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Zech et al. - 2014 - Böden der Welt ein Bildatlas

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K<br />

122<br />

<strong>Welt</strong>weit verbreit<strong>et</strong>e Böden<br />

K · <strong>Welt</strong>weit verbreit<strong>et</strong>e Böden<br />

Dieser Abschnitt enthält k<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>leitenden Unterabschnitte zu Lage, Klima, Veg<strong>et</strong>ation und Bodenverbreitung, da die<br />

hier besprochenen Böden in (fast) <strong>al</strong>len Ökozonen vorkommen können.<br />

K.1<br />

Fluvisole (FL) [lat. fluvius = Fluss]<br />

Definition<br />

Böden aus rezenten fluviatilen, marinen o<strong>der</strong><br />

lakustrinen Sedimenten. Ohne Eindeichung bzw.<br />

ohne Absenkung des Wasserspiegels werden<br />

sie regelmäßig überflut<strong>et</strong>, wobei frisches Sediment<br />

abgelagert wird. Sie sind gekennzeichn<strong>et</strong><br />

durch f<strong>ein</strong> geschicht<strong>et</strong>es, so genanntes fluvic**<br />

Materi<strong>al</strong>, das innerh<strong>al</strong>b <strong>der</strong> obersten 25 cm <strong>ein</strong>es<br />

Bodenprofils (o<strong>der</strong> unterh<strong>al</strong>b <strong>ein</strong>es Pflughorizontes)<br />

beginnt und sich bis mindestens<br />

50 cm u. GOF erstreckt. Viele Fluvisole weisen<br />

mit <strong>der</strong> Tiefe unregelmäßig abnehmende Humusgeh<strong>al</strong>te<br />

auf, in Abhängigkeit von den Humusgeh<strong>al</strong>ten<br />

<strong>der</strong> Sedimentschichten bzw. wegen<br />

Überdeckung aufgewachsener Ah-Horizonte.<br />

Die Profildifferenzierung ist i. d. R. schwach, es<br />

dominieren A- und C-Horizonte, z. T. be<strong>ein</strong>flusst<br />

durch Anreicherungen von K<strong>al</strong>k, Sulfiden und<br />

leichtlöslichen S<strong>al</strong>zen. Im Unterboden können<br />

überschütt<strong>et</strong>e ältere Böden vorkommen, doch<br />

weist <strong>der</strong> Oberboden k<strong>ein</strong>e diagnostischen Horizonte<br />

o<strong>der</strong> Eigenschaften auf, die für <strong>ein</strong>e fortgeschrittene<br />

Bodenentwicklung charakteristisch<br />

sind, insbeson<strong>der</strong>e k<strong>ein</strong>e cambic** Horizonte.<br />

Viele Fluvisole sind zumindest in <strong>ein</strong>em Teil des<br />

Profils grundwasserbe<strong>ein</strong>flusst und weisen<br />

Redoxmerkm<strong>al</strong>e (Rostflecken, Gleyic*) auf.<br />

Physik<strong>al</strong>ische Eigenschaften<br />

Die wie<strong>der</strong>holte Ablagerung von Sedimenten<br />

unterschiedlicher Körnung im Zusammenhang<br />

mit Überflutungen bewirkt <strong>ein</strong>e plattige<br />

bis geschicht<strong>et</strong>e Struktur;<br />

Wasserleitfähigkeit unterschiedlich, je nach<br />

Textur;<br />

geringe Aggregierung be<strong>ein</strong>trächtigt Tragfähigkeit<br />

für schwere Maschinen;<br />

Probleme wegen Überflutung bzw. Trockenf<strong>al</strong>len.<br />

Chemische Eigenschaften<br />

Stark schwankend, je nach dem Chemismus<br />

des abgelagerten Materi<strong>al</strong>s;<br />

oft günstige Nährstoffnachlieferung;<br />

Fluvisole aus wassergesättigtem, schwefelh<strong>al</strong>tigem<br />

Substrat (sulphidic** Materi<strong>al</strong>: ≥ 0,75 % S,<br />

meist in Form von Sulfiden) entwickeln nach<br />

Trockenlegung und Oxidation den stark sauren<br />

thionic** Horizont (pH in Wasser < 4):<br />

mit Thionic* qu<strong>al</strong>ifier;<br />

die OS kann autochthoner o<strong>der</strong> <strong>al</strong>lochthoner<br />

Genese s<strong>ein</strong>.<br />

Biologische Eigenschaften<br />

Durchwurzelungstiefe durch Grundwasser,<br />

S<strong>al</strong>z- und Sulfidgeh<strong>al</strong>te <strong>ein</strong>geschränkt.<br />

Vorkommen und Verbreitung<br />

Fluvisole entstehen weltweit im Tide- und<br />

Überschwemmungsbereich <strong>der</strong> Küsten- und<br />

Uferstreifen von Meeren, Flüssen und Seen,<br />

wo Sedimentation dominiert. Unterwasserböden<br />

(von < 2 m Wasser ± permanent bedeckt)<br />

gehören meist auch zu den Fluvisolen (Subaquatic*).<br />

<strong>Welt</strong>weit nehmen Fluvisole ca. 350 · 10 6 ha<br />

<strong>ein</strong>. Größere zusammenhängende Are<strong>al</strong>e finden<br />

sich im Delta- und Überflutungsbereich<br />

großer Ströme (Mississippi, Amazonas, Nil, Ganges,<br />

Brahmaputra, Mekong, Huang He, Jangtsekiang<br />

u. a. ), in versumpften Gebi<strong>et</strong>en, z. B. im<br />

Pantan<strong>al</strong> (Brasilien), in den Nie<strong>der</strong>ungen um den<br />

