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Zech et al. - 2014 - Böden der Welt ein Bildatlas

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104<br />

I · Immerfeuchte Tropen (tropische Regenw<strong>al</strong>dgebi<strong>et</strong>e)<br />

I.2<br />

Plinthosole (PT) [gr. plínthos = Ziegel(st<strong>ein</strong>)]<br />

Definition<br />

Intensiv verwitterte Böden <strong>der</strong> Immer- und Sommerfeuchten<br />

Tropen, mit plinthic** (Symbol Bv),<br />

pisoplinthic** (Symbol Bvc) o<strong>der</strong> p<strong>et</strong>roplinthic**<br />

(Symbol Bvm) Horizonten, die innerh<strong>al</strong>b 50 cm<br />

u. GOF beginnen. Kennzeichnend ist die Akkumulation<br />

größerer Mengen an Eisenoxiden (residu<strong>al</strong><br />

und/o<strong>der</strong> durch Fe-Zufuhr) und die Ausbildung<br />

redoximorpher Muster durch Stauwasser (stagnic**<br />

Farbmuster), gelegentlich auch durch<br />

Grundwasser (gleyic** Farbmuster). Der plinthic**<br />

Horizont weist feste o<strong>der</strong> schwach verkitt<strong>et</strong>e<br />

Konkr<strong>et</strong>ionen o<strong>der</strong> Überzüge auf und teils<br />

noch rezente Redoxprozesse, während <strong>der</strong> pisoplinthic**<br />

Horizont harte Konkr<strong>et</strong>ionen hat und<br />

<strong>der</strong> p<strong>et</strong>roplinthic** Horizont <strong>ein</strong>e ausgehärt<strong>et</strong>e<br />

Platte ist, die jedoch zerbrochen s<strong>ein</strong> kann. Sowohl<br />

<strong>der</strong> pisoplinthic** wie <strong>der</strong> p<strong>et</strong>roplinthic** Horizont<br />

entstehen durch Aushärtung des plinthic**<br />

Horizontes, insbeson<strong>der</strong>e nach wie<strong>der</strong>holter Austrocknung<br />

und Durchfeuchtung. Alle drei Horizonte<br />

sind humusarm, reich an Kaolinit und meist<br />

auch an Quarz (residu<strong>al</strong>). Böden mit rezentem<br />

Stauwasser<strong>ein</strong>fluss werden auch dann <strong>al</strong>s Plinthosole<br />

klassifiziert, wenn ihr plinthic** Horizont<br />

erst innerh<strong>al</strong>b 100 cm u. GOF beginnt. Charakteristische<br />

Horizontfolgen sind Ah-(E-)Bv-C,<br />

Ah-Bvc-C und Ah-(E-)Bvm-C.<br />

Physik<strong>al</strong>ische Eigenschaften<br />

mit plinthic** Horizont: dicht gelagert, oft kohärente<br />

Struktur, mit Spaten grabbar, wasserstauend;<br />

mit p<strong>et</strong>roplinthic** Horizont: verhärt<strong>et</strong>e Lage,<br />

nicht mit Spaten grabbar, wasserstauend, evtl.<br />

rissig;<br />

mit pisoplinthic** Horizont o<strong>der</strong> zerbrochenem<br />

p<strong>et</strong>roplinthic** Horizont: mit Spaten grabbar,<br />

geringer F<strong>ein</strong>bodenanteil, niedrige WSK.<br />

Chemische Eigenschaften<br />

Kaum primäre verwitterbare Miner<strong>al</strong>e; Schluffund<br />

Sandfraktion enth<strong>al</strong>ten verwitterungsresistente<br />

Miner<strong>al</strong>e (z. B. SiO 2 , TiO 2 , ZrSiO 4 );<br />

hoher Anteil an Sesquioxiden (Go<strong>et</strong>hit, Hämatit,<br />

Gibbsit) und Zweischichttonminer<strong>al</strong>en, vornehmlich<br />

Kaolinit;<br />

geringe Humusvorräte;<br />

pH(H 2 O)-Werte um 5;<br />

BS im Oberboden meist niedrig, im Unterboden<br />

teils sehr niedrig;<br />

KAK pot niedrig (meist < 16 cmol(+) kg –1 Ton);<br />

pH-abhängige variable Ladung durch Kaolinit<br />

und Sesquioxide;<br />

hohe P-Fixierungskapazität;<br />

gelegentlich Al-Toxizität.<br />

Biologische Eigenschaften<br />

Kaum aktive Bodenfauna;<br />

schwer o<strong>der</strong> nicht durchwurzelbar.<br />

Vorkommen und Verbreitung<br />

Plinthosole kommen in morphologisch eng begrenzten<br />

Landschaftselementen vor. Durch Grundwasser<br />

entstandene Plinthosole sind zunächst an Senken<br />

gebunden, während unter Stauwasser<strong>ein</strong>fluss gebild<strong>et</strong>e<br />

