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Zech et al. - 2014 - Böden der Welt ein Bildatlas

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G.3<br />

74<br />

Gypsisole (GY) [griech. gýpsos = Gips]<br />

Definition<br />

Humusarme Böden (semi)ari<strong>der</strong> Gebi<strong>et</strong>e mit<br />

deutlicher Anreicherung von sekundärem Gips<br />

(CaSO 4 · 2H 2 O; Symbol y) innerh<strong>al</strong>b von 100 cm<br />

u. GOF. Diese Gipsanreicherungen bilden entwe<strong>der</strong><br />

den mehr o<strong>der</strong> weniger kontinuierlich verhärt<strong>et</strong>en<br />

p<strong>et</strong>rogypsic** Horizont (Symbol ym) o<strong>der</strong><br />

den gypsic** Horizont, <strong>der</strong> weich ist. Typische Horizontfolgen<br />

sind A(y)-Cy, A-By-C(y), A-Bym-C<br />

und seltener A-(E-)Bty-C(y). In Gypsisolen können<br />

auch (p<strong>et</strong>ro)c<strong>al</strong>cic** o<strong>der</strong> (meist reliktische)<br />

(p<strong>et</strong>ro)duric** Horizonte vorkommen. Dabei liegen<br />

wegen <strong>der</strong> höheren Löslichkeit von Gips rezente<br />

(p<strong>et</strong>ro)gypsic** Horizonte bei Dominanz von<br />

Sickerwasser unterh<strong>al</strong>b und bei Dominanz von<br />

aufsteigendem Grundwasser oberh<strong>al</strong>b <strong>der</strong> c<strong>al</strong>cic**<br />

Horizonte. Eventuell auftr<strong>et</strong>ende argic** Horizonte<br />

enth<strong>al</strong>ten norm<strong>al</strong>erweise Gips o<strong>der</strong> Carbonat.<br />

Physik<strong>al</strong>ische Eigenschaften<br />

Farbe hellbraun/braun, bei hohen Gipsgeh<strong>al</strong>ten<br />

hell bis weiß;<br />

strukturarm; hohe Gipsgeh<strong>al</strong>te bedingen kohärente<br />

Struktur;<br />

dadurch niedrige Infiltrationsrate;<br />

geringe WSK, wenn p<strong>et</strong>rogypsic** Horizont in<br />

geringer Tiefe; sonst höhere WSK möglich.<br />

Chemische Eigenschaften<br />

Niedrige Geh<strong>al</strong>te an OS (< 0,6 % C org );<br />

pH(H 2 O)-Werte 7–8;<br />

KAK pot bis 10–20 cmol(+) kg –1 FE;<br />

BS ≈ 100 %;<br />

geringe P-Verfügbarkeit (wegen hoher pH-<br />

Werte);<br />

Gipsfällung induziert Genese spezieller Tonminer<strong>al</strong>e<br />

(Attapulgit);<br />

Gipsgeh<strong>al</strong>te > 25 % erschweren die Pflanzenaufnahme<br />

von K und Mg wegen K/Ca- bzw.<br />

Mg/Ca-Antagonismen;<br />

im Unterboden können sich leicht lösliche S<strong>al</strong>ze<br />

anreichern, die Oberbodenhorizonte haben<br />

aber st<strong>et</strong>s <strong>ein</strong>e niedrige elektrische Leitfähigkeit.<br />

Biologische Eigenschaften<br />

P<strong>et</strong>rogypsic** Horizonte nur durchwurzelbar,<br />

wenn Risse vorhanden;<br />

mäßige biologische Aktivität, da häufig zu trocken.<br />

Vorkommen und Verbreitung<br />

Gypsisole entstehen i. d. R. aus basenreichen<br />

Lockergest<strong>ein</strong>en <strong>al</strong>luvi<strong>al</strong>er, kolluvi<strong>al</strong>er o<strong>der</strong> äolischer<br />

Genese. Oft in Senken ausg<strong>et</strong>rockn<strong>et</strong>er<br />

Seen o<strong>der</strong> auf Flussterrassen mit hoch liegendem<br />

Grundwasserspiegel. Gypsic** Horizonte mit<br />

relativ niedrigen Gipsgeh<strong>al</strong>ten (Hypogypsic*)<br />

kennzeichnen z. B. rezente Gipsbildungsprozesse<br />

auf jungen Terrassen, wohingegen die gypsic**<br />

Horizonte höher gelegener und damit älterer Terrassen<br />

meist hohe Gipsgeh<strong>al</strong>te (Hypergypsic*)<br />

aufweisen. P<strong>et</strong>rogypsic** Horizonte finden sich<br />

oft auf den ältesten, höchsten Terrassenstufen<br />

sowie auf Kuppen.<br />

<strong>Welt</strong>weit nehmen Gypsisole <strong>ein</strong>e Fläche von<br />

ca. 100 · 10 6 ha <strong>ein</strong>. Die größte Verbreitung haben<br />

sie in den (semi)ariden Gebi<strong>et</strong>en Nord- und SW-<br />

Afrikas, Som<strong>al</strong>ias und <strong>der</strong> Arabischen H<strong>al</strong>binsel,<br />

ferner in Anatolien, Syrien, Irak, Iran, Zentr<strong>al</strong>asien<br />

sowie ver<strong>ein</strong>zelt in Austr<strong>al</strong>ien und im SW <strong>der</strong> USA.<br />

Nutzung und Gefährdung<br />

Aufgrund <strong>der</strong> spärlichen Veg<strong>et</strong>ationsdecke (<strong>ein</strong>jährige<br />