Tschadsee und in den Wattenmeeren (Tid<strong>al</strong>ic*)<br />

sowie entlang <strong>der</strong> Mangrovenzonen. Mangrovenwäl<strong>der</strong><br />

bedecken <strong>et</strong>wa 15 · 10 6 ha.<br />

DBG: Auenböden, Marschen, Strandböden, semisubhydrische und subhydrische Böden<br />

FAO: Fluvisols<br />

ST: z. B. Fluvents<br />

Nutzung und Gefährdung<br />

Das Nutzungspotenzi<strong>al</strong> <strong>der</strong> Fluvisole ist meistens<br />

hoch, variiert aber in Abhängigkeit vom sedimentierten<br />

Materi<strong>al</strong>, vom Chemismus des<br />

Grundwassers sowie dessen Schwankungen.<br />

Viele Fluvisole werden seit langem ackerbaulich<br />

genutzt (Mesopotamien, Ägypten); in<br />

Asien (z. B. China, Indien und Bangladesch)<br />

ist <strong>der</strong> Anbau von Nassreis weit verbreit<strong>et</strong>, wodurch<br />

die Fluvisole <strong>al</strong>lmählich in Anthrosole<br />

übergehen. Auch Gemüseanbau spielt<br />

<strong>ein</strong>e wichtige Rolle. In den Tropen bi<strong>et</strong><strong>et</strong> sich<br />

Agroforstwirtschaft an. Auf schwach s<strong>al</strong>zh<strong>al</strong>tigen<br />

Fluvisolen können Kokosnussplantagen<br />

b<strong>et</strong>rieben werden. Auf den stark s<strong>al</strong>zh<strong>al</strong>tigen<br />

Fluvisolen im Mangrovenbereich nutzt man<br />

die Gehölze (z. B. Avicennia, Rhizophora) zur<br />

Brennholz- und Holzkohle-Gewinnung. Die<br />

Zerstörung <strong>der</strong> Mangrovenwäl<strong>der</strong> schreit<strong>et</strong><br />

rasch voran (Garnelenzucht). Ihre Wie<strong>der</strong>aufforstung<br />

ist schwierig. Thionic* Fluvisole sind<br />

durch tiefe pH-Werte und Al-Toxizität gekennzeichn<strong>et</strong>.<br />

Fluvisollandschaften weisen oft <strong>ein</strong>e hohe<br />

ökologische Vielf<strong>al</strong>t auf und sind schützenswerte<br />

Rückzugsgebi<strong>et</strong>e für Tiere.<br />

Qu<strong>al</strong>ifier für die Klassifikation<br />

Präfix-Qu<strong>al</strong>ifier. Subaquatic · Tid<strong>al</strong>ic · Limnic · Folic · Histic<br />

Technic · S<strong>al</strong>ic · Gleyic · Stagnic · Mollic · Gypsic · C<strong>al</strong>cic · Umbric<br />

Haplic<br />

Suffix-Qu<strong>al</strong>ifier. Thionic · Anthric · Gypsiric · C<strong>al</strong>caric · Tephric<br />

P<strong>et</strong>rogleyic · Gelic · Oxyaquic · Humic · Sodic · Dystric · Eutric<br />

Greyic · Takyric · Yermic · Aridic · Densic · Skel<strong>et</strong>ic · Arenic<br />

Siltic · Clayic · Drainic · Transportic<br />

Qu<strong>al</strong>ifier für die Erstellung von Kartenlegenden<br />

Main Map Unit Qu<strong>al</strong>ifier. Subaquatic/Tid<strong>al</strong>ic · Thionic · Skel<strong>et</strong>ic<br />

S<strong>al</strong>ic · Gleyic · Stagnic · Folic/Histic · Mollic/Umbric · C<strong>al</strong>caric<br />

Dystric/Eutric<br />

Option<strong>al</strong> Map Unit Qu<strong>al</strong>ifier. Anthric · Arenic · Aridic · C<strong>al</strong>cic<br />

Clayic · Densic · Drainic · Gelic · Greyic · Gypsic · Gypsiric · Humic<br />

Limnic · Oxyaquic · P<strong>et</strong>rogleyic · Siltic · Sodic · Takyric · Technic<br />

Tephric · Transportic · Yermic<br />

Profilcharakteristik · Ausgewählte Bodenkennwerte <strong>ein</strong>es C<strong>al</strong>caric Mollic Gleyic Fluvisol aus fluviatilen Ablagerungen<br />

Diagnostika<br />

Fluvic** Materi<strong>al</strong><br />

ist fluviatilen, marinen o<strong>der</strong> lakustrinen Ursprungs;<br />

zeigt Schichtung in mind. 25 % des Bodenvolumens und/<br />

o<strong>der</strong> Geh<strong>al</strong>te an OS, die unregelmäßig mit <strong>der</strong> Profiltiefe<br />

abnehmen.<br />

W. <strong>Zech</strong> <strong>et</strong> <strong>al</strong>., Böden <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>, DOI 10.1007/978-3-642-36575-1_11,<br />

© Springer Berlin Heidelberg <strong>2014</strong>

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