Zech et al. - 2014 - Böden der Welt ein Bildatlas
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D · Trockene Mittelbreiten (trockene kühl-gemäßigte Zone)<br />
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Trockene Mittelbreiten (trockene kühl-gemäßigte Zone) · Böden und ihre Verbreitung<br />
Bodenbildung<br />
Das Klima <strong>der</strong> Trockenen Mittelbreiten ermöglicht<br />
<strong>ein</strong>e hohe Biomasseproduktion (beson<strong>der</strong>s<br />
Wurzelbiomasse) während des Frühjahrs und<br />
Frühsommers, wenn die Böden feucht sind. Während<br />
<strong>der</strong> trockenen Spätsommer- und <strong>der</strong> k<strong>al</strong>ten<br />
Wintermonate ist <strong>der</strong> Streuabbau gehemmt.<br />
Zahlreiche Bodenwühler (Hamster, Ziesel) arbeiten<br />
die Streu tief in den Miner<strong>al</strong>boden <strong>ein</strong>.<br />
Dabei führt mikrobielle Zers<strong>et</strong>zung zur Humifizierung<br />
und zur Bildung stabiler Ca-Humate und<br />
organominer<strong>al</strong>ischer Verbindungen. Das verbreit<strong>et</strong><br />
f<strong>ein</strong>körnige Ausgangsgest<strong>ein</strong> (z. B. Löss) ist<br />
nährstoffreich und hat <strong>ein</strong>e hohe Wasserspeicherleistung.<br />
Beides för<strong>der</strong>t die Biomasseproduktion<br />
<strong>der</strong> dominierenden Gräser. Es bilden sich mächtige<br />
humose Oberböden (mollic** Horizonte),<br />
<strong>der</strong>en Genese in Südsibirien schon während des<br />
feuchteren Frühholozäns <strong>ein</strong>s<strong>et</strong>zte. Ein Teil des<br />
Humus ist auch durch Brände in beson<strong>der</strong>s stabile<br />
aromatische Ringstrukturen überführt worden<br />
(Holzkohle, black carbon, pyrolysed carbon),<br />
die in den Böden <strong>der</strong> Trockenen Mittelbreiten in<br />
Ausnahmefällen bis zu 40 % <strong>der</strong> organischen Substanz<br />
ausmachen können.<br />
Mit zunehmen<strong>der</strong> Trockenheit nimmt die Bedeutung<br />
<strong>der</strong> physik<strong>al</strong>isch-thermischen Verwitterungsprozesse<br />
zu (Insolationsverwitterung, auch<br />
Frostverwitterung); gleichzeitig gewinnen bei<br />
f<strong>ein</strong>körnigem Substrat neben deszendenter Verlagerung<br />
jahreszeitlich mehr und mehr aszendente<br />
Prozesse an Bedeutung, die im Unterboden zu<br />
S<strong>al</strong>zausfällung führen. Bei tief liegendem Grundwasserspiegel<br />
handelt es sich vorwiegend um<br />
wie<strong>der</strong> aufsteigendes Regenwasser. Auch Deflation<br />
(Stoffaustrag durch Wind) spielt <strong>ein</strong>e wichtige<br />
Rolle.<br />
Böden<br />
W<strong>al</strong>dsteppe. Verbreit<strong>et</strong> sind Phaeozeme, <strong>al</strong>so Böden<br />
mit <strong>ein</strong>em mollic** Horizont und hoher BS,<br />
die aber noch so feucht sind, dass sekundäre Carbonate<br />
höchstens im Unterboden zu finden sind.<br />
Im Übergangsbereich vom sommergrünen Laubw<strong>al</strong>d<br />
zur Steppe (Ungarn, europäisches Russland,<br />
Ukraine, NE-China, östl. Great Plains) besitzen<br />
sie auf Löss und lössartigen F<strong>ein</strong>sedimenten meist<br />
noch <strong>ein</strong>en argic** Horizont und sind mit Luvisolen<br />
vergesellschaft<strong>et</strong>. Im Grenzbereich zum bore<strong>al</strong>en<br />