Gräser, xerophytische Gehölze) werden<br />

Gypsisole i. d. R. <strong>al</strong>s extensive Weiden genutzt.<br />

Wassermangel und hohe Gipsgeh<strong>al</strong>te (> 25 %) be<strong>ein</strong>trächtigen<br />

das Pflanzenwachstum. Die Böden<br />

sind anfällig für Desertifikation und Erosion. Bei<br />

Bewässerung Gefahr <strong>der</strong> Bodenvers<strong>al</strong>zung sowie<br />

<strong>der</strong> Auflösung <strong>der</strong> (p<strong>et</strong>ro)gypsic** Horizonte, was<br />

zu Bodensackungen führen kann. P<strong>et</strong>rogypsic**<br />

Horizonte erschweren die Durchwurzelung.<br />

Potenziell fruchtbare Böden; Regenfeldbau ab<br />

ca. 400 mm mittlerem Jahresnie<strong>der</strong>schlag möglich,<br />

sofern die Gipsgeh<strong>al</strong>te im Oberboden < 25 %<br />

liegen. Bewässerung und Miner<strong>al</strong>düngung (bes.<br />

N, P, K, Mg) sind notwendig, um befriedigende<br />

G · Trockene Subtropen und Tropen<br />

DBG: –<br />

FAO: Gypsisols<br />

ST: z. B. Gypsids, P<strong>et</strong>roargids, Gypsiargids<br />

Erträge an Weizen, Gerste, Mais, Baumwolle, Aprikosen,<br />

Datteln, W<strong>ein</strong> und Futtergräsern zu erzielen.<br />

Ohne Bewässerung wird oft mehrjährige<br />

Schwarzbrache praktiziert, was <strong>al</strong>lerdings die<br />

Erosionsgefahr erhöht.<br />

Qu<strong>al</strong>ifier für die Klassifikation<br />

Präfix-Qu<strong>al</strong>ifier. P<strong>et</strong>ric · Hypergypsic · Hypogypsic · Arzic · Technic<br />

Hyperskel<strong>et</strong>ic · Leptic · Vertic · Endos<strong>al</strong>ic · Endogleyic · P<strong>et</strong>roduric<br />

Duric · P<strong>et</strong>roc<strong>al</strong>cic · C<strong>al</strong>cic · Luvic · Haplic<br />

Suffix-Qu<strong>al</strong>ifier. Ruptic · Sodic · Hyperochric · Takyric · Yermic<br />

Aridic · Skel<strong>et</strong>ic · Arenic · Siltic · Clayic · Transportic · Novic<br />

Qu<strong>al</strong>ifier für die Erstellung von Kartenlegenden<br />

Main Map Unit Qu<strong>al</strong>ifier. P<strong>et</strong>ric · Hyperskel<strong>et</strong>ic/Leptic · P<strong>et</strong>roc<strong>al</strong>cic/C<strong>al</strong>cic<br />

· Luvic · Haplic<br />

Option<strong>al</strong> Map Unit Qu<strong>al</strong>ifier. Arenic · Aridic · Arzic · Clayic · Duric<br />

Endogleyic · Endos<strong>al</strong>ic · Hypergypsic · Hyperochric · Hypogypsic<br />

Novic · P<strong>et</strong>roduric · Ruptic · Siltic · Skel<strong>et</strong>ic · Sodic · Takyric · Technic<br />

Transportic · Vertic · Yermic<br />

In <strong>der</strong> mitteldeutschen Chernozem/Phaeozem-Landschaft bei Bad<br />

Lauchstädt führten die hohen anthropogenen SO x -Einträge zur Ausbildung<br />

von hellen, gipsreichen Horizonten am Übergang zwischen<br />

dem mollic** Horizont und dem liegenden Löss<br />

Profilcharakteristik · Ausgewählte Bodenkennwerte <strong>ein</strong>es C<strong>al</strong>cic Gypsisol aus basenreichem lehmigem Kolluvium (links) und <strong>ein</strong>es<br />

P<strong>et</strong>ric Gypsisol aus basenreichem lehmigem Kolluvium (rechts)<br />

Diagnostika<br />

Gypsic** Horizont (diagnostischer UBH; weich; z. B. By im linken<br />

Profil)<br />

≥ 5 Masse-% Gips (CaSO 4 · 2H 2 O) und ≥ 1 Vol. -% erkennbarer<br />

sekundärer Gips;<br />

Produkt von Mächtigkeit (in cm) und Gipsgeh<strong>al</strong>t (in Masse-%)<br />

≥ 150;<br />

Mächtigkeit ≥ 15 cm.<br />

P<strong>et</strong>rogypsic** Horizont (diagnostischer UBH; mehr o<strong>der</strong><br />

weniger kontinuierlich verhärt<strong>et</strong>; Bym im rechten Profil)<br />

≥ 5 Masse-% Gips (CaSO 4 · 2 H 2 O) und ≥ 1 Vol. -% erkennbarer<br />

sekundärer Gips;<br />

verhärt<strong>et</strong> o<strong>der</strong> verkitt<strong>et</strong>, zumindest teilweise durch sekundären<br />

Gips, so dass lufttrockene Bruchstücke in Wasser<br />

nicht zerf<strong>al</strong>len;<br />

Wurzeln können nur entlang vertik<strong>al</strong>er Risse <strong>ein</strong>dringen<br />

(die <strong>ein</strong>en mittleren horizont<strong>al</strong>en Abstand ≥ 10 cm haben<br />

und < 20 Vol. -% <strong>ein</strong>nehmen);<br />

Mächtigkeit ≥ 10 cm.

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