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Zech et al. - 2014 - Böden der Welt ein Bildatlas

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B · Bore<strong>al</strong>e Zone (Taiga; k<strong>al</strong>t-gemäßigte Zone)<br />

B<br />

Bore<strong>al</strong>e Zone (Taiga; k<strong>al</strong>t-gemäßigte Zone) · Lage, Klima, Veg<strong>et</strong>ation<br />

Lage<br />

Die Bore<strong>al</strong>e Zone umgibt die Erdkugel in Form <strong>ein</strong>es<br />

breiten Nadelw<strong>al</strong>dgürtels, <strong>der</strong> das größte geschlossene<br />

W<strong>al</strong>dökosystem <strong>der</strong> Erde ist. Sie kommt<br />

ausschließlich auf <strong>der</strong> Nordh<strong>al</strong>bkugel vor. Im Norden<br />

grenzt sie an die arktische Tundra (subpolare<br />

W<strong>al</strong>dtundra), im Süden an sommergrüne Laubwäl<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> Steppen <strong>der</strong> Mittelbreiten. An den Ostseiten<br />

<strong>der</strong> Kontinente reicht sie bis 50° N, an den wärmeren<br />

ozeanischen Westseiten hingegen nur bis ca. 60° N.<br />

Zur Bore<strong>al</strong>en Zone gehören große Teile Alaskas,<br />

Kanadas, Skandinaviens und Russlands sowie <strong>der</strong><br />

größte Teil von Island. Kl<strong>ein</strong>ere, isolierte Vorkommen<br />

mit vergleichbarer Veg<strong>et</strong>ation („Gebirgstaiga“)<br />

find<strong>et</strong> man in <strong>der</strong> bore<strong>al</strong>en Stufe <strong>der</strong> Hochgebirge<br />

wie z. B. in den Rocky Mountains, den Alpen, den<br />

Karpaten, im Kaukasus und in den südsibirischen<br />

Gebirgen (Tian Shan, Altai, Sayan).<br />

Klima<br />

Die Bore<strong>al</strong>e Zone hat <strong>ein</strong> ausgeprägtes Jahreszeitenklima<br />

und ist zweig<strong>et</strong>eilt in <strong>ein</strong>en kontinent<strong>al</strong>en Klimatyp<br />

(im Innern <strong>der</strong> Kontinente und – abgeschwächt<br />

– an ihren Ostseiten) und <strong>ein</strong>en ozeanischen an den<br />

Westseiten. Zudem steigt die Jahrestemperatur von<br />

N nach S kontinuierlich an, und die Zahl <strong>der</strong> Monate<br />

> 10 °C nimmt von 1 Monat am Nordrand auf<br />

4 Monate am Südrand zu, ebenso steigt das Julimittel<br />

von 10 °C auf ca. 18 °C. Das Klima gehört zum k<strong>al</strong>tgemäßigten<br />

Typ (Df; Köppen und Geiger 1954).<br />

Das kontinent<strong>al</strong>e Teilgebi<strong>et</strong> weist große Unterschiede<br />

zwischen den Winter- und Sommertemperaturen<br />

auf, die im östlichen Sibirien von –70 °C<br />

bis +35 °C reichen können. Die Jahresmitteltemperaturen<br />

liegen in den hochkontinent<strong>al</strong>en Gebi<strong>et</strong>en<br />

unter –5 °C, die mittleren Jahresnie<strong>der</strong>schläge variieren<br />

zwischen ca. 150 und 300 mm und definieren<br />

<strong>ein</strong> insgesamt subhumides Regime. Die Winter<br />

sind schneearm (< 1 m Schneehöhe). Permafrost<br />

ist verbreit<strong>et</strong> und wird z. B. im Becken von<br />

Jakutsk bis zu 400 m mächtig.<br />

Der ozeanische Bereich hat <strong>ein</strong>en eher ausgeglichenen<br />

Jahrestemperaturgang mit mil<strong>der</strong>en Wintern<br />

und weniger heißen Sommern (–50 bis +30 °C).<br />

Die T m liegt hier häufig um 0 °C. Die Jahresnie<strong>der</strong>schläge<br />

erreichen mit > 300 mm deutlich höhere<br />

Werte (humides Regime). Die Schneehöhen liegen<br />

vielfach über 1 m, und die Schneedeckendauer beläuft<br />

sich auf ca. 180–220 d a –1 . Permafrost ist, wenn<br />

überhaupt, nur sporadisch vorhanden.<br />

Veg<strong>et</strong>ation<br />

Die Veg<strong>et</strong>ation <strong>der</strong> Bore<strong>al</strong>en Zone besteht überwiegend<br />

aus Nadelwäl<strong>der</strong>n niedriger Artenzahl. Diese bilden an<br />

ihrem Südrand (sub- o<strong>der</strong> hemibore<strong>al</strong>e Zone) aufgrund<br />

<strong>der</strong> längeren und wärmeren Sommer (> 4 Monate mit<br />

T m > 10 °C) Mischwäl<strong>der</strong> mit sommergrünen Bäumen.<br />

Physiognomisch unterscheid<strong>et</strong> man zwei Formen: In <strong>der</strong><br />