Plinthosole an den verschiedensten Reliefpositionen<br />

auftr<strong>et</strong>en können. Die Aushärtung von plinthic**<br />

zu p<strong>et</strong>roplinthic** Horizonten erfolgt entwe<strong>der</strong><br />

flächig o<strong>der</strong> aber an den Kanten von Rumpfflächen.<br />

F<strong>al</strong>ls sie ursprünglich unter Grundwasser<strong>ein</strong>fluss<br />

in Senken o<strong>der</strong> Unterhanglagen gebild<strong>et</strong> wurden,<br />

weist ihr Vorkommen auf Plateaus o<strong>der</strong> an den Rän<strong>der</strong>n<br />

von Vollformen auf Reliefumkehr hin. Auch Plinthosole<br />

mit pisoplinthic** Horizont kommen dort<br />

vor, doch können sie auch durch Akkumulation <strong>der</strong><br />

Konkr<strong>et</strong>ionen in Hangfußlagen entstanden s<strong>ein</strong>.<br />

<strong>Welt</strong>weit nehmen Plinthosole ca. 60 · 10 6 ha <strong>ein</strong>;<br />

jene mit plinthic** Horizont bevorzugt unter Re-<br />

DBG: –<br />

FAO: Plinthosols<br />

ST: Plinth…ox, Plinth…ults, z. B. Plinthaquox, Plinthaquults<br />

genw<strong>al</strong>d, jene mit pisoplinthic** und p<strong>et</strong>roplinthic**<br />

Horizont eher in <strong>der</strong> Savannenzone, z. B. in<br />

Südamerika (Randgebi<strong>et</strong>e Amazoniens), Westafrika<br />

(Sahel), Sudan, Zentr<strong>al</strong>indien, Südostasien<br />

(Thailand, Indonesien) und Nordaustr<strong>al</strong>ien. Auch<br />

im SO <strong>der</strong> USA kommen sie vor.<br />

Nutzung und Gefährdung<br />

Wegen ihrer Nährstoffarmut und teilweise auch<br />

wegen ihrer geringen nWSK eignen sich Plinthosole<br />

kaum für Ackerbau. P<strong>et</strong>roplinthic** Horizonte<br />

erschweren die Durchwurzelbarkeit. Plinthosole<br />

werden desh<strong>al</strong>b oft <strong>al</strong>s extensive Weide<br />

o<strong>der</strong> gelegentlich forstlich genutzt. Erosion <strong>der</strong><br />

OBH führt zur Exhumierung und damit zur Aushärtung<br />

<strong>der</strong> plinthic** Horizonte. Auf Plinthosolen<br />

mit pisoplinthic** Horizonten wurden<br />

in Westafrika Kakaoplantagen und in Indien<br />

Cashewkulturen erfolgreich angelegt. P<strong>et</strong>roplinthic**<br />

Horizonte liefern Materi<strong>al</strong> für den<br />

Straßenbau, plinthic** Horizonte eignen sich<br />

zur Herstellung von Mauerziegeln. Manche M<strong>et</strong><strong>al</strong>le<br />

(z. B. Fe, Al [Bauxit], Mn, Ti) reichern sich<br />

in p<strong>et</strong>roplinthic** Horizonten so stark an, dass<br />

sich ihr Abbau lohnt.<br />

Qu<strong>al</strong>ifier für die Klassifikation<br />

Präfix-Qu<strong>al</strong>ifier. P<strong>et</strong>ric · Fractip<strong>et</strong>ric · Pisoplinthic · Gibbsic · Posic<br />

Geric · V<strong>et</strong>ic · Folic · Histic · Technic · Stagnic · Acric · Lixic · Umbric<br />

Haplic<br />

Suffix-Qu<strong>al</strong>ifier. Albic · Manganiferric · Ferric · Endoduric · Abruptic<br />

