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Zech et al. - 2014 - Böden der Welt ein Bildatlas

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I · Immerfeuchte Tropen (tropische Regenw<strong>al</strong>dgebi<strong>et</strong>e)<br />

101<br />

Immerfeuchte Tropen (tropische Regenw<strong>al</strong>dgebi<strong>et</strong>e) · Böden und ihre Verbreitung<br />

Bodenbildung<br />

Das feuchtwarme Klima <strong>der</strong> Immerfeuchten Tropen<br />

steuert maßgeblich die Intensität und Richtung<br />

<strong>der</strong> Pedogenese. Kennzeichnend ist die tiefgründige<br />

chemische Verwitterung <strong>der</strong> Gest<strong>ein</strong>e,<br />

vorwiegend durch Hydrolyse. Vielerorts ist die<br />

Verwitterungsdecke („Regolith“) mehrere Dekam<strong>et</strong>er<br />

mächtig (z. T. bis > 80 m). In größerer<br />

Tiefe läuft die chemische Verwitterung überwiegend<br />

ohne Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gest<strong>ein</strong>sstruktur ab,<br />

wodurch <strong>der</strong> sog. „Saprolith“ entsteht.<br />

Die charakteristischen bodenbildenden Prozesse<br />

sind Ferr<strong>al</strong>isation und Plinthisation. Bei gleichbleibend<br />

hoher mittlerer Jahrestemperatur werden<br />

die anf<strong>al</strong>lenden Verwitterungsprodukte (z. B. Basen-Kationen,<br />

Kieselsäure) infolge hoher Nie<strong>der</strong>schläge<br />

und guter Wasserdurchlässigkeit <strong>der</strong> Böden<br />

stark ausgewaschen. Mit Auswaschung <strong>der</strong> Basen-<br />

Kationen geht Versauerung <strong>ein</strong>her; die Si-Auswaschung<br />

nennt man Desilifizierung. Die Böden enth<strong>al</strong>ten<br />

nur noch geringe Mengen an verwitterbaren<br />

primären Silicaten, vornehmlich in <strong>der</strong> Schlufffraktion.<br />

Es bilden sich große Mengen an LACs wie Kaolinit,<br />

welche die Tonfraktion dominieren. Außerdem<br />

entstehen in großem Umfang Sesquioxide<br />

(Hämatit, Go<strong>et</strong>hit, Gibbsit). Sie bilden Komplexe mit<br />

dem Kaolinit, wodurch sog. „Pseudosand“ und<br />

„Pseudoschluff“ entstehen. Diese Prozesse, die u. a.<br />

zu <strong>ein</strong>er relativen Sesquioxidanreicherung führen,<br />

werden mit dem Begriff Ferr<strong>al</strong>isation umschrieben.<br />

Auf Bas<strong>al</strong>ten und an<strong>der</strong>en siliciumarmen Ausgangsgest<strong>ein</strong>en<br />

schreit<strong>et</strong> die Ferr<strong>al</strong>isation schneller<br />

voran <strong>al</strong>s bei siliciumreichen, wie z. B. Granit.<br />

Absolute Sesquioxidanreicherung ist oft <strong>der</strong> erste<br />

Schritt zur Plinthisation; sie ist typisch für Senken,<br />

Unterhänge und Plateaus. Unter Stau- und/o<strong>der</strong><br />

Grundwasser<strong>ein</strong>fluss werden bei niedrigem Redoxpotenzi<strong>al</strong><br />

Sesquioxide mobilisiert und an Stellen<br />

höheren Redoxpotenzi<strong>al</strong>s (in <strong>der</strong> Landschaft z. B.<br />

an Unterhängen und Hangkanten; im Profil im<br />

durchlüft<strong>et</strong>em Teil des Kapillarsaums von Grundwasserböden<br />

o<strong>der</strong> im Aggregatinnern von Stauwasserböden)<br />

in weicher, toniger, quarzreicher Matrix<br />

unter Ausbildung <strong>ein</strong>es stagnic** o<strong>der</strong> gleyic**<br />

Farbmusters wie<strong>der</strong> ausgeschieden. Intensive Anreicherungen<br />

heißen Plinthit. Aus beson<strong>der</strong>s eisenreichen<br />

Ausgangsgest<strong>ein</strong>en kann Plinthit bei Vorliegen<br />

von Stauwasser auch ohne later<strong>al</strong>e/aszendente<br />

Eisenzufuhr entstehen. Plinthit kann aushärten,<br />

beson<strong>der</strong>s wenn er unter Luftzutritt wie<strong>der</strong>holt<br />

austrockn<strong>et</strong>. Diskr<strong>et</strong>e Konkr<strong>et</strong>ionen werden<br />