Dunklen Taiga dominieren immergrüne Nadelbäume<br />

wie verschiedene Fichtenarten (z. B. Picea obovata in<br />

Sibirien), Kiefern (z. B. Pinus sibirica), Tannen (z. B.<br />

Abies sibirica). Hinzu kommen sommergrüne Pionierbäume,<br />

vor <strong>al</strong>lem Erlen, Birken und Pappeln, die nach<br />

den häufigen W<strong>al</strong>dbänden (s. u.) die erste Baumgeneration<br />

aufbauen. Die Bodenveg<strong>et</strong>ation besteht aus<br />

Zwergsträuchern wie Heidel- und Preiselbeere (Vaccinium-Arten),<br />

Moosen und Flechten. Lärchen (Larix<br />

gmelinii und L. sibirica) sind die dominierenden<br />

Baumarten <strong>der</strong> Hellen Taiga (Lärchentaiga). Ihr Vorkommen<br />

ist auf das kontinent<strong>al</strong>e Sibirien östlich des<br />

Jenissej beschränkt. Die beiden Lärchenarten sind mit<br />

ihrer dicken Borke und dem Laubabwurf im Winter<br />

perfekt an kontinuierlichen Permafrost und an tiefe<br />

Wintertemperaturen angepasst. An <strong>der</strong> pazifischen<br />

Küste herrschen Zwergkiefern (Pinus pumila) vor. Die<br />

Veg<strong>et</strong>ationszeit variiert zwischen 3 Monaten (Norden)<br />

und ca. 6 Monaten (Süden); sie dauert in den ozeanisch<br />

geprägten Gebi<strong>et</strong>en länger <strong>al</strong>s in den kontinent<strong>al</strong>en.<br />

W<strong>al</strong>dbrände<br />

Ein Charakteristikum <strong>der</strong> bore<strong>al</strong>en Wäl<strong>der</strong> sind die episodisch<br />

auftr<strong>et</strong>enden W<strong>al</strong>dbrände, die durch Blitzschlag<br />

(Wildfeuer), aber auch vom Menschen verursacht werden.<br />

Sie sind <strong>ein</strong> bedeuten<strong>der</strong> ökologisch-pedologischer<br />

Faktor, da sie die Miner<strong>al</strong>isierung <strong>der</strong> schwer abbaubaren<br />

Rohhumuslagen för<strong>der</strong>n und dadurch die<br />

Naturverjüngung begünstigen. Durch häufige Brände<br />

entsteht sog. black carbon, von Feuer be<strong>ein</strong>flusste organische<br />

Substanz, die in <strong>der</strong> Bore<strong>al</strong>en Zone bis zu 40 %<br />

<strong>der</strong> organischen Bodensubstanz ausmachen kann<br />

(Preston und Schmidt 2006). In <strong>der</strong> W<strong>al</strong>dtundra Sibiriens<br />

fanden Guggenberger <strong>et</strong> <strong>al</strong>. (2008) jedoch nur bis<br />

zu ~5 %. Während <strong>der</strong> Schneeschmelze werden beachtliche<br />

Mengen ausg<strong>et</strong>ragen, was die hohen Geh<strong>al</strong>te<br />

an black carbon in den Sedimenten des Arktischen<br />

Ozeans erklärt. Da black carbon aromatische Ringstrukturen<br />

aufweist, gehört er zum relativ stabilen C-Pool<br />

<strong>der</strong> Pedosphäre. W<strong>al</strong>dbrände wirken sich auch auf den<br />

Nährstoffkreislauf bore<strong>al</strong>er Ökosysteme aus. So werden<br />

wichtige Pflanzennährstoffe aus <strong>der</strong> organischen<br />

Substanz freiges<strong>et</strong>zt, was die W<strong>al</strong>dregeneration durch<br />

nährstoffbedürftige sommergrüne Pionierbäume begünstigt.<br />

Ein Teil des Bodenstickstoffs entweicht jedoch<br />

<strong>al</strong>s gasförmiges Stickstoffoxid in die Atmosphäre<br />

und geht dem Ökosystem verloren. Dieser Verlust<br />

wird aber leicht durch Luftstickstoff-bindende Mikroorganismen<br />

aufgefangen, die symbiontisch in den Wurzeln<br />

<strong>der</strong> Erlen leben. W<strong>al</strong>dfeuer „öffnen“ <strong>al</strong>so den N-<br />

Kreislauf. Dass sie auch die Baumartenverteilung in<br />

bore<strong>al</strong>en Nadelwäl<strong>der</strong>n be<strong>ein</strong>flusst haben und noch<br />

be<strong>ein</strong>flussen, zeigt <strong>ein</strong> Beispiel aus Kanada: So brannten<br />

Bestände von Abies b<strong>al</strong>samea beson<strong>der</strong>s häufig vor<br />

9 000 bis 5 000 Jahren, was zu <strong>ein</strong>em Rückgang dieser<br />

Bestände führte, während sich Picea mariana ausdehnen<br />

konnte (de Lafontaine und Pay<strong>et</strong>te 2011).<br />

W. <strong>Zech</strong> <strong>et</strong> <strong>al</strong>., Böden <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>, DOI 10.1007/978-3-642-36575-1_2,<br />

© Springer Berlin Heidelberg <strong>2014</strong>

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