Colluvic · Ruptic · Alumic · Humic · Dystric · Eutric · Oxyaquic · Pachic<br />

Umbriglossic · Arenic · Siltic · Clayic · Drainic · Transportic · Novic<br />

Qu<strong>al</strong>ifier für die Erstellung von Kartenlegenden<br />

Main Map Unit Qu<strong>al</strong>ifier. P<strong>et</strong>ric/Fractip<strong>et</strong>ric · Pisoplinthic · Albic<br />

Stagnic · Folic/Histic · Umbric · Dystric/Eutric<br />

Option<strong>al</strong> Map Unit Qu<strong>al</strong>ifier. Abruptic · Acric · Alumic · Arenic<br />

Clayic · Colluvic · Drainic · Endoduric · Ferric · Geric · Gibbsic · Humic<br />

Lixic · Manganiferric · Novic · Oxyaquic · Pachic · Posic · Ruptic<br />

Siltic · Technic · Transportic · Umbriglossic · V<strong>et</strong>ic<br />

Profilcharakteristik · Ausgewählte Bodenkennwerte <strong>ein</strong>es Stagnic Albic Pisoplinthic Plinthosol aus lehmig-toniger Deckschicht<br />

Diagnostika<br />

Plinthic** Horizont (diagnostischer UBH)<br />

Folgende Merkm<strong>al</strong>e nehmen (<strong>ein</strong>es <strong>al</strong>l<strong>ein</strong> o<strong>der</strong> beide in<br />

Kombination) ≥ 15 Vol. -% <strong>ein</strong>:<br />

a) diskr<strong>et</strong>e, feste o<strong>der</strong> schwach verkitt<strong>et</strong>e Konkr<strong>et</strong>ionen<br />

mit hue stärker rot o<strong>der</strong> chroma höher <strong>al</strong>s im umgebenden<br />

Materi<strong>al</strong>;<br />

b) feste o<strong>der</strong> schwach verkitt<strong>et</strong>e, plattige, polygon<strong>al</strong>e o<strong>der</strong><br />

n<strong>et</strong>zartige Überzüge mit hue stärker rot o<strong>der</strong> chroma<br />

höher <strong>al</strong>s im umgebenden Materi<strong>al</strong>;<br />

Konkr<strong>et</strong>ionen und Überzüge verhärten irreversibel bei<br />

wie<strong>der</strong>holter Durchfeuchtung und Austrocknung (mit freier<br />

Sauerstoffzufuhr);<br />

nicht Teil <strong>ein</strong>es pisoplinthic** o<strong>der</strong> p<strong>et</strong>roplinthic** Horizonts;<br />

≥ 2,5 % Fe d in <strong>der</strong> F<strong>ein</strong>erde o<strong>der</strong> ≥ 10 % Fe d in den Konkr<strong>et</strong>ionen<br />

o<strong>der</strong> Überzügen;<br />

Fe o :Fe d < 0,1;<br />

Mächtigkeit ≥ 15 cm.<br />

Pisoplinthic** Horizont (diagnostischer UBH)<br />

≥ 40 Vol. -% diskr<strong>et</strong>e, stark verkitt<strong>et</strong>e o<strong>der</strong> verhärt<strong>et</strong>e, rötliche<br />

bis schwärzliche Konkr<strong>et</strong>ionen mit <strong>ein</strong>em Durchmesser<br />

≥ 2 mm;<br />

Mächtigkeit ≥ 15 cm.<br />

P<strong>et</strong>roplinthic** Horizont (diagnostischer UBH)<br />

ist <strong>ein</strong>e kontinuierliche, rissige o<strong>der</strong> aus<strong>ein</strong>an<strong>der</strong>gebrochene<br />

Platte aus mit<strong>ein</strong>an<strong>der</strong> verbundenen, stark verkitt<strong>et</strong>en<br />

o<strong>der</strong> verhärt<strong>et</strong>en<br />

a) rötlichen bis schwärzlichen Konkr<strong>et</strong>ionen; o<strong>der</strong><br />

b) rötlichen, gelblichen bis schwärzlichen, plattigen, polygon<strong>al</strong>en<br />

o<strong>der</strong> n<strong>et</strong>zartigen Überzügen;<br />

Eindringwi<strong>der</strong>stand ≥ 4,5 MPa in ≥ 50 % s<strong>ein</strong>es Volumens;<br />

Fe o :Fe d < 0,1;<br />

Mächtigkeit ≥ 10 cm.

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