenvolumens und zur Zunahme des<br />

Porenvolumens (Trockenrissbildung); im Oberboden<br />

Ausbildung <strong>ein</strong>es (Sub-)Polye<strong>der</strong>-, im Unterboden<br />

<strong>ein</strong>es Prismengefüges, das sich in keilförmige<br />

Aggregate unterteilt; starke Verhärtung;<br />

trotz hoher WSK geringe Pflanzenverfügbarkeit<br />

des Bodenwassers wegen hohen Totwasseranteils;<br />

vielfach Ausbildung <strong>ein</strong>es Mikroreliefs („Gilgai“)<br />

aus Kuppen und Dellen.<br />

Chemische Eigenschaften<br />

Tonfraktion besteht überwiegend aus quellfähigen<br />

Smectiten (oft > 50 %);<br />

neutr<strong>al</strong>e Bodenreaktion mit pH(H 2 O)-Werten<br />

zwischen 6,5 und 8;<br />

KAK pot norm<strong>al</strong>erweise hoch bis sehr hoch:<br />

40–80 cmol(+) kg –1 FE;<br />

BS mittel bis hoch (> 50 %);<br />

trotz dunkler Farbe C org meist < 3 %;<br />

Ca und Mg dominieren am Sorptionskomplex;<br />

hohe Nährstoffvorräte, z. T. jedoch schlecht<br />

pflanzenverfügbar.<br />

Biologische Eigenschaften<br />

Mittlere bis hohe biologische Aktivität (z. B.<br />

Termiten);<br />

niedrige Turnover-Rate <strong>der</strong> OS da sehr stabile<br />

organominer<strong>al</strong>ische Bindung;<br />

Denitrifikation bei Wasserstau.<br />

Vorkommen und Verbreitung<br />

Vertisole entwickeln sich aus häufig k<strong>al</strong>kh<strong>al</strong>tigen<br />

Sedimenten (Mergel, Tone), die reich an quellfähigen<br />

Tonminer<strong>al</strong>en sind, o<strong>der</strong> aus f<strong>ein</strong>körnigen<br />

basenreichen Verwitterungsprodukten (z. B. aus<br />

Bas<strong>al</strong>t), vorwiegend in Plateaulagen, T<strong>al</strong>nie<strong>der</strong>ungen,<br />

Senken und am Hangfuß in semiariden<br />

bis subhumiden Klimaten <strong>der</strong> Tropen und Subtropen,<br />

z. T. auch <strong>der</strong> Mittelbreiten.<br />

<strong>Welt</strong>weit nehmen Vertisole <strong>ein</strong>e Fläche von<br />

ca. 335 · 10 6 ha <strong>ein</strong>; beson<strong>der</strong>e Verbreitung haben<br />

sie in Indien, SO-Asien, Austr<strong>al</strong>ien, im Sudan,<br />

Äthiopien, Südafrika, im SW <strong>der</strong> USA (Texas) sowie<br />

in N-Argentinien, Paraguay und SW-Brasilien.<br />

Region<strong>al</strong>e Namen: Black Cotton Soil, Regur<br />

(Indien), Grumusol, Adobe (USA), Smonitza<br />

(B<strong>al</strong>kanlän<strong>der</strong>), Terres Noires (Westafrika), Tirs<br />

(Marokko), Marg<strong>al</strong>ite (Indonesien).<br />

H · Sommerfeuchte Tropen<br />

DBG: z. T. Pelosole<br />

FAO: Vertisols<br />

ST: Vertisols<br />

Nutzung und Gefährdung<br />

Vertisole sind meist nährstoffreiche Standorte.<br />

Trotzdem werden in den semiariden Tropen große<br />

Flächen nur extensiv beweid<strong>et</strong> o<strong>der</strong> zur Holzgewinnung<br />

genutzt. Allerdings sind nur wenige<br />

Baumarten an diese speziellen Standortsbedingungen<br />

angepasst. Wegen <strong>der</strong> ausgeprägten Wechselfeuchte<br />

ist die ackerbauliche Bewirtschaftung von<br />

Hand schwierig, sowohl in <strong>der</strong> Regen- wie in <strong>der</strong><br />