W<strong>al</strong>d (Innerasien, Südkanada) sind <strong>al</strong>bic**<br />
Horizonte typisch, sowohl bei den Phaeozemen<br />
<strong>al</strong>s auch bei den angrenzenden Luvisolen und<br />
Albeluvisolen.<br />
Langgrassteppe. Der charakteristische Boden dieser<br />
Landschaft ist <strong>der</strong> Chernozem, <strong>der</strong> <strong>ein</strong>en<br />
schwarzen mollic** Horizont und bereits Anreicherungen<br />
von sekundären Carbonaten besitzt.<br />
Während er im noch stärker ozeanisch geprägten<br />
Mitteleuropa und in Saskatchewan (Peace<br />
River-Gebi<strong>et</strong>) meist über <strong>ein</strong>en argic** Horizont<br />
verfügt, dominieren in <strong>der</strong> Ukraine, S-Russland<br />
und den nordöstlichen Great Plains die typischen<br />
Chernozeme, oft mit <strong>ein</strong>em voronic** Horizont.<br />
S<strong>al</strong>zanreicherung im Unterboden spielt hier<br />
bereits <strong>ein</strong>e Rolle, wesh<strong>al</strong>b erste Solon<strong>et</strong>ze und<br />
Solonchake auftr<strong>et</strong>en, noch mit dem steppentypischen<br />
mollic** Horizont. Mit zunehmen<strong>der</strong><br />
Kontinent<strong>al</strong>ität (Ost-Kasachstan, zentr<strong>al</strong>e Präriegebi<strong>et</strong>e)<br />
leiten Chernozeme <strong>al</strong>lmählich zu den<br />
helleren Kastanozemen über.<br />
Kurzgrassteppe. Im nordhemisphärischen Teil dominieren<br />
Kastanozeme, und zwar in <strong>der</strong> S-Ukraine,<br />
Kasachstan, <strong>der</strong> Mongolei, NW- und NE-China<br />
sowie in den westlichen Great Plains in <strong>ein</strong>em<br />
breiten N–S-Streifen entlang <strong>der</strong> Rocky Mountains.<br />
In West-Patagonien gehört <strong>der</strong> schm<strong>al</strong>e Streifen<br />
<strong>der</strong> Steppe zur Ostabdachung <strong>der</strong> Anden und<br />
trägt erosionsbedingt vorwiegend Leptosole,<br />
Regosole und Cambisole; dazwischen sind aufgrund<br />
des verbreit<strong>et</strong>en Andenvulkanismus Andosole<br />
<strong>ein</strong>gelagert. Erosionsgeschütze Standorte<br />
weisen Phaeozeme, Chernozeme und Kastanozeme<br />
auf.<br />
Nemor<strong>al</strong>e Zwergstrauch-H<strong>al</strong>bwüste und Wüste. K<strong>al</strong>kund<br />
gipsreiche Kastanozeme leiten zu den Böden<br />
<strong>der</strong> Zwergstrauch-H<strong>al</strong>bwüsten und Wüsten über.<br />
So tr<strong>et</strong>en in den intramontanen Beckenlagen <strong>der</strong><br />
Rocky Mountains (Great Basin) Kastanozeme gem<strong>ein</strong>sam<br />
mit Regosolen, Leptosolen, C<strong>al</strong>cisolen<br />
und Durisolen auf, in jenen des Tian Shan mit<br />
C<strong>al</strong>cisolen, Gypsisolen und Solonchaken.<br />
In den zentr<strong>al</strong>asiatischen Wüsten Kysylkum,<br />
Karakum, Taklamakan, Dsungarei und Gobi dominieren<br />
in den Ergs und Serirs Arenosole, neben<br />
C<strong>al</strong>cisolen, Gypsisolen und Solonchaken (in<br />
den Sebkha-Senken); Hammadas weisen Leptosole<br />
auf.<br />
In Ost-Patagonien nehmen Kastanozeme lediglich<br />
kl<strong>ein</strong>ere Flächen <strong>ein</strong>, während im trockenen<br />
Windschatten <strong>der</strong> Anden C<strong>al</strong>cisole, Gypsisole<br />
und Solonchake die Bodenlandschaften bestimmen.