Pisolithe genannt („Erbsenst<strong>ein</strong>e“) und kontinuierliche<br />

harte Platten P<strong>et</strong>roplinthit (früher: Laterit; engl.<br />

ironstone, frz. cuirasse o<strong>der</strong> carapace). Erosion <strong>der</strong><br />

umgebenden Bereiche führt zur Reliefumkehr.<br />

Trotz des hohen Laubstreuanf<strong>al</strong>ls sind die<br />

A-Horizonte nicht übermäßig humusreich, da die<br />

Streu rasch miner<strong>al</strong>isiert sowie von Termiten und<br />

Ameisen gefressen wird. Der dichte Filz vielfach<br />

mykorrhizierter Wurzeln sorgt für rasche Aufnahme<br />

<strong>der</strong> freiges<strong>et</strong>zten Nährionen. Unter dem geschlossenen<br />

Kronendach des Regenw<strong>al</strong>des gibt es<br />

im Gegensatz zur Savanne kaum Flächenspülung.<br />

Böden<br />

Art <strong>der</strong> Oberflächengest<strong>ein</strong>e und Alter <strong>der</strong> Landschaft<br />

sowie das Wasserregime haben großen Einfluss<br />

auf die Entwicklung <strong>der</strong> Böden in den Immerfeuchten<br />

Tropen. Große Teile dieser Regionen gehören<br />

zu <strong>al</strong>ten geologischen Schilden aus m<strong>et</strong>amorphen<br />

und plutonischen Gest<strong>ein</strong>en mit dazwischen<br />

liegenden, geologisch jungen Senken (Amazonien,<br />

Kongo-Becken).<br />

Im Amazonasgebi<strong>et</strong> sind auf <strong>al</strong>ten, z. T. kreideund<br />

tertiärzeitlichen saprolithischen Verwitterungsdecken<br />

<strong>der</strong> Terra firme vorwiegend Ferr<strong>al</strong>sole,<br />

Plinthosole und Acrisole entstanden, auf Quarzsandst<strong>ein</strong>en<br />

<strong>der</strong> Terra <strong>al</strong>ta (Río-Negro-Gebi<strong>et</strong>,<br />

Roraima-Berge) aber auch Arenosole und Podzole.<br />

In den flussnahen Auengebi<strong>et</strong>en können auch<br />

Histosole vorkommen, die zusammen mit den<br />

Podzolen den Schwarzwasserflüssen ihre Farbe<br />

und ihren sauren Charakter verleihen. Am Ostrand<br />

<strong>der</strong> Anden wird durch die Weißwasserflüsse geologisch<br />

junger und glimmerreicher D<strong>et</strong>ritus abgelagert;<br />

aus ihm entwickeln sich unter den Várzea-<br />

Wäl<strong>der</strong>n Gleysole und Fluvisole. Ähnliche Bodenverhältnisse<br />

herrschen auch im Kongo-Becken.<br />

An<strong>der</strong>s ist die Situation in SO-Asien, wo großteils<br />

aktive tektonische Zonen mit tätigem Vulkanismus<br />

das Landschaftsbild bestimmen. Hier dominieren<br />

jüngere Bodenbildungen, z. B. an den Hängen<br />

Andosole, daneben Cambisole, Nitisole, Lixisole<br />

sowie Alisole und Acrisole. In den Flussnie<strong>der</strong>ungen<br />

finden wir Fluvisole, Gleysole und Vertisole,<br />

die sich durch langjährigen Reisanbau zu Anthrosolen<br />

weiter entwickeln.<br />

Eine Ausnahme sind die gebirgsfernen Küstentieflän<strong>der</strong><br />

von S-Borneo und O-Sumatra, wo nährstoffarme<br />

Sedimente (z. B. Quarzsande) vorliegen,<br />

denen sog. Padangs aufliegen – das sind anspruchslose<br />

tropische Heide- und Hochmoorlandschaften<br />

mit Podzolen, Arenosolen, Histosolen und Gleysolen<br />

bzw. Fluvisolen. Im Innern dieser Inseln dominieren<br />

dagegen Acrisole und Ferr<strong>al</strong>sole. In den Bergnebelwäl<strong>der</strong>n<br />

Neuguineas sind Umbrisole verbreit<strong>et</strong>.

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