Trockenzeit („schwerer“ Boden). Der verstärkte<br />

mechanisierte Anbau erschließt das hohe Ertragspotenzi<strong>al</strong><br />

dieser Böden zunehmend, doch ist<br />

Maschinen<strong>ein</strong>satz nur in den kurzen Phasen mittlerer<br />

Feuchte am Beginn und nach dem Ende <strong>der</strong><br />

Regenzeit angebracht. Düngung (N, P, Zn) ist erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Trockenere Vertisole werden bewässert.<br />

Selbstmulchung (self-mulching), <strong>al</strong>so das<br />

Zerf<strong>al</strong>len großer, beim Pflügen entstandener<br />

Klumpen in f<strong>ein</strong>e Aggregate beim Austrocknen,<br />

erleichtert das Keimen <strong>der</strong> Saat.<br />

Anbau von Baumwolle („cash crop“), z. B. im Sudan;<br />

ferner Reis, Zuckerrohr, Mais, Weizen, Roggen,<br />

Sorghum, Erdnuss usw. Hanglagen sind während<br />

<strong>der</strong> Regenzeit erosionsgefährd<strong>et</strong> (Hangrutsche).<br />

Qu<strong>al</strong>ifier für die Klassifikation<br />

Präfix-Qu<strong>al</strong>ifier. Grumic · Mazic · Technic · Endoleptic · S<strong>al</strong>ic<br />

Gleyic · Sodic · Stagnic · Mollic · Gypsic · Duric · C<strong>al</strong>cic · Haplic<br />

Suffix-Qu<strong>al</strong>ifier. Thionic · Albic · Manganiferric · Ferric · Gypsiric<br />

C<strong>al</strong>caric · Humic · Hypos<strong>al</strong>ic · Hyposodic · Mesotrophic · Hypereutric<br />

· Pellic · Chromic · Novic<br />

Qu<strong>al</strong>ifier für die Erstellung von Kartenlegenden<br />

Main Map Unit Qu<strong>al</strong>ifier. Sodic · S<strong>al</strong>ic · Gypsic · P<strong>et</strong>roduric · P<strong>et</strong>roc<strong>al</strong>cic/C<strong>al</strong>cic<br />

· Pellic · Chromic · Haplic<br />

Option<strong>al</strong> Map Unit Qu<strong>al</strong>ifier. Albic · C<strong>al</strong>caric · Duric · Endoleptic<br />

Ferric · Gleyic · Grumic · Gypsiric · Humic · Hypereutric · Hypos<strong>al</strong>ic<br />

Hyposodic · Manganiferric · Mazic · Mesotrophic · Mollic · Novic<br />

Stagnic · Technic · Thionic<br />

Profilcharakteristik · Ausgewählte Bodenkennwerte <strong>ein</strong>es Pellic C<strong>al</strong>cic Vertisol aus k<strong>al</strong>kh<strong>al</strong>tigem Ton<br />

Diagnostika<br />

Vertic** Horizont (diagnostischer UBH)<br />

≥ 30 % Ton;<br />

keilförmige Aggregate, <strong>der</strong>en Längsachse um 10–60°<br />

gegen die Horizont<strong>al</strong>e geneigt ist;<br />

„slickensides“ (polierte und geriefte Aggregatoberflächen);<br />

Mächtigkeit ≥ 25 cm.<br />

Weitere Definitionen für Vertisole<br />

Tongeh<strong>al</strong>t ≥ 30 % von <strong>der</strong> GOF durchgängig bis zum<br />

vertic** Horizont (nachdem die ersten 20 cm gemischt<br />

wurden);<br />

Trockenrisse (Schrumpfrisse): Periodisch mit dem jährlichen<br />

Feuchtewechsel sich öffnende und wie<strong>der</strong> schließende<br />

Klüfte.

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